Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Dritter Akt. weßwegen ich Euch rufen ließ. Ihr solltaus diesem dunkeln Labirinth mich führen, worein ein blinder Eifer mich geworfen. Von Euch erwart' ich Wahrheit. Redet offen mit mir. Was soll ich glauben, was be- schließen? Von Eurem Amte fodr' ich Wahrheit. Domingo. Sire, wenn meines Standes Mildigkeit mir auch der Schonung süße Pflicht nicht auferlegte, doch würd' ich Eure Majestät beschwören, um Ihrer Ruhe willen Sie beschwören, bei dem Entdeckten still zu stehn -- das For- schen in ein Geheimniß ewig aufzugeben, das niemals freudig sich entwickeln kann. Was jetzt bekannt ist, kann vergeben wer- den. Ein Wort des Königs -- und die Königinn hat nie gefehlt. Der Wille des Monarchen verleiht die Tugend wie das Glück -- und nur die immer gleiche Ruhe meines Königs kann die Gerüchte mächtig niederschlagen, die sich die Lästerung erlaubt. Dritter Akt. weßwegen ich Euch rufen ließ. Ihr ſolltaus dieſem dunkeln Labirinth mich führen, worein ein blinder Eifer mich geworfen. Von Euch erwart’ ich Wahrheit. Redet offen mit mir. Was ſoll ich glauben, was be- ſchließen? Von Eurem Amte fodr’ ich Wahrheit. Domingo. Sire, wenn meines Standes Mildigkeit mir auch der Schonung ſüße Pflicht nicht auferlegte, doch würd’ ich Eure Majeſtät beſchwören, um Ihrer Ruhe willen Sie beſchwören, bei dem Entdeckten ſtill zu ſtehn — das For- ſchen in ein Geheimniß ewig aufzugeben, das niemals freudig ſich entwickeln kann. Was jetzt bekannt iſt, kann vergeben wer- den. Ein Wort des Königs — und die Königinn hat nie gefehlt. Der Wille des Monarchen verleiht die Tugend wie das Glück — und nur die immer gleiche Ruhe meines Königs kann die Gerüchte mächtig niederſchlagen, die ſich die Läſterung erlaubt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#KOENIG"> <p><pb facs="#f0247" n="235"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Dritter Akt</hi>.</fw><lb/> weßwegen ich Euch rufen ließ. Ihr ſollt<lb/> aus dieſem dunkeln Labirinth mich führen,<lb/> worein ein blinder Eifer mich geworfen.<lb/> Von Euch erwart’ ich Wahrheit. Redet offen<lb/> mit mir. Was ſoll ich glauben, was be-<lb/> ſchließen?<lb/> Von Eurem Amte fodr’ ich Wahrheit.</p> </sp><lb/> <sp who="#DOMI"> <speaker><hi rendition="#g">Domingo</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Sire,</hi><lb/> wenn meines Standes Mildigkeit mir auch<lb/> der Schonung ſüße Pflicht nicht auferlegte,<lb/> doch würd’ ich Eure Majeſtät beſchwören,<lb/> um Ihrer Ruhe willen Sie beſchwören,<lb/> bei dem Entdeckten ſtill zu ſtehn — das For-<lb/> ſchen<lb/> in ein Geheimniß ewig aufzugeben,<lb/> das niemals freudig ſich entwickeln kann.<lb/> Was jetzt bekannt iſt, kann vergeben wer-<lb/> den.<lb/> Ein Wort des Königs — und die Königinn<lb/> hat nie gefehlt. Der Wille des Monarchen<lb/> verleiht die Tugend wie das Glück — und<lb/> nur<lb/> die immer gleiche Ruhe meines Königs<lb/> kann die Gerüchte mächtig niederſchlagen,<lb/> die ſich die Läſterung erlaubt.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [235/0247]
Dritter Akt.
weßwegen ich Euch rufen ließ. Ihr ſollt
aus dieſem dunkeln Labirinth mich führen,
worein ein blinder Eifer mich geworfen.
Von Euch erwart’ ich Wahrheit. Redet offen
mit mir. Was ſoll ich glauben, was be-
ſchließen?
Von Eurem Amte fodr’ ich Wahrheit.
Domingo.
Sire,
wenn meines Standes Mildigkeit mir auch
der Schonung ſüße Pflicht nicht auferlegte,
doch würd’ ich Eure Majeſtät beſchwören,
um Ihrer Ruhe willen Sie beſchwören,
bei dem Entdeckten ſtill zu ſtehn — das For-
ſchen
in ein Geheimniß ewig aufzugeben,
das niemals freudig ſich entwickeln kann.
Was jetzt bekannt iſt, kann vergeben wer-
den.
Ein Wort des Königs — und die Königinn
hat nie gefehlt. Der Wille des Monarchen
verleiht die Tugend wie das Glück — und
nur
die immer gleiche Ruhe meines Königs
kann die Gerüchte mächtig niederſchlagen,
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