Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite
einem: Es soll so seyn, einstellen konnte. -- Aber
seh er nun Wurm, das hat uns wieder auf den vo-
rigen Punkt geleitet. Ich kündige meinem Sohn
noch diesen Vormittag seine Vermälung an. Das
Gesicht, das er mir zeigen wird, soll seinen Arg-
wohn entweder rechtfertigen, oder ganz widerlegen.

Wurm. Gnädiger Herr, ich bitte sehr um Ver-
gebung. Das finstre Gesicht, das er Ihnen ganz zu-
verläßig zeigt, läßt sich eben so gut auf die Rechnung
der Braut schreiben, die Sie ihm zuführen, als der-
jenigen, die Sie ihm nehmen. Ich ersuche Sie um
eine schärfere Probe. Wählen Sie ihm die untade-
lichste Parthie im Land, und sagt er ja, so lassen
Sie den Sekretair Wurm drei Jahre Kugeln schleifen.

Präsident. (beißt die Lippen) Teufel!
Wurm. Es ist nicht anders. Die Mutter --
die Dummheit selbst -- hat mir in der Einfalt zu-
viel geplaudert.

Präsident. (geht auf und nieder, preßt seinen Zorn
zurük)
Gut! Diesen Morgen noch.

Wurm. Nur vergessen Ewr Exzellenz nicht, daß
der Major -- der Sohn meines Herrn ist.

Präsident. Er soll geschont werden, Wurm.
Wurm. Und daß der Dienst, Ihnen von einer
unwillkommenen Schwiegertochter zu helfen --

Präsident. Den Gegendienst werth ist, Ihm zu
einer Frau zu helfen? -- Auch das Wurm.
Wurm.
einem: Es ſoll ſo ſeyn, einſtellen konnte. — Aber
ſeh er nun Wurm, das hat uns wieder auf den vo-
rigen Punkt geleitet. Ich kuͤndige meinem Sohn
noch dieſen Vormittag ſeine Vermaͤlung an. Das
Geſicht, das er mir zeigen wird, ſoll ſeinen Arg-
wohn entweder rechtfertigen, oder ganz widerlegen.

Wurm. Gnaͤdiger Herr, ich bitte ſehr um Ver-
gebung. Das finſtre Geſicht, das er Ihnen ganz zu-
verlaͤßig zeigt, laͤßt ſich eben ſo gut auf die Rechnung
der Braut ſchreiben, die Sie ihm zufuͤhren, als der-
jenigen, die Sie ihm nehmen. Ich erſuche Sie um
eine ſchaͤrfere Probe. Waͤhlen Sie ihm die untade-
lichſte Parthie im Land, und ſagt er ja, ſo laſſen
Sie den Sekretair Wurm drei Jahre Kugeln ſchleifen.

Praͤſident. (beißt die Lippen) Teufel!
Wurm. Es iſt nicht anders. Die Mutter —
die Dummheit ſelbſt — hat mir in der Einfalt zu-
viel geplaudert.

Praͤſident. (geht auf und nieder, preßt ſeinen Zorn
zuruͤk)
Gut! Dieſen Morgen noch.

Wurm. Nur vergeſſen Ewr Exzellenz nicht, daß
der Major — der Sohn meines Herrn iſt.

Praͤſident. Er ſoll geſchont werden, Wurm.
Wurm. Und daß der Dienſt, Ihnen von einer
unwillkommenen Schwiegertochter zu helfen —

Praͤſident. Den Gegendienſt werth iſt, Ihm zu
einer Frau zu helfen? — Auch das Wurm.
Wurm.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#PRA">
            <p><pb facs="#f0026" n="22"/>
einem: <hi rendition="#fr">Es &#x017F;oll &#x017F;o &#x017F;eyn,</hi> ein&#x017F;tellen konnte. &#x2014; Aber<lb/>
&#x017F;eh er nun Wurm, das hat uns wieder auf den vo-<lb/>
rigen Punkt geleitet. Ich ku&#x0364;ndige meinem Sohn<lb/>
noch die&#x017F;en Vormittag &#x017F;eine Verma&#x0364;lung an. Das<lb/>
Ge&#x017F;icht, das er mir zeigen wird, &#x017F;oll &#x017F;einen Arg-<lb/>
wohn entweder rechtfertigen, oder ganz widerlegen.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#WUR">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Wurm.</hi> </speaker>
            <p>Gna&#x0364;diger Herr, ich bitte &#x017F;ehr um Ver-<lb/>
gebung. Das fin&#x017F;tre Ge&#x017F;icht, das er Ihnen ganz zu-<lb/>
verla&#x0364;ßig zeigt, la&#x0364;ßt &#x017F;ich eben &#x017F;o gut auf die Rechnung<lb/>
der Braut &#x017F;chreiben, die Sie ihm zufu&#x0364;hren, als der-<lb/>
jenigen, die Sie ihm nehmen. Ich er&#x017F;uche Sie um<lb/>
eine &#x017F;cha&#x0364;rfere Probe. Wa&#x0364;hlen Sie ihm die untade-<lb/>
lich&#x017F;te Parthie im Land, und <hi rendition="#fr">&#x017F;agt</hi> er ja, &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Sie den Sekretair Wurm drei Jahre Kugeln &#x017F;chleifen.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#PRA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Pra&#x0364;&#x017F;ident.</hi> </speaker>
            <p><stage>(beißt die Lippen)</stage> Teufel!</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#WUR">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Wurm.</hi> </speaker>
            <p>Es i&#x017F;t nicht anders. Die Mutter &#x2014;<lb/>
die Dummheit &#x017F;elb&#x017F;t &#x2014; hat mir in der Einfalt zu-<lb/>
viel geplaudert.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#PRA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Pra&#x0364;&#x017F;ident.</hi> </speaker>
            <p><stage>(geht auf und nieder, preßt &#x017F;einen Zorn<lb/>
zuru&#x0364;k)</stage> Gut! Die&#x017F;en Morgen noch.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#WUR">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Wurm.</hi> </speaker>
            <p>Nur verge&#x017F;&#x017F;en Ewr Exzellenz nicht, daß<lb/>
der Major &#x2014; der Sohn meines Herrn i&#x017F;t.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#PRA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Pra&#x0364;&#x017F;ident.</hi> </speaker>
            <p><hi rendition="#fr">Er</hi> &#x017F;oll ge&#x017F;chont werden, Wurm.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#WUR">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Wurm.</hi> </speaker>
            <p>Und daß der Dien&#x017F;t, Ihnen von einer<lb/>
unwillkommenen Schwiegertochter zu helfen &#x2014;</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#PRA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Pra&#x0364;&#x017F;ident.</hi> </speaker>
            <p>Den Gegendien&#x017F;t werth i&#x017F;t, Ihm zu<lb/>
einer Frau zu helfen? &#x2014; Auch das Wurm.</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Wurm.</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0026] einem: Es ſoll ſo ſeyn, einſtellen konnte. — Aber ſeh er nun Wurm, das hat uns wieder auf den vo- rigen Punkt geleitet. Ich kuͤndige meinem Sohn noch dieſen Vormittag ſeine Vermaͤlung an. Das Geſicht, das er mir zeigen wird, ſoll ſeinen Arg- wohn entweder rechtfertigen, oder ganz widerlegen. Wurm. Gnaͤdiger Herr, ich bitte ſehr um Ver- gebung. Das finſtre Geſicht, das er Ihnen ganz zu- verlaͤßig zeigt, laͤßt ſich eben ſo gut auf die Rechnung der Braut ſchreiben, die Sie ihm zufuͤhren, als der- jenigen, die Sie ihm nehmen. Ich erſuche Sie um eine ſchaͤrfere Probe. Waͤhlen Sie ihm die untade- lichſte Parthie im Land, und ſagt er ja, ſo laſſen Sie den Sekretair Wurm drei Jahre Kugeln ſchleifen. Praͤſident. (beißt die Lippen) Teufel! Wurm. Es iſt nicht anders. Die Mutter — die Dummheit ſelbſt — hat mir in der Einfalt zu- viel geplaudert. Praͤſident. (geht auf und nieder, preßt ſeinen Zorn zuruͤk) Gut! Dieſen Morgen noch. Wurm. Nur vergeſſen Ewr Exzellenz nicht, daß der Major — der Sohn meines Herrn iſt. Praͤſident. Er ſoll geſchont werden, Wurm. Wurm. Und daß der Dienſt, Ihnen von einer unwillkommenen Schwiegertochter zu helfen — Praͤſident. Den Gegendienſt werth iſt, Ihm zu einer Frau zu helfen? — Auch das Wurm. Wurm.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/26
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/26>, abgerufen am 21.11.2024.