Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite
raßle dann mit deinen Ketten und wimmre:
Mir ist zuviel geschehen!
Siebente Szene.
Gerichtsdiener. Die Vorigen.
Ferdinand. (eilt auf Louisen zu, die ihm halb
todt in den Arm fällt)
Louise! Hilfe! Rettung! Der
Schreken überwältigte sie.

Miller. (ergreift sein spanisches Rohr, sezt den
Hut auf, und macht sich zum Angriff gefaßt.)
Frau. (wirft sich auf die Knie vor den Präsident)
Präsident. (zu den Gerichtsdienern, seinen Orden
entblößend)
Legt Hand an im Namen des Herzogs --
Weg von der Mäze, Junge -- Ohnmächtig oder
nicht -- Wenn sie nur erst das eiserne Halsband
um hat, wird man sie schon mit Steinwürfen auf-
weken.

Frau. Erbarmung Ihro Exzellenz! Erbarmung!
Erbarmung!

Miller. (reißt seine Frau in die Höhe) Knie
vor Gott alte Heulhure, und nicht vor -- -- Schel-
men, weil ich ja doch schon ins Zuchthaus muß.

Präsident. (beißt die Lippen) Du kannst dich
verrechnen, Bube. Es stehen noch Galgen leer
(zu den Gerichtsdienern) Muß ich es noch einmal
sagen?

Gerichtsdiener (dringen auf Louisen ein)
Ferdinand. (springt an ihr auf, und stellt sich
vor
raßle dann mit deinen Ketten und wimmre:
Mir iſt zuviel geſchehen!
Siebente Szene.
Gerichtsdiener. Die Vorigen.
Ferdinand. (eilt auf Louiſen zu, die ihm halb
todt in den Arm faͤllt)
Louiſe! Hilfe! Rettung! Der
Schreken uͤberwaͤltigte ſie.

Miller. (ergreift ſein ſpaniſches Rohr, ſezt den
Hut auf, und macht ſich zum Angriff gefaßt.)
Frau. (wirft ſich auf die Knie vor den Praͤſident)
Praͤſident. (zu den Gerichtsdienern, ſeinen Orden
entbloͤßend)
Legt Hand an im Namen des Herzogs —
Weg von der Maͤze, Junge — Ohnmaͤchtig oder
nicht — Wenn ſie nur erſt das eiſerne Halsband
um hat, wird man ſie ſchon mit Steinwuͤrfen auf-
weken.

Frau. Erbarmung Ihro Exzellenz! Erbarmung!
Erbarmung!

Miller. (reißt ſeine Frau in die Hoͤhe) Knie
vor Gott alte Heulhure, und nicht vor — — Schel-
men, weil ich ja doch ſchon ins Zuchthaus muß.

Praͤſident. (beißt die Lippen) Du kannſt dich
verrechnen, Bube. Es ſtehen noch Galgen leer
(zu den Gerichtsdienern) Muß ich es noch einmal
ſagen?

Gerichtsdiener (dringen auf Louiſen ein)
Ferdinand. (ſpringt an ihr auf, und ſtellt ſich
vor
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#PRA">
            <p><pb facs="#f0070" n="66"/>
raßle dann mit deinen Ketten und wimmre:<lb/>
Mir i&#x017F;t zuviel ge&#x017F;chehen!</p>
          </sp>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Siebente Szene.</head><lb/>
          <stage>Gerichtsdiener. Die Vorigen.</stage><lb/>
          <sp who="#FER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ferdinand.</hi> </speaker>
            <p><stage>(eilt auf Loui&#x017F;en zu, die ihm halb<lb/>
todt in den Arm fa&#x0364;llt)</stage> Loui&#x017F;e! Hilfe! Rettung! Der<lb/>
Schreken u&#x0364;berwa&#x0364;ltigte &#x017F;ie.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#MIL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Miller.</hi> </speaker>
            <p>
              <stage>(ergreift &#x017F;ein &#x017F;pani&#x017F;ches Rohr, &#x017F;ezt den<lb/>
Hut auf, und macht &#x017F;ich zum Angriff gefaßt.)</stage>
            </p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FMI">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Frau.</hi> </speaker>
            <p>
              <stage>(wirft &#x017F;ich auf die Knie vor den Pra&#x0364;&#x017F;ident)</stage>
            </p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PRA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Pra&#x0364;&#x017F;ident.</hi> </speaker>
            <p><stage>(zu den Gerichtsdienern, &#x017F;einen Orden<lb/>
entblo&#x0364;ßend)</stage> Legt Hand an im Namen des Herzogs &#x2014;<lb/>
Weg von der Ma&#x0364;ze, Junge &#x2014; Ohnma&#x0364;chtig oder<lb/>
nicht &#x2014; Wenn &#x017F;ie nur er&#x017F;t das ei&#x017F;erne Halsband<lb/>
um hat, wird man &#x017F;ie &#x017F;chon mit Steinwu&#x0364;rfen auf-<lb/>
weken.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#FMI">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Frau.</hi> </speaker>
            <p>Erbarmung Ihro Exzellenz! Erbarmung!<lb/>
Erbarmung!</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#MIL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Miller.</hi> </speaker>
            <p><stage>(reißt &#x017F;eine Frau in die Ho&#x0364;he)</stage> Knie<lb/>
vor Gott alte Heulhure, und nicht vor &#x2014; &#x2014; Schel-<lb/>
men, weil ich ja doch &#x017F;chon ins Zuchthaus muß.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#PRA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Pra&#x0364;&#x017F;ident.</hi> </speaker>
            <p><stage>(beißt die Lippen)</stage> Du kann&#x017F;t dich<lb/>
verrechnen, Bube. Es &#x017F;tehen noch Galgen leer<lb/><stage>(zu den Gerichtsdienern)</stage> Muß ich es noch einmal<lb/>
&#x017F;agen?</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#GDI">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Gerichtsdiener</hi> </speaker>
            <p>
              <stage>(dringen auf Loui&#x017F;en ein)</stage>
            </p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ferdinand.</hi> </speaker>
            <p>
              <stage>(&#x017F;pringt an ihr auf, und &#x017F;tellt &#x017F;ich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">vor</fw><lb/></stage>
            </p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0070] raßle dann mit deinen Ketten und wimmre: Mir iſt zuviel geſchehen! Siebente Szene. Gerichtsdiener. Die Vorigen. Ferdinand. (eilt auf Louiſen zu, die ihm halb todt in den Arm faͤllt) Louiſe! Hilfe! Rettung! Der Schreken uͤberwaͤltigte ſie. Miller. (ergreift ſein ſpaniſches Rohr, ſezt den Hut auf, und macht ſich zum Angriff gefaßt.) Frau. (wirft ſich auf die Knie vor den Praͤſident) Praͤſident. (zu den Gerichtsdienern, ſeinen Orden entbloͤßend) Legt Hand an im Namen des Herzogs — Weg von der Maͤze, Junge — Ohnmaͤchtig oder nicht — Wenn ſie nur erſt das eiſerne Halsband um hat, wird man ſie ſchon mit Steinwuͤrfen auf- weken. Frau. Erbarmung Ihro Exzellenz! Erbarmung! Erbarmung! Miller. (reißt ſeine Frau in die Hoͤhe) Knie vor Gott alte Heulhure, und nicht vor — — Schel- men, weil ich ja doch ſchon ins Zuchthaus muß. Praͤſident. (beißt die Lippen) Du kannſt dich verrechnen, Bube. Es ſtehen noch Galgen leer (zu den Gerichtsdienern) Muß ich es noch einmal ſagen? Gerichtsdiener (dringen auf Louiſen ein) Ferdinand. (ſpringt an ihr auf, und ſtellt ſich vor

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/70
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/70>, abgerufen am 21.11.2024.