Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Dom Karlos. König. Elisabeth! Sie haben in schwachen Stunden mich gesehen. Diese Erinnerung macht Sie so kühn. Der Spie- gel, vor dem wir stehen, macht Sie kühn. Sie trauen auf eine Allmacht, die Sie oft genug an meiner Festigkeit geprüft -- Doch fürchten Sie desto mehr. Was bis zu Schwächen mich gebracht, kann auch zu Raserei mich führen. Königinn. Was hab' ich denn begangen? König. Er nimmt ihre Hand. Wenn es ist, doch ist -- und ist es denn nicht schon? -- wenn Ihrer Verschuldung volles, aufgehäuftes Maß auch nur um eines Athems Schwere steigt -- wenn ich der Hintergangne bin -- Er läßt ihre Hand los. Ich kann auch über diese letzte Schwäche siegen. Dom Karlos. König. Eliſabeth! Sie haben in ſchwachen Stunden mich geſehen. Dieſe Erinnerung macht Sie ſo kühn. Der Spie- gel, vor dem wir ſtehen, macht Sie kühn. Sie trauen auf eine Allmacht, die Sie oft genug an meiner Feſtigkeit geprüft — Doch fürchten Sie deſto mehr. Was bis zu Schwächen mich gebracht, kann auch zu Raſerei mich führen. Königinn. Was hab’ ich denn begangen? König. Er nimmt ihre Hand. Wenn es iſt, doch iſt — und iſt es denn nicht ſchon? — wenn Ihrer Verſchuldung volles, aufgehäuftes Maß auch nur um eines Athems Schwere ſteigt — wenn ich der Hintergangne bin — Er läßt ihre Hand los. Ich kann auch über dieſe letzte Schwäche ſiegen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0348" n="336"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Dom Karlos.</hi> </fw><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker> <hi rendition="#g">König.</hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Eliſabeth! Sie haben</hi><lb/> in ſchwachen Stunden mich geſehen. Dieſe<lb/> Erinnerung macht Sie ſo kühn. Der Spie-<lb/> gel,<lb/> vor dem wir ſtehen, macht Sie kühn. Sie<lb/> trauen<lb/> auf eine Allmacht, die Sie oft genug<lb/> an meiner Feſtigkeit geprüft — Doch fürchten<lb/> Sie deſto mehr. Was bis zu Schwächen mich<lb/> gebracht, kann auch zu Raſerei mich führen.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGI"> <speaker> <hi rendition="#g">Königinn.</hi> </speaker><lb/> <p>Was hab’ ich denn begangen?</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker> <hi rendition="#g">König.</hi> </speaker><lb/> <stage>Er nimmt ihre Hand.</stage><lb/> <p><hi rendition="#et">Wenn es iſt,</hi><lb/><hi rendition="#g">doch</hi> iſt — und iſt es denn nicht ſchon? —<lb/> wenn Ihrer<lb/> Verſchuldung volles, aufgehäuftes Maß<lb/> auch nur um eines Athems Schwere ſteigt —<lb/> wenn ich der Hintergangne bin —</p><lb/> <stage>Er läßt ihre Hand los.</stage><lb/> <p><hi rendition="#et">Ich kann</hi><lb/> auch über dieſe letzte Schwäche ſiegen.<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [336/0348]
Dom Karlos.
König.
Eliſabeth! Sie haben
in ſchwachen Stunden mich geſehen. Dieſe
Erinnerung macht Sie ſo kühn. Der Spie-
gel,
vor dem wir ſtehen, macht Sie kühn. Sie
trauen
auf eine Allmacht, die Sie oft genug
an meiner Feſtigkeit geprüft — Doch fürchten
Sie deſto mehr. Was bis zu Schwächen mich
gebracht, kann auch zu Raſerei mich führen.
Königinn.
Was hab’ ich denn begangen?
König.
Er nimmt ihre Hand.
Wenn es iſt,
doch iſt — und iſt es denn nicht ſchon? —
wenn Ihrer
Verſchuldung volles, aufgehäuftes Maß
auch nur um eines Athems Schwere ſteigt —
wenn ich der Hintergangne bin —
Er läßt ihre Hand los.
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