Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789.Stimme der Freundschaft nicht mehr, und war Schon in den ersten Zeiten dieser Epoche for¬ Baron
Stimme der Freundſchaft nicht mehr, und war Schon in den erſten Zeiten dieſer Epoche for¬ Baron
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0112" n="104"/> Stimme der Freundſchaft nicht mehr, und war<lb/> jezt auch noch zu glücklich, um ſie zu verſtehen.</p><lb/> <p>Schon in den erſten Zeiten dieſer Epoche for¬<lb/> derte mich eine wichtige Angelegenheit an den Hof<lb/> meines Souverains, die ich auch dem feurigſten<lb/> Intereſſe der Freundſchaft nicht nachſetzen durfte.<lb/> Eine unſichtbare Hand, die ſich mir erſt lange nach¬<lb/> her entdeckte, hatte Mittel gefunden, meine An¬<lb/> gelegenheiten dort zu verwirren, und Gerüchte<lb/> von mir auszubreiten, die ich eilen mußte, durch<lb/> meine perſönliche Gegenwart zu widerlegen. Der<lb/> Abſchied vom Prinzen ward mir ſchwer, aber ihm<lb/> war er deſto leichter. Schon ſeit geraumer Zeit<lb/> waren die Bande gelöſ't, die ihn an mich gekettet<lb/> hatten. Aber ſein Schickſal hatte meine ganze<lb/> Theilnehmung erweckt; ich ließ mir deswegen von<lb/> dem Baron von F*** verſprechen, mich durch<lb/> ſchriftliche Nachrichten damit in Verbindung zu er¬<lb/> halten, was er auch auf's gewiſſenhafteſte gehal¬<lb/> ten hat. Von jezt an bin ich alſo auf lange Zeit<lb/> kein Augenzeuge dieſer Begebenheiten mehr; man<lb/> erlaube mir, den Baron von F*** an meiner<lb/> Statt aufzuführen, und dieſe Lücke durch Auszüge<lb/> aus ſeinen Briefen zu ergänzen. Ungeachtet die<lb/> Vorſtellungsart meines Freundes F*** nicht im¬<lb/> mer die meinige iſt, ſo habe ich dennoch an ſeinen<lb/> Worten nichts ändern wollen, aus denen der Leſer<lb/> die Wahrheit mit wenig Mühe herausfinden wird.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#g">Baron</hi><lb/> </fw> </div> </div> </body> </text> </TEI> [104/0112]
Stimme der Freundſchaft nicht mehr, und war
jezt auch noch zu glücklich, um ſie zu verſtehen.
Schon in den erſten Zeiten dieſer Epoche for¬
derte mich eine wichtige Angelegenheit an den Hof
meines Souverains, die ich auch dem feurigſten
Intereſſe der Freundſchaft nicht nachſetzen durfte.
Eine unſichtbare Hand, die ſich mir erſt lange nach¬
her entdeckte, hatte Mittel gefunden, meine An¬
gelegenheiten dort zu verwirren, und Gerüchte
von mir auszubreiten, die ich eilen mußte, durch
meine perſönliche Gegenwart zu widerlegen. Der
Abſchied vom Prinzen ward mir ſchwer, aber ihm
war er deſto leichter. Schon ſeit geraumer Zeit
waren die Bande gelöſ't, die ihn an mich gekettet
hatten. Aber ſein Schickſal hatte meine ganze
Theilnehmung erweckt; ich ließ mir deswegen von
dem Baron von F*** verſprechen, mich durch
ſchriftliche Nachrichten damit in Verbindung zu er¬
halten, was er auch auf's gewiſſenhafteſte gehal¬
ten hat. Von jezt an bin ich alſo auf lange Zeit
kein Augenzeuge dieſer Begebenheiten mehr; man
erlaube mir, den Baron von F*** an meiner
Statt aufzuführen, und dieſe Lücke durch Auszüge
aus ſeinen Briefen zu ergänzen. Ungeachtet die
Vorſtellungsart meines Freundes F*** nicht im¬
mer die meinige iſt, ſo habe ich dennoch an ſeinen
Worten nichts ändern wollen, aus denen der Leſer
die Wahrheit mit wenig Mühe herausfinden wird.
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