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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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Stralsunds muß uns alles liegen; so lange dieser Hafen uns offen steht, werden wir unser Ansehen auf der Ostsee behaupten, und einen freyen Verkehr mit Deutschland unterhalten. Aber um Stralsund zu beschüzen, dürfen wir uns nicht in Schweden verkriechen, sondern müssen mit einer Armee nach Pommern hinüber gehen. Redet mir also nichts mehr von einem Vertheidigungskriege, durch den wir unsere herrlichsten Vortheile verscherzen. Schweden selbst darf keine feindliche Fahne sehen, und werden wir in Deutschland besiegt, so ist es alsdann noch Zeit, euern Plan zu befolgen."

Beschlossen ward also der Uebergang nach Deutschland und der Angriff des Kaisers. Die Zurüstungen wurden aufs lebhafteste betrieben, und die Vorkehrungen, welche Gustav traf, verriethen nicht weniger Vorsicht, als der Entschluß Kühnheit und Größe zeigte. Vor allem war es nöthig, in einem so weit entlegenen Kriege Schweden selbst gegen die zweydeutigen Gesinnungen der Nachbarn in Sicherheit zu sezen. Auf einer persönlichen Zusammenkunft mit dem Könige von Dänemark zu Markaröd versicherte sich Gustav der Freundschaft dieses Monarchen; gegen Moskau wurden die Grenzen gedeckt; Pohlen konnte man von Deutschland aus in Furcht erhalten, wenn es Lust bekommen sollte, den Waffenstillstand zu verlezen. Ein Schwedischer Unterhändler, von Falkenberg, welcher Holland und die Deutschen Höfe bereiste, machte seinem Herrn von Seiten mehrerer protestantischen Fürsten die schmeichelhaftesten Hoffnungen, obgleich noch keiner Muth und Verläugnung genug hatte, ein förmliches Bündniß mit ihm einzugehen. Die Städte Lübeck und Hamburg zeigten sich bereitwillig, Geld vorzuschießen, und an Zahlungs Statt Schwedisches Kupfer anzunehmen. Auch an den Fürsten von Siebenbürgen wurden vertraute Personen abgeschickt, diesen unversöhnlichen Feind Oesterreichs gegen den Kaiser in Waffen zu bringen.

Stralsunds muß uns alles liegen; so lange dieser Hafen uns offen steht, werden wir unser Ansehen auf der Ostsee behaupten, und einen freyen Verkehr mit Deutschland unterhalten. Aber um Stralsund zu beschüzen, dürfen wir uns nicht in Schweden verkriechen, sondern müssen mit einer Armee nach Pommern hinüber gehen. Redet mir also nichts mehr von einem Vertheidigungskriege, durch den wir unsere herrlichsten Vortheile verscherzen. Schweden selbst darf keine feindliche Fahne sehen, und werden wir in Deutschland besiegt, so ist es alsdann noch Zeit, euern Plan zu befolgen.“

Beschlossen ward also der Uebergang nach Deutschland und der Angriff des Kaisers. Die Zurüstungen wurden aufs lebhafteste betrieben, und die Vorkehrungen, welche Gustav traf, verriethen nicht weniger Vorsicht, als der Entschluß Kühnheit und Größe zeigte. Vor allem war es nöthig, in einem so weit entlegenen Kriege Schweden selbst gegen die zweydeutigen Gesinnungen der Nachbarn in Sicherheit zu sezen. Auf einer persönlichen Zusammenkunft mit dem Könige von Dänemark zu Markaröd versicherte sich Gustav der Freundschaft dieses Monarchen; gegen Moskau wurden die Grenzen gedeckt; Pohlen konnte man von Deutschland aus in Furcht erhalten, wenn es Lust bekommen sollte, den Waffenstillstand zu verlezen. Ein Schwedischer Unterhändler, von Falkenberg, welcher Holland und die Deutschen Höfe bereiste, machte seinem Herrn von Seiten mehrerer protestantischen Fürsten die schmeichelhaftesten Hoffnungen, obgleich noch keiner Muth und Verläugnung genug hatte, ein förmliches Bündniß mit ihm einzugehen. Die Städte Lübeck und Hamburg zeigten sich bereitwillig, Geld vorzuschießen, und an Zahlungs Statt Schwedisches Kupfer anzunehmen. Auch an den Fürsten von Siebenbürgen wurden vertraute Personen abgeschickt, diesen unversöhnlichen Feind Oesterreichs gegen den Kaiser in Waffen zu bringen.

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[172/0180] Stralsunds muß uns alles liegen; so lange dieser Hafen uns offen steht, werden wir unser Ansehen auf der Ostsee behaupten, und einen freyen Verkehr mit Deutschland unterhalten. Aber um Stralsund zu beschüzen, dürfen wir uns nicht in Schweden verkriechen, sondern müssen mit einer Armee nach Pommern hinüber gehen. Redet mir also nichts mehr von einem Vertheidigungskriege, durch den wir unsere herrlichsten Vortheile verscherzen. Schweden selbst darf keine feindliche Fahne sehen, und werden wir in Deutschland besiegt, so ist es alsdann noch Zeit, euern Plan zu befolgen.“ Beschlossen ward also der Uebergang nach Deutschland und der Angriff des Kaisers. Die Zurüstungen wurden aufs lebhafteste betrieben, und die Vorkehrungen, welche Gustav traf, verriethen nicht weniger Vorsicht, als der Entschluß Kühnheit und Größe zeigte. Vor allem war es nöthig, in einem so weit entlegenen Kriege Schweden selbst gegen die zweydeutigen Gesinnungen der Nachbarn in Sicherheit zu sezen. Auf einer persönlichen Zusammenkunft mit dem Könige von Dänemark zu Markaröd versicherte sich Gustav der Freundschaft dieses Monarchen; gegen Moskau wurden die Grenzen gedeckt; Pohlen konnte man von Deutschland aus in Furcht erhalten, wenn es Lust bekommen sollte, den Waffenstillstand zu verlezen. Ein Schwedischer Unterhändler, von Falkenberg, welcher Holland und die Deutschen Höfe bereiste, machte seinem Herrn von Seiten mehrerer protestantischen Fürsten die schmeichelhaftesten Hoffnungen, obgleich noch keiner Muth und Verläugnung genug hatte, ein förmliches Bündniß mit ihm einzugehen. Die Städte Lübeck und Hamburg zeigten sich bereitwillig, Geld vorzuschießen, und an Zahlungs Statt Schwedisches Kupfer anzunehmen. Auch an den Fürsten von Siebenbürgen wurden vertraute Personen abgeschickt, diesen unversöhnlichen Feind Oesterreichs gegen den Kaiser in Waffen zu bringen.

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/180>, abgerufen am 23.11.2024.