Königinn. Zuletzt noch mit der Mutter sich vermählen.
Karlos. Verfluchter Sohn! Er steht einen Augenblick starr und sprachlos. Ja es ist aus. Jetzt ist es aus -- Ich fühle klar und helle, was mir ewig, ewig dunkel bleiben sollte. Sie sind für mich dahin -- dahin -- dahin -- auf immerdar! -- Jetzt ist der Wurf gefallen. Sie sind für mich verloren. -- O in diesem Gefühl liegt Hölle! Hölle liegt im andern, Sie zu besitzen. -- Weh! Ich faß' es nicht, und meine Nerven fangen an zu reißen.
Königinn. Beklagenswerther, theurer Karl! Ich fühle -- ganz fühl' ich sie, die namenlose Pein, die jetzt in Ihrem Busen tobt. Unendlich wie Ihre Liebe ist Ihr Schmerz. Unendlich wie er ist auch der Ruhm ihn zu besiegen. Erringen Sie ihn, junger Held. Der Preis ist dieses hohen, starken Kämpfers werth,
Erſter Akt.
Karlos. Um Gottes willen, reden Sie nicht aus.
Königinn. Zuletzt noch mit der Mutter ſich vermählen.
Karlos. Verfluchter Sohn! Er ſteht einen Augenblick ſtarr und ſprachlos. Ja es iſt aus. Jetzt iſt es aus — Ich fühle klar und helle, was mir ewig, ewig dunkel bleiben ſollte. Sie ſind für mich dahin — dahin — dahin — auf immerdar! — Jetzt iſt der Wurf gefallen. Sie ſind für mich verloren. — O in dieſem Gefühl liegt Hölle! Hölle liegt im andern, Sie zu beſitzen. — Weh! Ich faß’ es nicht, und meine Nerven fangen an zu reißen.
Königinn. Beklagenswerther, theurer Karl! Ich fühle — ganz fühl’ ich ſie, die namenloſe Pein, die jetzt in Ihrem Buſen tobt. Unendlich wie Ihre Liebe iſt Ihr Schmerz. Unendlich wie er iſt auch der Ruhm ihn zu beſiegen. Erringen Sie ihn, junger Held. Der Preis iſt dieſes hohen, ſtarken Kämpfers werth,
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Erſter Akt.
Karlos.
Um Gottes willen, reden Sie nicht aus.
Königinn.
Zuletzt noch mit der Mutter ſich vermählen.
Karlos.
Verfluchter Sohn!
Er ſteht einen Augenblick ſtarr und ſprachlos.
Ja es iſt aus. Jetzt iſt
es aus — Ich fühle klar und helle, was
mir ewig, ewig dunkel bleiben ſollte.
Sie ſind für mich dahin — dahin — dahin —
auf immerdar! — Jetzt iſt der Wurf gefallen.
Sie ſind für mich verloren. — O in dieſem
Gefühl liegt Hölle! Hölle liegt im andern,
Sie zu beſitzen. — Weh! Ich faß’ es nicht,
und meine Nerven fangen an zu reißen.
Königinn.
Beklagenswerther, theurer Karl! Ich fühle —
ganz fühl’ ich ſie, die namenloſe Pein,
die jetzt in Ihrem Buſen tobt. Unendlich
wie Ihre Liebe iſt Ihr Schmerz. Unendlich
wie er iſt auch der Ruhm ihn zu beſiegen.
Erringen Sie ihn, junger Held. Der Preis
iſt dieſes hohen, ſtarken Kämpfers werth,
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Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/69>, abgerufen am 17.02.2025.
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