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Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789.

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zu werden, als das Uebel, dem es abhelfen sollte.
Der Prinz, der dem Spiel nur allein durch hohes
Wagen einen flüchtigen Reitz zu geben wußte, fand
bald keine Gränzen mehr darin. Er war einmal
aus seiner Achse. Alles, was er that, nahm eine
leidenschaftliche Gestalt an; alles geschah mit der
ungeduldigen Heftigkeit, die jetzt in ihm herrschte.
Sie kennen seine Gleichgültigkeit gegen das Geld;
hier wurde sie zur gänzlichen Unempfindlichkeit.
Goldstücke zerrannen die Wassertropfen in seinen
Händen. Er verlor fast ununterbrochen, weil er
ganz und gar ohne Aufmerksamkeit spielte. Er
verlor ungeheure Summen, weil er wie ein ver¬
zweifelter Spieler wagte. -- Liebster O***, mit
Herzklopfen schreib' ich es nieder -- in vier Tagen
waren die zwölf tausend Zechinen -- und noch
darüber verloren.

Machen Sie mir keine Vorwürfe. Ich klage
mich selbst genug an. Aber konnt' ich es hindern?
Hörte mich der Prinz? Konnte ich etwas anders,
als ihm Vorstellung thun? Ich that was in mei¬
nem Vermögen stand. Ich kann mich nicht schul¬
dig finden.

Auch Civitella verlor beträchtlich, ich gewann
gegen sechs hundert Zechinen. Das beyspiellose
Unglück des Prinzen machte Aufsehen; um so we¬
niger konnte er jetzt das Spiel verlassen. Civitella,
dem man die Freude ansieht, ihn zu verbinden,
streckte ihm sogleich die Summe vor. Die Lücke
ist zugestopft, aber der Prinz ist dem Marchese 24000

Zechi¬

zu werden, als das Uebel, dem es abhelfen ſollte.
Der Prinz, der dem Spiel nur allein durch hohes
Wagen einen flüchtigen Reitz zu geben wußte, fand
bald keine Gränzen mehr darin. Er war einmal
aus ſeiner Achſe. Alles, was er that, nahm eine
leidenſchaftliche Geſtalt an; alles geſchah mit der
ungeduldigen Heftigkeit, die jetzt in ihm herrſchte.
Sie kennen ſeine Gleichgültigkeit gegen das Geld;
hier wurde ſie zur gänzlichen Unempfindlichkeit.
Goldſtücke zerrannen die Waſſertropfen in ſeinen
Händen. Er verlor faſt ununterbrochen, weil er
ganz und gar ohne Aufmerkſamkeit ſpielte. Er
verlor ungeheure Summen, weil er wie ein ver¬
zweifelter Spieler wagte. — Liebſter O***, mit
Herzklopfen ſchreib' ich es nieder — in vier Tagen
waren die zwölf tauſend Zechinen — und noch
darüber verloren.

Machen Sie mir keine Vorwürfe. Ich klage
mich ſelbſt genug an. Aber konnt' ich es hindern?
Hörte mich der Prinz? Konnte ich etwas anders,
als ihm Vorſtellung thun? Ich that was in mei¬
nem Vermögen ſtand. Ich kann mich nicht ſchul¬
dig finden.

Auch Civitella verlor beträchtlich, ich gewann
gegen ſechs hundert Zechinen. Das beyſpielloſe
Unglück des Prinzen machte Aufſehen; um ſo we¬
niger konnte er jetzt das Spiel verlaſſen. Civitella,
dem man die Freude anſieht, ihn zu verbinden,
ſtreckte ihm ſogleich die Summe vor. Die Lücke
iſt zugeſtopft, aber der Prinz iſt dem Marcheſe 24000

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[184/0192] zu werden, als das Uebel, dem es abhelfen ſollte. Der Prinz, der dem Spiel nur allein durch hohes Wagen einen flüchtigen Reitz zu geben wußte, fand bald keine Gränzen mehr darin. Er war einmal aus ſeiner Achſe. Alles, was er that, nahm eine leidenſchaftliche Geſtalt an; alles geſchah mit der ungeduldigen Heftigkeit, die jetzt in ihm herrſchte. Sie kennen ſeine Gleichgültigkeit gegen das Geld; hier wurde ſie zur gänzlichen Unempfindlichkeit. Goldſtücke zerrannen die Waſſertropfen in ſeinen Händen. Er verlor faſt ununterbrochen, weil er ganz und gar ohne Aufmerkſamkeit ſpielte. Er verlor ungeheure Summen, weil er wie ein ver¬ zweifelter Spieler wagte. — Liebſter O***, mit Herzklopfen ſchreib' ich es nieder — in vier Tagen waren die zwölf tauſend Zechinen — und noch darüber verloren. Machen Sie mir keine Vorwürfe. Ich klage mich ſelbſt genug an. Aber konnt' ich es hindern? Hörte mich der Prinz? Konnte ich etwas anders, als ihm Vorſtellung thun? Ich that was in mei¬ nem Vermögen ſtand. Ich kann mich nicht ſchul¬ dig finden. Auch Civitella verlor beträchtlich, ich gewann gegen ſechs hundert Zechinen. Das beyſpielloſe Unglück des Prinzen machte Aufſehen; um ſo we¬ niger konnte er jetzt das Spiel verlaſſen. Civitella, dem man die Freude anſieht, ihn zu verbinden, ſtreckte ihm ſogleich die Summe vor. Die Lücke iſt zugeſtopft, aber der Prinz iſt dem Marcheſe 24000 Zechi¬

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_geisterseher_1789/192>, abgerufen am 23.11.2024.