Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.der thörichten Hoffnung heilen, den verlornen Thron wieder zu besteigen. Alle Friedensvorschläge Gustavs wurden mit Uebermuth verschmäht. Unwillkührlich sah sich dieser friedliebende Held in einen langwierigen Krieg mit Pohlen verwickelt, in welchem nach und nach ganz Liefland und Pohlnisch Preußen der Schwedischen Herrschaft unterworfen wurden. Immer Sieger war Gustav Adolph, immer der erste bereit, die Hand zum Frieden zu biethen. Dieser Schwedischpohlnische Krieg fällt in den Anfang des dreyßigjährigen in Deutschland, mit welchem er in Verbindung steht. Es war genug, daß König Sigismund, ein Katholik, die Schwedische Krone einem protestantischen Prinzen streitig machte, um sich der thätigsten Freundschaft Spaniens und Oesterreichs versichert halten zu können; eine doppelte Verwandtschaft mit dem Kaiser gab ihm noch ein näheres Recht an seinen Schuz. Das Vertrauen auf eine so mächtige Stüze war es auch vorzüglich, was den König von Pohlen zur Fortsetzung eines Krieges aufmunterte, der sich so sehr zu seinem Nachtheil erklärte; und die Höfe zu Madrid und Wien unterließen nicht, ihn durch prahlerische Versprechungen bey gutem Muthe zu erhalten. Indem Sigismund in Liefland, Kurland und Preußen einen Plaz nach dem andern verlor, sah er seinen Bundsgenossen in Deutschland zu der nehmlichen Zeit von Sieg zu Sieg der unumschränkten Herrschaft entgegen eilen - kein Wunder, wenn seine Abneigung gegen den Frieden in gleichem Verhältniß mit seinen Niederlagen stieg. Die Heftigkeit, mit der er seine schimärische Hoffnung verfolgte, verblendete ihm die Augen gegen die arglistige Politik seines Bundsgenossen, der auf seine Unkosten nur den Schwedischen Helden beschäftigte, um desto ungestörter die Freyheit des Deutschen Reichs umzustürzen, und alsdann den erschöpften Norden als eine leichte Eroberung an sich zu reissen. Ein Umstand, auf den man allein nicht gerechnet der thörichten Hoffnung heilen, den verlornen Thron wieder zu besteigen. Alle Friedensvorschläge Gustavs wurden mit Uebermuth verschmäht. Unwillkührlich sah sich dieser friedliebende Held in einen langwierigen Krieg mit Pohlen verwickelt, in welchem nach und nach ganz Liefland und Pohlnisch Preußen der Schwedischen Herrschaft unterworfen wurden. Immer Sieger war Gustav Adolph, immer der erste bereit, die Hand zum Frieden zu biethen. Dieser Schwedischpohlnische Krieg fällt in den Anfang des dreyßigjährigen in Deutschland, mit welchem er in Verbindung steht. Es war genug, daß König Sigismund, ein Katholik, die Schwedische Krone einem protestantischen Prinzen streitig machte, um sich der thätigsten Freundschaft Spaniens und Oesterreichs versichert halten zu können; eine doppelte Verwandtschaft mit dem Kaiser gab ihm noch ein näheres Recht an seinen Schuz. Das Vertrauen auf eine so mächtige Stüze war es auch vorzüglich, was den König von Pohlen zur Fortsetzung eines Krieges aufmunterte, der sich so sehr zu seinem Nachtheil erklärte; und die Höfe zu Madrid und Wien unterließen nicht, ihn durch prahlerische Versprechungen bey gutem Muthe zu erhalten. Indem Sigismund in Liefland, Kurland und Preußen einen Plaz nach dem andern verlor, sah er seinen Bundsgenossen in Deutschland zu der nehmlichen Zeit von Sieg zu Sieg der unumschränkten Herrschaft entgegen eilen – kein Wunder, wenn seine Abneigung gegen den Frieden in gleichem Verhältniß mit seinen Niederlagen stieg. Die Heftigkeit, mit der er seine schimärische Hoffnung verfolgte, verblendete ihm die Augen gegen die arglistige Politik seines Bundsgenossen, der auf seine Unkosten nur den Schwedischen Helden beschäftigte, um desto ungestörter die Freyheit des Deutschen Reichs umzustürzen, und alsdann den erschöpften Norden als eine leichte Eroberung an sich zu reissen. 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Es war genug, daß König Sigismund, ein Katholik, die Schwedische Krone einem protestantischen Prinzen streitig machte, um sich der thätigsten Freundschaft Spaniens und Oesterreichs versichert halten zu können; eine doppelte Verwandtschaft mit dem Kaiser gab ihm noch ein näheres Recht an seinen Schuz. Das Vertrauen auf eine so mächtige Stüze war es auch vorzüglich, was den König von Pohlen zur Fortsetzung eines Krieges aufmunterte, der sich so sehr zu seinem Nachtheil erklärte; und die Höfe zu Madrid und Wien unterließen nicht, ihn durch prahlerische Versprechungen bey gutem Muthe zu erhalten. Indem Sigismund in Liefland, Kurland und Preußen einen Plaz nach dem andern verlor, sah er seinen Bundsgenossen in Deutschland zu der nehmlichen Zeit von Sieg zu Sieg der unumschränkten Herrschaft entgegen eilen – kein Wunder, wenn seine Abneigung gegen den Frieden in gleichem Verhältniß mit seinen Niederlagen stieg. Die Heftigkeit, mit der er seine schimärische Hoffnung verfolgte, verblendete ihm die Augen gegen die arglistige Politik seines Bundsgenossen, der auf seine Unkosten nur den Schwedischen Helden beschäftigte, um desto ungestörter die Freyheit des Deutschen Reichs umzustürzen, und alsdann den erschöpften Norden als eine leichte Eroberung an sich zu reissen. Ein Umstand, auf den man allein nicht gerechnet </p> </div> </body> </text> </TEI> [119/0127]
der thörichten Hoffnung heilen, den verlornen Thron wieder zu besteigen. Alle Friedensvorschläge Gustavs wurden mit Uebermuth verschmäht. Unwillkührlich sah sich dieser friedliebende Held in einen langwierigen Krieg mit Pohlen verwickelt, in welchem nach und nach ganz Liefland und Pohlnisch Preußen der Schwedischen Herrschaft unterworfen wurden. Immer Sieger war Gustav Adolph, immer der erste bereit, die Hand zum Frieden zu biethen.
Dieser Schwedischpohlnische Krieg fällt in den Anfang des dreyßigjährigen in Deutschland, mit welchem er in Verbindung steht. Es war genug, daß König Sigismund, ein Katholik, die Schwedische Krone einem protestantischen Prinzen streitig machte, um sich der thätigsten Freundschaft Spaniens und Oesterreichs versichert halten zu können; eine doppelte Verwandtschaft mit dem Kaiser gab ihm noch ein näheres Recht an seinen Schuz. Das Vertrauen auf eine so mächtige Stüze war es auch vorzüglich, was den König von Pohlen zur Fortsetzung eines Krieges aufmunterte, der sich so sehr zu seinem Nachtheil erklärte; und die Höfe zu Madrid und Wien unterließen nicht, ihn durch prahlerische Versprechungen bey gutem Muthe zu erhalten. Indem Sigismund in Liefland, Kurland und Preußen einen Plaz nach dem andern verlor, sah er seinen Bundsgenossen in Deutschland zu der nehmlichen Zeit von Sieg zu Sieg der unumschränkten Herrschaft entgegen eilen – kein Wunder, wenn seine Abneigung gegen den Frieden in gleichem Verhältniß mit seinen Niederlagen stieg. Die Heftigkeit, mit der er seine schimärische Hoffnung verfolgte, verblendete ihm die Augen gegen die arglistige Politik seines Bundsgenossen, der auf seine Unkosten nur den Schwedischen Helden beschäftigte, um desto ungestörter die Freyheit des Deutschen Reichs umzustürzen, und alsdann den erschöpften Norden als eine leichte Eroberung an sich zu reissen. Ein Umstand, auf den man allein nicht gerechnet
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