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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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der Monarch seine beleidigte Würde nicht an dem rebellischen Unterthan räche. Wie sehr auch Ferdinand gefehlt haben möge, so könne der Kaiser Unterwürfigkeit fodern; irren könne der Mensch, aber der Herrscher nie seinen Fehltritt bekennen. Habe der Herzog von Friedland durch ein unverdientes Urtheil gelitten, so gebe es einen Ersatz für jeden Verlust, und Wunden, die sie selbst geschlagen, könne die Majestät wieder heilen. Fordre er Sicherheit für seine Person und seine Würden, so werde die Billigkeit des Kaisers ihm keine gerechte Foderung verweigern. Die verachtete Majestät allein lasse sich durch keine Büßung versöhnen, und der Ungehorsam gegen ihre Befehle vernichte auch das glänzendste Verdienst. Der Kaiser bedürfe seiner Dienste, und als Kaiser fodre er sie. Welchen Preis er auch darauf setzen möge, der Kaiser werde ihn eingehn. Aber Gehorsam verlange er, oder das Gewicht seines Zorns werde den widerspenstigen Diener zermalmen."

Wallenstein, dessen weitläuftige Besitzungen, in die Oesterreichische Monarchie eingeschlossen, der Gewalt des Kaisers jeden Augenblick bloß gestellt waren, fühlte lebhaft, daß diese Drohung nicht eitel sey; aber nicht Furcht war es, was seine verstellte Hartnäckigkeit endlich besiegte. Gerade dieser gebieterische Ton verrieth ihm nur zu deutlich die Schwäche und Verzweiflung, woraus er stammte, und die Willfährigkeit des Kaisers, jede seiner Foderungen zu genehmigen, überzeugte ihn, daß er am Ziel seiner Wünsche sey. Jetzt also gab er sich der Beredsamkeit Eggenbergs überwunden, und verließ ihn, um seine Foderungen aufzusetzen.

Nicht ohne Bangigkeit sah der Minister einer Schrift entgegen, worin der stolzeste der Diener dem stolzesten der Fürsten Gesetze zu geben sich erdreistete. Aber wie klein auch das Vertrauen war, das er in die Bescheidenheit seines Freundes setzte, so überstieg doch der ausschweifende Inhalt dieser

der Monarch seine beleidigte Würde nicht an dem rebellischen Unterthan räche. Wie sehr auch Ferdinand gefehlt haben möge, so könne der Kaiser Unterwürfigkeit fodern; irren könne der Mensch, aber der Herrscher nie seinen Fehltritt bekennen. Habe der Herzog von Friedland durch ein unverdientes Urtheil gelitten, so gebe es einen Ersatz für jeden Verlust, und Wunden, die sie selbst geschlagen, könne die Majestät wieder heilen. Fordre er Sicherheit für seine Person und seine Würden, so werde die Billigkeit des Kaisers ihm keine gerechte Foderung verweigern. Die verachtete Majestät allein lasse sich durch keine Büßung versöhnen, und der Ungehorsam gegen ihre Befehle vernichte auch das glänzendste Verdienst. Der Kaiser bedürfe seiner Dienste, und als Kaiser fodre er sie. Welchen Preis er auch darauf setzen möge, der Kaiser werde ihn eingehn. Aber Gehorsam verlange er, oder das Gewicht seines Zorns werde den widerspenstigen Diener zermalmen.“

Wallenstein, dessen weitläuftige Besitzungen, in die Oesterreichische Monarchie eingeschlossen, der Gewalt des Kaisers jeden Augenblick bloß gestellt waren, fühlte lebhaft, daß diese Drohung nicht eitel sey; aber nicht Furcht war es, was seine verstellte Hartnäckigkeit endlich besiegte. Gerade dieser gebieterische Ton verrieth ihm nur zu deutlich die Schwäche und Verzweiflung, woraus er stammte, und die Willfährigkeit des Kaisers, jede seiner Foderungen zu genehmigen, überzeugte ihn, daß er am Ziel seiner Wünsche sey. Jetzt also gab er sich der Beredsamkeit Eggenbergs überwunden, und verließ ihn, um seine Foderungen aufzusetzen.

Nicht ohne Bangigkeit sah der Minister einer Schrift entgegen, worin der stolzeste der Diener dem stolzesten der Fürsten Gesetze zu geben sich erdreistete. Aber wie klein auch das Vertrauen war, das er in die Bescheidenheit seines Freundes setzte, so überstieg doch der ausschweifende Inhalt dieser

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[304/0312] der Monarch seine beleidigte Würde nicht an dem rebellischen Unterthan räche. Wie sehr auch Ferdinand gefehlt haben möge, so könne der Kaiser Unterwürfigkeit fodern; irren könne der Mensch, aber der Herrscher nie seinen Fehltritt bekennen. Habe der Herzog von Friedland durch ein unverdientes Urtheil gelitten, so gebe es einen Ersatz für jeden Verlust, und Wunden, die sie selbst geschlagen, könne die Majestät wieder heilen. Fordre er Sicherheit für seine Person und seine Würden, so werde die Billigkeit des Kaisers ihm keine gerechte Foderung verweigern. Die verachtete Majestät allein lasse sich durch keine Büßung versöhnen, und der Ungehorsam gegen ihre Befehle vernichte auch das glänzendste Verdienst. Der Kaiser bedürfe seiner Dienste, und als Kaiser fodre er sie. Welchen Preis er auch darauf setzen möge, der Kaiser werde ihn eingehn. Aber Gehorsam verlange er, oder das Gewicht seines Zorns werde den widerspenstigen Diener zermalmen.“ Wallenstein, dessen weitläuftige Besitzungen, in die Oesterreichische Monarchie eingeschlossen, der Gewalt des Kaisers jeden Augenblick bloß gestellt waren, fühlte lebhaft, daß diese Drohung nicht eitel sey; aber nicht Furcht war es, was seine verstellte Hartnäckigkeit endlich besiegte. Gerade dieser gebieterische Ton verrieth ihm nur zu deutlich die Schwäche und Verzweiflung, woraus er stammte, und die Willfährigkeit des Kaisers, jede seiner Foderungen zu genehmigen, überzeugte ihn, daß er am Ziel seiner Wünsche sey. Jetzt also gab er sich der Beredsamkeit Eggenbergs überwunden, und verließ ihn, um seine Foderungen aufzusetzen. Nicht ohne Bangigkeit sah der Minister einer Schrift entgegen, worin der stolzeste der Diener dem stolzesten der Fürsten Gesetze zu geben sich erdreistete. Aber wie klein auch das Vertrauen war, das er in die Bescheidenheit seines Freundes setzte, so überstieg doch der ausschweifende Inhalt dieser

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/312>, abgerufen am 22.11.2024.