Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784. Ferdinand. Kalte Pflicht gegen feurige Liebe! -- Und mich soll das Märchen blenden? -- Ein Liebhaber fesselt dich, und Weh über dich und ihn, wenn mein Verdacht sich bestätigt (geht schnell ab.) Fünfte Szene. Louise allein. (Sie bleibt noch eine Zeit lang ohne Bewegung und stumm in dem Sessel liegen, endlich steht sie auf, kommt vorwärts, und sieht furchtsam herum.) Wo meine Eltern bleiben? -- Mein Vater (Jezt tritt Wurm in das Zimmer, und bleibt im Hin- tergrund stehen, ohne von ihr bemerkt zu werden) Es ist nichts wirkliches -- Es ist nichts als das Sechste Szene. Louise und Sekretair Wurm. Wurm. (kommt näher) Guten Abend Jung- fer. Louise.
Ferdinand. Kalte Pflicht gegen feurige Liebe! — Und mich ſoll das Maͤrchen blenden? — Ein Liebhaber feſſelt dich, und Weh uͤber dich und ihn, wenn mein Verdacht ſich beſtaͤtigt (geht ſchnell ab.) Fuͤnfte Szene. Louiſe allein. (Sie bleibt noch eine Zeit lang ohne Bewegung und ſtumm in dem Seſſel liegen, endlich ſteht ſie auf, kommt vorwaͤrts, und ſieht furchtſam herum.) Wo meine Eltern bleiben? — Mein Vater (Jezt tritt Wurm in das Zimmer, und bleibt im Hin- tergrund ſtehen, ohne von ihr bemerkt zu werden) Es iſt nichts wirkliches — Es iſt nichts als das Sechste Szene. Louiſe und Sekretair Wurm. Wurm. (kommt naͤher) Guten Abend Jung- fer. Louiſe.
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Ferdinand. Kalte Pflicht gegen feurige Liebe!
— Und mich ſoll das Maͤrchen blenden? — Ein
Liebhaber feſſelt dich, und Weh uͤber dich und ihn,
wenn mein Verdacht ſich beſtaͤtigt (geht ſchnell ab.)
Fuͤnfte Szene.
Louiſe allein.
(Sie bleibt noch eine Zeit lang ohne Bewegung und
ſtumm in dem Seſſel liegen, endlich ſteht ſie auf,
kommt vorwaͤrts, und ſieht furchtſam herum.)
Wo meine Eltern bleiben? — Mein Vater
verſprach in wenigen Minuten zuruͤk zu ſeyn, und
ſchon ſind fuͤnf volle fuͤrchterliche Stunden voruͤber
— Wenn ihm ein Unfall — Wie wird mir? —
Warum geht mein Odem ſo aͤngſtlich?
(Jezt tritt Wurm in das Zimmer, und bleibt im Hin-
tergrund ſtehen, ohne von ihr bemerkt zu werden)
Es iſt nichts wirkliches — Es iſt nichts als das
ſchaudernde Gaukelſpiel des erhizten Gebluͤts — Hat
unſre Seele nur einmal Entſezen genug in ſich ge-
trunken, ſo wird das Aug in jedem Winkel Ge-
ſpenſter ſehn.
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Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/92>, abgerufen am 16.02.2025. |