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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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Haus nie verläugnete. Ferdinands dringendstes Bedürfniß war also ein Feldherr, der gleich viel Erfahrenheit besaß, eine Armee zu bilden und anzuführen, und der seine Dienste dem Oesterreichischen Hause mit blinder Ergebenheit widmete.

Die Wahl eines solchen war es, was nunmehr den geheimen Rath des Kaisers beschäftigte, und die Mitglieder desselben unter einander entzweyte. Einen König dem andern gegenüber zu stellen, und durch die Gegenwart ihres Herrn den Muth der Truppen zu entflammen, stellte sich Ferdinand im ersten Feuer des Affekts selbst als den Führer seiner Armee dar; aber es kostete wenig Mühe, einen Entschluß umzustoßen, den nur Verzweiflung eingab, und das erste ruhige Nachdenken widerlegte. Doch was dem Kaiser seine Würde und die Last des Regentenamts verbot, erlaubten die Umstände seinem Sohne, einem Jüngling von Fähigkeit und Muth, auf den die Oesterreichischen Unterthanen mit frohen Hoffnungen blickten. Schon durch seine Geburt zur Vertheidigung einer Monarchie aufgefordert, von deren Kronen er zwey schon auf seinem Haupte trug, verband Ferdinand der Dritte, König von Böhmen und Ungarn, mit der natürlichen Würde des Thronfolgers die Achtung der Armeen und die volle Liebe der Völker, deren Beystand ihm zu Führung des Krieges so unentbehrlich war. Der geliebte Thronfolger allein durfte es wagen, dem hart beschwerten Unterthan neue Lasten aufzulegen; nur seiner persönlichen Gegenwart bey der Armee schien es aufbehalten zu seyn, die verderbliche Eifersucht der Häupter zu ersticken, und die erschlaffte Mannszucht der Truppen durch die Kraft seines Namens zu der vorigen Strenge zurückzuführen. Gebrach es auch dem Jünglinge noch an der nöthigen Reife des Urtheils, Klugheit und Kriegeserfahrung, welche nur durch Uebung erworben wird, so konnte man diesen Mangel durch eine glückliche Wahl von Rathgebern und Gehülfen

Haus nie verläugnete. Ferdinands dringendstes Bedürfniß war also ein Feldherr, der gleich viel Erfahrenheit besaß, eine Armee zu bilden und anzuführen, und der seine Dienste dem Oesterreichischen Hause mit blinder Ergebenheit widmete.

Die Wahl eines solchen war es, was nunmehr den geheimen Rath des Kaisers beschäftigte, und die Mitglieder desselben unter einander entzweyte. Einen König dem andern gegenüber zu stellen, und durch die Gegenwart ihres Herrn den Muth der Truppen zu entflammen, stellte sich Ferdinand im ersten Feuer des Affekts selbst als den Führer seiner Armee dar; aber es kostete wenig Mühe, einen Entschluß umzustoßen, den nur Verzweiflung eingab, und das erste ruhige Nachdenken widerlegte. Doch was dem Kaiser seine Würde und die Last des Regentenamts verbot, erlaubten die Umstände seinem Sohne, einem Jüngling von Fähigkeit und Muth, auf den die Oesterreichischen Unterthanen mit frohen Hoffnungen blickten. Schon durch seine Geburt zur Vertheidigung einer Monarchie aufgefordert, von deren Kronen er zwey schon auf seinem Haupte trug, verband Ferdinand der Dritte, König von Böhmen und Ungarn, mit der natürlichen Würde des Thronfolgers die Achtung der Armeen und die volle Liebe der Völker, deren Beystand ihm zu Führung des Krieges so unentbehrlich war. Der geliebte Thronfolger allein durfte es wagen, dem hart beschwerten Unterthan neue Lasten aufzulegen; nur seiner persönlichen Gegenwart bey der Armee schien es aufbehalten zu seyn, die verderbliche Eifersucht der Häupter zu ersticken, und die erschlaffte Mannszucht der Truppen durch die Kraft seines Namens zu der vorigen Strenge zurückzuführen. Gebrach es auch dem Jünglinge noch an der nöthigen Reife des Urtheils, Klugheit und Kriegeserfahrung, welche nur durch Uebung erworben wird, so konnte man diesen Mangel durch eine glückliche Wahl von Rathgebern und Gehülfen

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[288/0296] Haus nie verläugnete. Ferdinands dringendstes Bedürfniß war also ein Feldherr, der gleich viel Erfahrenheit besaß, eine Armee zu bilden und anzuführen, und der seine Dienste dem Oesterreichischen Hause mit blinder Ergebenheit widmete. Die Wahl eines solchen war es, was nunmehr den geheimen Rath des Kaisers beschäftigte, und die Mitglieder desselben unter einander entzweyte. Einen König dem andern gegenüber zu stellen, und durch die Gegenwart ihres Herrn den Muth der Truppen zu entflammen, stellte sich Ferdinand im ersten Feuer des Affekts selbst als den Führer seiner Armee dar; aber es kostete wenig Mühe, einen Entschluß umzustoßen, den nur Verzweiflung eingab, und das erste ruhige Nachdenken widerlegte. Doch was dem Kaiser seine Würde und die Last des Regentenamts verbot, erlaubten die Umstände seinem Sohne, einem Jüngling von Fähigkeit und Muth, auf den die Oesterreichischen Unterthanen mit frohen Hoffnungen blickten. Schon durch seine Geburt zur Vertheidigung einer Monarchie aufgefordert, von deren Kronen er zwey schon auf seinem Haupte trug, verband Ferdinand der Dritte, König von Böhmen und Ungarn, mit der natürlichen Würde des Thronfolgers die Achtung der Armeen und die volle Liebe der Völker, deren Beystand ihm zu Führung des Krieges so unentbehrlich war. Der geliebte Thronfolger allein durfte es wagen, dem hart beschwerten Unterthan neue Lasten aufzulegen; nur seiner persönlichen Gegenwart bey der Armee schien es aufbehalten zu seyn, die verderbliche Eifersucht der Häupter zu ersticken, und die erschlaffte Mannszucht der Truppen durch die Kraft seines Namens zu der vorigen Strenge zurückzuführen. Gebrach es auch dem Jünglinge noch an der nöthigen Reife des Urtheils, Klugheit und Kriegeserfahrung, welche nur durch Uebung erworben wird, so konnte man diesen Mangel durch eine glückliche Wahl von Rathgebern und Gehülfen

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/296>, abgerufen am 22.11.2024.