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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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Buttlerische Dragoner verborgen, die auf ein verabredetes Signal hervorbrechen und die Verräther niederstoßen sollten. Ohne Ahndung der Gefahr, die über ihrem Haupte schwebte, überließen sich die sorglosen Gäste den Vergnügungen der Mahlzeit, und Wallensteins, nicht mehr des kaiserlichen Dieners, sondern des souverainen Fürsten, Gesundheit wurde aus vollen Bechern getrunken. Der Wein öffnete ihnen die Herzen, und Illo entdeckte mit vielem Uebermuth, daß in drey Tagen eine Armee da stehen werde, dergleichen Wallenstein niemals angeführt habe. - "Ja," fiel Neumann ein, "und dann hoffe er, seine Hände in der Oesterreicher Blut zu waschen." Unter diesen Reden wird das Desert aufgetragen, und nun giebt Leßlie das verabredete Zeichen, die Aufzugbrücke zu sperren, und nimmt selbst alle Thorschlüssel zu sich. Auf einmal füllt sich der Speisesaal mit Bewaffneten an, die sich mit dem unerwarteten Gruße: Vivat Ferdinandus! hinter die Stühle der bezeichneten Gäste pflanzen. Bestürzt und mit einer übeln Ahndung springen alle vier zugleich von der Tafel auf. Kinsky und Terzky werden sogleich erstochen, ehe sie sich zur Wehr setzen können; Neumann allein findet Gelegenheit, während der Verwirrung in den Hof zu entwischen, wo er aber von den Wachen erkannt und sogleich niedergemacht wird. Nur Illo hatte Gegenwart des Geistes genug, sich zu vertheidigen. Er stellte sich an ein Fenster, von wo er dem Gordon seine Verrätherey unter den bittersten Schmähungen vorwarf, und ihn auffoderte, sich ehrlich und ritterlich mit ihm zu schlagen. Erst nach der tapfersten Gegenwehr, nachdem er zwey seiner Feinde todt dahin gestreckt, sank er, überwältigt von der Zahl und von zehen Stichen durchbohrt, zu Boden. Gleich nach vollbrachter That eilte Leßlie nach der Stadt, um einem Auflauf zuvor zu kommen. Als die Schildwachen am Schloßthor ihn außer Athem daher rennen sahen,

Buttlerische Dragoner verborgen, die auf ein verabredetes Signal hervorbrechen und die Verräther niederstoßen sollten. Ohne Ahndung der Gefahr, die über ihrem Haupte schwebte, überließen sich die sorglosen Gäste den Vergnügungen der Mahlzeit, und Wallensteins, nicht mehr des kaiserlichen Dieners, sondern des souverainen Fürsten, Gesundheit wurde aus vollen Bechern getrunken. Der Wein öffnete ihnen die Herzen, und Illo entdeckte mit vielem Uebermuth, daß in drey Tagen eine Armee da stehen werde, dergleichen Wallenstein niemals angeführt habe. – „Ja,“ fiel Neumann ein, „und dann hoffe er, seine Hände in der Oesterreicher Blut zu waschen.“ Unter diesen Reden wird das Desert aufgetragen, und nun giebt Leßlie das verabredete Zeichen, die Aufzugbrücke zu sperren, und nimmt selbst alle Thorschlüssel zu sich. Auf einmal füllt sich der Speisesaal mit Bewaffneten an, die sich mit dem unerwarteten Gruße: Vivat Ferdinandus! hinter die Stühle der bezeichneten Gäste pflanzen. Bestürzt und mit einer übeln Ahndung springen alle vier zugleich von der Tafel auf. Kinsky und Terzky werden sogleich erstochen, ehe sie sich zur Wehr setzen können; Neumann allein findet Gelegenheit, während der Verwirrung in den Hof zu entwischen, wo er aber von den Wachen erkannt und sogleich niedergemacht wird. Nur Illo hatte Gegenwart des Geistes genug, sich zu vertheidigen. Er stellte sich an ein Fenster, von wo er dem Gordon seine Verrätherey unter den bittersten Schmähungen vorwarf, und ihn auffoderte, sich ehrlich und ritterlich mit ihm zu schlagen. Erst nach der tapfersten Gegenwehr, nachdem er zwey seiner Feinde todt dahin gestreckt, sank er, überwältigt von der Zahl und von zehen Stichen durchbohrt, zu Boden. Gleich nach vollbrachter That eilte Leßlie nach der Stadt, um einem Auflauf zuvor zu kommen. Als die Schildwachen am Schloßthor ihn außer Athem daher rennen sahen,

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Buttlerische Dragoner verborgen, die auf ein verabredetes Signal hervorbrechen und die Verräther niederstoßen sollten. Ohne Ahndung der Gefahr, die über ihrem Haupte schwebte, überließen sich die sorglosen Gäste den Vergnügungen der Mahlzeit, und Wallensteins, nicht mehr des kaiserlichen Dieners, sondern des souverainen Fürsten, Gesundheit wurde aus vollen Bechern getrunken. Der Wein öffnete ihnen die Herzen, und Illo entdeckte mit vielem Uebermuth, daß in drey Tagen eine Armee da stehen werde, dergleichen Wallenstein niemals angeführt habe. &#x2013; &#x201E;Ja,&#x201C; fiel Neumann ein, &#x201E;und dann hoffe er, seine Hände in der Oesterreicher Blut zu waschen.&#x201C; Unter diesen Reden wird das Desert aufgetragen, und nun giebt Leßlie das verabredete Zeichen, die Aufzugbrücke zu sperren, und nimmt selbst alle Thorschlüssel zu sich. Auf einmal füllt sich der Speisesaal mit Bewaffneten an, die sich mit dem unerwarteten Gruße: <hi rendition="#g">Vivat Ferdinandus</hi>! hinter die Stühle der bezeichneten Gäste pflanzen. Bestürzt und mit einer übeln Ahndung springen alle vier zugleich von der Tafel auf. Kinsky und Terzky werden sogleich erstochen, ehe sie sich zur Wehr setzen können; Neumann allein findet Gelegenheit, während der Verwirrung in den Hof zu entwischen, wo er aber von den Wachen erkannt und sogleich niedergemacht wird. Nur Illo hatte Gegenwart des Geistes genug, sich zu vertheidigen. Er stellte sich an ein Fenster, von wo er dem Gordon seine Verrätherey unter den bittersten Schmähungen vorwarf, und ihn auffoderte, sich ehrlich und ritterlich mit ihm zu schlagen. Erst nach der tapfersten Gegenwehr, nachdem er zwey seiner Feinde todt dahin gestreckt, sank er, überwältigt von der Zahl und von zehen Stichen durchbohrt, zu Boden. Gleich nach vollbrachter That eilte Leßlie nach der Stadt, um einem Auflauf zuvor zu kommen. Als die Schildwachen am Schloßthor ihn außer Athem daher rennen sahen,
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[407/0415] Buttlerische Dragoner verborgen, die auf ein verabredetes Signal hervorbrechen und die Verräther niederstoßen sollten. Ohne Ahndung der Gefahr, die über ihrem Haupte schwebte, überließen sich die sorglosen Gäste den Vergnügungen der Mahlzeit, und Wallensteins, nicht mehr des kaiserlichen Dieners, sondern des souverainen Fürsten, Gesundheit wurde aus vollen Bechern getrunken. Der Wein öffnete ihnen die Herzen, und Illo entdeckte mit vielem Uebermuth, daß in drey Tagen eine Armee da stehen werde, dergleichen Wallenstein niemals angeführt habe. – „Ja,“ fiel Neumann ein, „und dann hoffe er, seine Hände in der Oesterreicher Blut zu waschen.“ Unter diesen Reden wird das Desert aufgetragen, und nun giebt Leßlie das verabredete Zeichen, die Aufzugbrücke zu sperren, und nimmt selbst alle Thorschlüssel zu sich. Auf einmal füllt sich der Speisesaal mit Bewaffneten an, die sich mit dem unerwarteten Gruße: Vivat Ferdinandus! hinter die Stühle der bezeichneten Gäste pflanzen. Bestürzt und mit einer übeln Ahndung springen alle vier zugleich von der Tafel auf. Kinsky und Terzky werden sogleich erstochen, ehe sie sich zur Wehr setzen können; Neumann allein findet Gelegenheit, während der Verwirrung in den Hof zu entwischen, wo er aber von den Wachen erkannt und sogleich niedergemacht wird. Nur Illo hatte Gegenwart des Geistes genug, sich zu vertheidigen. Er stellte sich an ein Fenster, von wo er dem Gordon seine Verrätherey unter den bittersten Schmähungen vorwarf, und ihn auffoderte, sich ehrlich und ritterlich mit ihm zu schlagen. Erst nach der tapfersten Gegenwehr, nachdem er zwey seiner Feinde todt dahin gestreckt, sank er, überwältigt von der Zahl und von zehen Stichen durchbohrt, zu Boden. Gleich nach vollbrachter That eilte Leßlie nach der Stadt, um einem Auflauf zuvor zu kommen. Als die Schildwachen am Schloßthor ihn außer Athem daher rennen sahen,

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/415>, abgerufen am 22.11.2024.