Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Erster Akt. Königinn sieht den Marquis fest an. Die Welt hat Sie verdorben, Marquis. Kaum erkenn' ich den Philosophen mehr, der unbestochen und ohne Menschenfurcht sogar am Throne die Wahrheit sagt. Marquis. Vielmehr -- es ist die kühnste Freimüthigkeit, da Wahrheit zu gestehn, wo sie gewiß kein Schmeichler wagen möchte. Königinn zur Prinzessinn von Eboli. Mir däucht, Prinzessinn Eboli, ich sehe dort eine Hyazinthe blühen -- Wollen Sie mir sie bringen? Die Prinzessinn geht nach dem Platze. Die Königinn etwas leiser zum Marquis. Chevalier, ich müßte mich sehr betrügen, oder Ihre Ankunft hat einen frohen Menschen mehr gemacht an diesem Hof. Marquis. Ich habe einen Erſter Akt. Königinn ſieht den Marquis feſt an. Die Welt hat Sie verdorben, Marquis. Kaum erkenn' ich den Philoſophen mehr, der unbeſtochen und ohne Menſchenfurcht ſogar am Throne die Wahrheit ſagt. Marquis. Vielmehr — es iſt die kühnſte Freimüthigkeit, da Wahrheit zu geſtehn, wo ſie gewiß kein Schmeichler wagen möchte. Königinn zur Prinzeſſinn von Eboli. Mir däucht, Prinzeſſinn Eboli, ich ſehe dort eine Hyazinthe blühen — Wollen Sie mir ſie bringen? Die Prinzeſſinn geht nach dem Platze. Die Königinn etwas leiſer zum Marquis. Chevalier, ich müßte mich ſehr betrügen, oder Ihre Ankunft hat einen frohen Menſchen mehr gemacht an dieſem Hof. Marquis. Ich habe einen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0051" n="41"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Erſter Akt</hi>.</fw><lb/> <sp who="#KOENIGI"> <speaker> <hi rendition="#g">Königinn</hi> </speaker><lb/> <stage>ſieht den Marquis feſt an.</stage><lb/> <p><hi rendition="#et">Die Welt</hi><lb/> hat Sie verdorben, Marquis. Kaum erkenn' ich<lb/> den Philoſophen mehr, der unbeſtochen<lb/> und ohne Menſchenfurcht ſogar am Throne<lb/> die Wahrheit ſagt.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker><hi rendition="#g">Marquis</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Vielmehr — es iſt die kühnſte</hi><lb/> Freimüthigkeit, <hi rendition="#g">da</hi> Wahrheit zu geſtehn,<lb/> wo ſie gewiß kein Schmeichler wagen möchte.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGI"> <speaker> <hi rendition="#g">Königinn</hi> </speaker><lb/> <stage>zur Prinzeſſinn von Eboli.</stage><lb/> <p>Mir däucht, Prinzeſſinn Eboli, ich ſehe<lb/> dort eine Hyazinthe blühen — Wollen<lb/> Sie mir ſie bringen?</p><lb/> <stage>Die Prinzeſſinn geht nach dem Platze. Die Königinn<lb/> etwas leiſer zum Marquis.</stage><lb/> <p><hi rendition="#et">Chevalier, ich müßte</hi><lb/> mich ſehr betrügen, oder Ihre Ankunft<lb/> hat einen frohen Menſchen mehr gemacht<lb/> an dieſem Hof.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker><hi rendition="#g">Marquis</hi>.</speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Ich habe einen</hi><lb/> </p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [41/0051]
Erſter Akt.
Königinn
ſieht den Marquis feſt an.
Die Welt
hat Sie verdorben, Marquis. Kaum erkenn' ich
den Philoſophen mehr, der unbeſtochen
und ohne Menſchenfurcht ſogar am Throne
die Wahrheit ſagt.
Marquis.
Vielmehr — es iſt die kühnſte
Freimüthigkeit, da Wahrheit zu geſtehn,
wo ſie gewiß kein Schmeichler wagen möchte.
Königinn
zur Prinzeſſinn von Eboli.
Mir däucht, Prinzeſſinn Eboli, ich ſehe
dort eine Hyazinthe blühen — Wollen
Sie mir ſie bringen?
Die Prinzeſſinn geht nach dem Platze. Die Königinn
etwas leiſer zum Marquis.
Chevalier, ich müßte
mich ſehr betrügen, oder Ihre Ankunft
hat einen frohen Menſchen mehr gemacht
an dieſem Hof.
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