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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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standen, ein naher Anverwandter des Herzogs von Bayern, vor dessen gefährlichen Nachbarschaft er das Königreich vielleicht sicher stellte, ein Eidam des Königs von Großbritannien, der ihn mächtig unterstützen konnte. Alle diese Vorzüge wurden von der kalvinistischen Parthey mit dem besten Erfolge geltend gemacht, und die Reichsversammlung zu Prag erwählte Friedrich V. unter Gebet und Freudenthränen zum König.

Alles was auf dem Prager Reichstag geschah, war ein zu vorbereitetes Werk, und Friedrich selbst war bey der ganzen Verhandlung zu thätig gewesen, als daß er von dem Antrage der Böhmen hätte überrascht werden sollen. Dennoch erschreckte ihn der gegenwärtige Glanz dieser Krone, und die zweyfache Größe des Verbrechens und des Glücks brachte seinen Kleinmuth zum Zittern.

Nach der gewöhnlichen Art schwacher Seelen, wollte er sich erst durch fremdes Urtheil zu seinem Vorhaben stärken; aber es hatte keine Gewalt über ihn, wenn es gegen seine Leidenschaft ausfiel. Sachsen und Bayern, wo er Rath verlangt hatte, alle seine Mitchurfürsten, alle, welche diese Unternehmung mit seinen Fähigkeiten und Kräften abwogen, warnten ihn vor dem Abgrund, in den er sich stürze. Selbst König Jakob von England wollte seinem Eidam lieber eine Krone entrissen sehen, als die geheiligte Majestät der Könige durch ein so schlimmes Beyspiel verlezen helfen. Aber was vermochte die Stimme der Klugheit gegen den mächtigen Zwang der Leidenschaft und der Ehre? Im Augenblick ihrer höchsten Kraftäusserung, wo sie den geheiligten Zweig eines zweyhundertjährigen Regentengeschlechts von sich stößt, wirft sich ihm eine freye Nation in die Arme; auf seinen Muth vertrauend, wählt sie ihn zu ihrem Führer auf der gefährlichen Bahn des Ruhms und der Freyheit; von ihm,

standen, ein naher Anverwandter des Herzogs von Bayern, vor dessen gefährlichen Nachbarschaft er das Königreich vielleicht sicher stellte, ein Eidam des Königs von Großbritannien, der ihn mächtig unterstützen konnte. Alle diese Vorzüge wurden von der kalvinistischen Parthey mit dem besten Erfolge geltend gemacht, und die Reichsversammlung zu Prag erwählte Friedrich V. unter Gebet und Freudenthränen zum König.

Alles was auf dem Prager Reichstag geschah, war ein zu vorbereitetes Werk, und Friedrich selbst war bey der ganzen Verhandlung zu thätig gewesen, als daß er von dem Antrage der Böhmen hätte überrascht werden sollen. Dennoch erschreckte ihn der gegenwärtige Glanz dieser Krone, und die zweyfache Größe des Verbrechens und des Glücks brachte seinen Kleinmuth zum Zittern.

Nach der gewöhnlichen Art schwacher Seelen, wollte er sich erst durch fremdes Urtheil zu seinem Vorhaben stärken; aber es hatte keine Gewalt über ihn, wenn es gegen seine Leidenschaft ausfiel. Sachsen und Bayern, wo er Rath verlangt hatte, alle seine Mitchurfürsten, alle, welche diese Unternehmung mit seinen Fähigkeiten und Kräften abwogen, warnten ihn vor dem Abgrund, in den er sich stürze. Selbst König Jakob von England wollte seinem Eidam lieber eine Krone entrissen sehen, als die geheiligte Majestät der Könige durch ein so schlimmes Beyspiel verlezen helfen. Aber was vermochte die Stimme der Klugheit gegen den mächtigen Zwang der Leidenschaft und der Ehre? Im Augenblick ihrer höchsten Kraftäusserung, wo sie den geheiligten Zweig eines zweyhundertjährigen Regentengeschlechts von sich stößt, wirft sich ihm eine freye Nation in die Arme; auf seinen Muth vertrauend, wählt sie ihn zu ihrem Führer auf der gefährlichen Bahn des Ruhms und der Freyheit; von ihm,

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[92/0100] standen, ein naher Anverwandter des Herzogs von Bayern, vor dessen gefährlichen Nachbarschaft er das Königreich vielleicht sicher stellte, ein Eidam des Königs von Großbritannien, der ihn mächtig unterstützen konnte. Alle diese Vorzüge wurden von der kalvinistischen Parthey mit dem besten Erfolge geltend gemacht, und die Reichsversammlung zu Prag erwählte Friedrich V. unter Gebet und Freudenthränen zum König. Alles was auf dem Prager Reichstag geschah, war ein zu vorbereitetes Werk, und Friedrich selbst war bey der ganzen Verhandlung zu thätig gewesen, als daß er von dem Antrage der Böhmen hätte überrascht werden sollen. Dennoch erschreckte ihn der gegenwärtige Glanz dieser Krone, und die zweyfache Größe des Verbrechens und des Glücks brachte seinen Kleinmuth zum Zittern. Nach der gewöhnlichen Art schwacher Seelen, wollte er sich erst durch fremdes Urtheil zu seinem Vorhaben stärken; aber es hatte keine Gewalt über ihn, wenn es gegen seine Leidenschaft ausfiel. Sachsen und Bayern, wo er Rath verlangt hatte, alle seine Mitchurfürsten, alle, welche diese Unternehmung mit seinen Fähigkeiten und Kräften abwogen, warnten ihn vor dem Abgrund, in den er sich stürze. Selbst König Jakob von England wollte seinem Eidam lieber eine Krone entrissen sehen, als die geheiligte Majestät der Könige durch ein so schlimmes Beyspiel verlezen helfen. Aber was vermochte die Stimme der Klugheit gegen den mächtigen Zwang der Leidenschaft und der Ehre? Im Augenblick ihrer höchsten Kraftäusserung, wo sie den geheiligten Zweig eines zweyhundertjährigen Regentengeschlechts von sich stößt, wirft sich ihm eine freye Nation in die Arme; auf seinen Muth vertrauend, wählt sie ihn zu ihrem Führer auf der gefährlichen Bahn des Ruhms und der Freyheit; von ihm,

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/100>, abgerufen am 22.11.2024.