Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789.Vortreflichkeit des Menschen in diese Welt und seine Ich weiß, nichts dagegen zu antworten. "Das moralische Wesen ist also in sich selbst Dieß ist erwiesen. "Es umgebe mich also was da wolle, der mo¬ Ich ahnde, wo Sie hinaus wollen, aber -- "Es sey also ein vernünftig geordnetes Ganze, Paßt
Vortreflichkeit des Menſchen in dieſe Welt und ſeine Ich weiß, nichts dagegen zu antworten. „Das moraliſche Weſen iſt alſo in ſich ſelbſt Dieß iſt erwieſen. „Es umgebe mich alſo was da wolle, der mo¬ Ich ahnde, wo Sie hinaus wollen, aber — „Es ſey alſo ein vernünftig geordnetes Ganze, Paßt
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0163" n="155"/> Vortreflichkeit des Menſchen in dieſe Welt und ſeine<lb/> Glückſeligkeit in die andre fallen könnte — Iſt<lb/> Ihnen dieſes erwieſen?“</p><lb/> <p>Ich weiß, nichts dagegen zu antworten.</p><lb/> <p>„Das moraliſche Weſen iſt alſo in ſich ſelbſt<lb/> vollendet und beſchloſſen, wie das, welches wir<lb/> zum Unterſchied davon das organiſche nennen, be¬<lb/> ſchloſſen durch ſeine Moralität, wie dieſes durch<lb/> ſeinen Bau, und dieſe Moralität iſt eine Beziehung,<lb/> die von dem, was außer ihm vorgeht, durchaus<lb/> unabhängig iſt.“</p><lb/> <p>Dieß iſt erwieſen.</p><lb/> <p>„Es umgebe mich alſo was da wolle, der mo¬<lb/> raliſche Unterſchied bleibt.“</p><lb/> <p>Ich ahnde, wo Sie hinaus wollen, aber —</p><lb/> <p>„Es ſey alſo ein vernünftig geordnetes Ganze,<lb/> eine unendliche Gerechtigkeit und Güte, eine Fort¬<lb/> dauer der Perſönlichkeit, ein ewiger Fortſchritt —<lb/> aus der moraliſchen Welt läßt ſich dieſes wenigſtens<lb/> nicht mit größerer Bündigkeit erweiſen, als aus der<lb/> phyſiſchen. Um vollkommen zu ſeyn, um glücklich<lb/> zu ſeyn, bedarf das moraliſche Weſen keiner neuen<lb/> Inſtanz mehr — und wenn es eine erwartet, ſo<lb/> kann ſich dieſe Erwartung wenigſtens nicht mehr<lb/> auf eine Forderung gründen. Was mit ihm werde,<lb/> muß ihm für ſeine Vollkommenheit gleich viel ſeyn,<lb/> ſo wie es der Roſe — um ſchön zu ſeyn — gleich<lb/> viel ſeyn muß, ob ſie in einer Wüſte oder in fürſtli¬<lb/> chen Gärten, ob ſie dem Buſen eines lieblichen<lb/> Mädchens oder dem verzehrenden Wurm entgegen<lb/> blühet.“</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Paßt<lb/></fw> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [155/0163]
Vortreflichkeit des Menſchen in dieſe Welt und ſeine
Glückſeligkeit in die andre fallen könnte — Iſt
Ihnen dieſes erwieſen?“
Ich weiß, nichts dagegen zu antworten.
„Das moraliſche Weſen iſt alſo in ſich ſelbſt
vollendet und beſchloſſen, wie das, welches wir
zum Unterſchied davon das organiſche nennen, be¬
ſchloſſen durch ſeine Moralität, wie dieſes durch
ſeinen Bau, und dieſe Moralität iſt eine Beziehung,
die von dem, was außer ihm vorgeht, durchaus
unabhängig iſt.“
Dieß iſt erwieſen.
„Es umgebe mich alſo was da wolle, der mo¬
raliſche Unterſchied bleibt.“
Ich ahnde, wo Sie hinaus wollen, aber —
„Es ſey alſo ein vernünftig geordnetes Ganze,
eine unendliche Gerechtigkeit und Güte, eine Fort¬
dauer der Perſönlichkeit, ein ewiger Fortſchritt —
aus der moraliſchen Welt läßt ſich dieſes wenigſtens
nicht mit größerer Bündigkeit erweiſen, als aus der
phyſiſchen. Um vollkommen zu ſeyn, um glücklich
zu ſeyn, bedarf das moraliſche Weſen keiner neuen
Inſtanz mehr — und wenn es eine erwartet, ſo
kann ſich dieſe Erwartung wenigſtens nicht mehr
auf eine Forderung gründen. Was mit ihm werde,
muß ihm für ſeine Vollkommenheit gleich viel ſeyn,
ſo wie es der Roſe — um ſchön zu ſeyn — gleich
viel ſeyn muß, ob ſie in einer Wüſte oder in fürſtli¬
chen Gärten, ob ſie dem Buſen eines lieblichen
Mädchens oder dem verzehrenden Wurm entgegen
blühet.“
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