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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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aufnehmen konnte? In ganz Europa war nur ein Einziger Mann, der solch eine That gethan, und diesem Einzigen hatte man eine tödtliche Kränkung bewiesen.

Jetzt endlich war der Zeitpunkt herbey gerückt, der dem beleidigten Stolze des Herzogs von Friedland eine Genugthuung ohne Gleichen verschaffte. Das Schicksal selbst hatte sich zu seinem Rächer aufgestellt, und eine ununterbrochene Reihe von Unglücksfällen, die seit dem Tage seiner Abdankung über Oesterreich hereinstürmte dem Kaiser selbst das Geständniß entrissen, daß mit diesem Feldherrn sein rechter Arm ihm abgehauen worden sey. Jede Niederlage seiner Truppen erneuerte diese Wunde, jeder verlorene Platz warf dem betrogenen Monarchen seine Schwäche und seinen Undank vor. Glücklich genug, hätte er in dem beleidigten General nur einen Anführer seiner Heere, nur einen Vertheidiger seiner Staaten verloren - aber er fand in ihm einen Feind, und den gefährlichsten von allen, weil er gegen den Streich des Verräthers am wenigsten vertheidigt war.

Entfernt von der Kriegesbühne, und zu einer folternden Unthätigkeit verurtheilt, während daß seine Nebenbuhler auf dem Felde des Ruhms sich Lorbeer sammelten, hatte der stolze Herzog dem Wechsel des Glücks mit verstellter Gelassenheit zugesehen, und im schimmernden Gepränge eines Theaterhelden die düstern Entwürfe seines arbeitenden Geistes verborgen. Von einer glühenden Leidenschaft aufgerieben, während daß eine fröhliche Außenseite Ruhe und Müßiggang log, brütete er still die schreckliche Geburt der Rachbegierde und Ehrsucht zur Reife, und näherte sich langsam aber sicher dem Ziele. Erloschen war alles in seiner Erinnerung, was er durch den Kaiser geworden war; nur, was Er für den Kaiser gethan hatte, stand mit glühenden Zügen in sein Gedächtniß geschrieben. Seinem unersättlichen Durst nach Größe und Macht war

aufnehmen konnte? In ganz Europa war nur ein Einziger Mann, der solch eine That gethan, und diesem Einzigen hatte man eine tödtliche Kränkung bewiesen.

Jetzt endlich war der Zeitpunkt herbey gerückt, der dem beleidigten Stolze des Herzogs von Friedland eine Genugthuung ohne Gleichen verschaffte. Das Schicksal selbst hatte sich zu seinem Rächer aufgestellt, und eine ununterbrochene Reihe von Unglücksfällen, die seit dem Tage seiner Abdankung über Oesterreich hereinstürmte dem Kaiser selbst das Geständniß entrissen, daß mit diesem Feldherrn sein rechter Arm ihm abgehauen worden sey. Jede Niederlage seiner Truppen erneuerte diese Wunde, jeder verlorene Platz warf dem betrogenen Monarchen seine Schwäche und seinen Undank vor. Glücklich genug, hätte er in dem beleidigten General nur einen Anführer seiner Heere, nur einen Vertheidiger seiner Staaten verloren – aber er fand in ihm einen Feind, und den gefährlichsten von allen, weil er gegen den Streich des Verräthers am wenigsten vertheidigt war.

Entfernt von der Kriegesbühne, und zu einer folternden Unthätigkeit verurtheilt, während daß seine Nebenbuhler auf dem Felde des Ruhms sich Lorbeer sammelten, hatte der stolze Herzog dem Wechsel des Glücks mit verstellter Gelassenheit zugesehen, und im schimmernden Gepränge eines Theaterhelden die düstern Entwürfe seines arbeitenden Geistes verborgen. Von einer glühenden Leidenschaft aufgerieben, während daß eine fröhliche Außenseite Ruhe und Müßiggang log, brütete er still die schreckliche Geburt der Rachbegierde und Ehrsucht zur Reife, und näherte sich langsam aber sicher dem Ziele. Erloschen war alles in seiner Erinnerung, was er durch den Kaiser geworden war; nur, was Er für den Kaiser gethan hatte, stand mit glühenden Zügen in sein Gedächtniß geschrieben. Seinem unersättlichen Durst nach Größe und Macht war

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[290/0298] aufnehmen konnte? In ganz Europa war nur ein Einziger Mann, der solch eine That gethan, und diesem Einzigen hatte man eine tödtliche Kränkung bewiesen. Jetzt endlich war der Zeitpunkt herbey gerückt, der dem beleidigten Stolze des Herzogs von Friedland eine Genugthuung ohne Gleichen verschaffte. Das Schicksal selbst hatte sich zu seinem Rächer aufgestellt, und eine ununterbrochene Reihe von Unglücksfällen, die seit dem Tage seiner Abdankung über Oesterreich hereinstürmte dem Kaiser selbst das Geständniß entrissen, daß mit diesem Feldherrn sein rechter Arm ihm abgehauen worden sey. Jede Niederlage seiner Truppen erneuerte diese Wunde, jeder verlorene Platz warf dem betrogenen Monarchen seine Schwäche und seinen Undank vor. Glücklich genug, hätte er in dem beleidigten General nur einen Anführer seiner Heere, nur einen Vertheidiger seiner Staaten verloren – aber er fand in ihm einen Feind, und den gefährlichsten von allen, weil er gegen den Streich des Verräthers am wenigsten vertheidigt war. Entfernt von der Kriegesbühne, und zu einer folternden Unthätigkeit verurtheilt, während daß seine Nebenbuhler auf dem Felde des Ruhms sich Lorbeer sammelten, hatte der stolze Herzog dem Wechsel des Glücks mit verstellter Gelassenheit zugesehen, und im schimmernden Gepränge eines Theaterhelden die düstern Entwürfe seines arbeitenden Geistes verborgen. Von einer glühenden Leidenschaft aufgerieben, während daß eine fröhliche Außenseite Ruhe und Müßiggang log, brütete er still die schreckliche Geburt der Rachbegierde und Ehrsucht zur Reife, und näherte sich langsam aber sicher dem Ziele. Erloschen war alles in seiner Erinnerung, was er durch den Kaiser geworden war; nur, was Er für den Kaiser gethan hatte, stand mit glühenden Zügen in sein Gedächtniß geschrieben. Seinem unersättlichen Durst nach Größe und Macht war

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/298>, abgerufen am 22.11.2024.