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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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Kriegesstrom rückwärts zu seinem Anfang, und der Knall des Schwedischen Geschützes erinnert die Einwohner Wiens an jene Kugeln, welche die Böhmischen Rebellen vor sieben und zwanzig Jahren in die Kaisersburg warfen. Dieselbe Kriegsbühne führt auch dieselben Werkzeuge des Angriffs zurück. Wie Bethlen Gabor von den rebellischen Böhmen, so wird jetzt sein Nachfolger, Ragotzy, von Torstensohn zum Beystand herbey gerufen; schon ist Oberungarn von seinen Truppen überschwemmt, und täglich fürchtet man seine Vereinigung mit den Schweden. Johann Georg von Sachsen, durch die Schwedischen Einquartierungen in seinem Lande aufs äußerste gebracht, hülflos gelassen von dem Kaiser, der sich nach dem Jankauischen Treffen selbst nicht beschützen kann, ergreift endlich das letzte und einzige Rettungsmittel, einen Stillstand mit den Schweden zu schliessen, der von Jahr zu Jahr bis zum allgemeinen Frieden verlängert wird. Der Kaiser verliert einen Freund, indem an den Thoren seines Reichs ein neuer Feind gegen ihn aufsteht, indem seine Kriegsheere schmelzen, und seine Bundsgenossen an andern Enden Deutschlands geschlagen werden. Denn auch die Französische Armee hatte den Schimpf der Duttlinger Niederlage durch einen glänzenden Feldzug wieder ausgelöscht, und die ganze Macht Bayerns am Rhein und in Schwaben beschäftigt. Mit neuen Truppen aus Frankreich verstärkt, die der grosse und jetzt schon durch seine Siege in Italien verherrlichte Türenne dem Herzog von Enguien zuführte, erschienen sie am 3. August 1644 vor Freyburg, welches Mercy kurz vorher erobert hatte, und mit seiner ganzen, aufs beste verschanzten Armee bedeckte. Das Ungestüm der Französischen Tapferkeit scheiterte zwar an der Standhaftigkeit der Bayern, und der Herzog von Enguien mußte sich zum Rückzug entschliessen, nachdem er bey sechstausend seiner Leute umsonst hingeschlachtet hatte. Mazarin vergoß Thränen über diesen grossen Verlust, den aber

Kriegesstrom rückwärts zu seinem Anfang, und der Knall des Schwedischen Geschützes erinnert die Einwohner Wiens an jene Kugeln, welche die Böhmischen Rebellen vor sieben und zwanzig Jahren in die Kaisersburg warfen. Dieselbe Kriegsbühne führt auch dieselben Werkzeuge des Angriffs zurück. Wie Bethlen Gabor von den rebellischen Böhmen, so wird jetzt sein Nachfolger, Ragotzy, von Torstensohn zum Beystand herbey gerufen; schon ist Oberungarn von seinen Truppen überschwemmt, und täglich fürchtet man seine Vereinigung mit den Schweden. Johann Georg von Sachsen, durch die Schwedischen Einquartierungen in seinem Lande aufs äußerste gebracht, hülflos gelassen von dem Kaiser, der sich nach dem Jankauischen Treffen selbst nicht beschützen kann, ergreift endlich das letzte und einzige Rettungsmittel, einen Stillstand mit den Schweden zu schliessen, der von Jahr zu Jahr bis zum allgemeinen Frieden verlängert wird. Der Kaiser verliert einen Freund, indem an den Thoren seines Reichs ein neuer Feind gegen ihn aufsteht, indem seine Kriegsheere schmelzen, und seine Bundsgenossen an andern Enden Deutschlands geschlagen werden. Denn auch die Französische Armee hatte den Schimpf der Duttlinger Niederlage durch einen glänzenden Feldzug wieder ausgelöscht, und die ganze Macht Bayerns am Rhein und in Schwaben beschäftigt. Mit neuen Truppen aus Frankreich verstärkt, die der grosse und jetzt schon durch seine Siege in Italien verherrlichte Türenne dem Herzog von Enguien zuführte, erschienen sie am 3. August 1644 vor Freyburg, welches Mercy kurz vorher erobert hatte, und mit seiner ganzen, aufs beste verschanzten Armee bedeckte. Das Ungestüm der Französischen Tapferkeit scheiterte zwar an der Standhaftigkeit der Bayern, und der Herzog von Enguien mußte sich zum Rückzug entschliessen, nachdem er bey sechstausend seiner Leute umsonst hingeschlachtet hatte. Mazarin vergoß Thränen über diesen grossen Verlust, den aber

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Kriegesstrom rückwärts zu seinem Anfang, und der Knall des Schwedischen Geschützes erinnert die Einwohner Wiens an jene Kugeln, welche die Böhmischen Rebellen vor sieben und zwanzig Jahren in die Kaisersburg warfen. Dieselbe Kriegsbühne führt auch dieselben Werkzeuge des Angriffs zurück. Wie Bethlen Gabor von den rebellischen Böhmen, so wird jetzt sein Nachfolger, Ragotzy, von Torstensohn zum Beystand herbey gerufen; schon ist Oberungarn von seinen Truppen überschwemmt, und täglich fürchtet man seine Vereinigung mit den Schweden. Johann Georg von Sachsen, durch die Schwedischen Einquartierungen in seinem Lande aufs äußerste gebracht, hülflos gelassen von dem Kaiser, der sich nach dem Jankauischen Treffen selbst nicht beschützen kann, ergreift endlich das letzte und einzige Rettungsmittel, einen Stillstand mit den Schweden zu schliessen, der von Jahr zu Jahr bis zum allgemeinen Frieden verlängert wird. Der Kaiser verliert einen Freund, indem an den Thoren seines Reichs ein neuer Feind gegen ihn aufsteht, indem seine Kriegsheere schmelzen, und seine Bundsgenossen an andern Enden Deutschlands geschlagen werden. Denn auch die Französische Armee hatte den Schimpf der Duttlinger Niederlage durch einen glänzenden Feldzug wieder ausgelöscht, und die ganze Macht Bayerns am Rhein und in Schwaben beschäftigt. Mit neuen Truppen aus Frankreich verstärkt, die der grosse und jetzt schon durch seine Siege in Italien verherrlichte Türenne dem Herzog von Enguien zuführte, erschienen sie am 3. August 1644 vor Freyburg, welches Mercy kurz vorher erobert hatte, und mit seiner ganzen, aufs beste verschanzten Armee bedeckte. Das Ungestüm der Französischen Tapferkeit scheiterte zwar an der Standhaftigkeit der Bayern, und der Herzog von Enguien mußte sich zum Rückzug entschliessen, nachdem er bey sechstausend seiner Leute umsonst hingeschlachtet hatte. Mazarin vergoß Thränen über diesen grossen Verlust, den aber
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[471/0479] Kriegesstrom rückwärts zu seinem Anfang, und der Knall des Schwedischen Geschützes erinnert die Einwohner Wiens an jene Kugeln, welche die Böhmischen Rebellen vor sieben und zwanzig Jahren in die Kaisersburg warfen. Dieselbe Kriegsbühne führt auch dieselben Werkzeuge des Angriffs zurück. Wie Bethlen Gabor von den rebellischen Böhmen, so wird jetzt sein Nachfolger, Ragotzy, von Torstensohn zum Beystand herbey gerufen; schon ist Oberungarn von seinen Truppen überschwemmt, und täglich fürchtet man seine Vereinigung mit den Schweden. Johann Georg von Sachsen, durch die Schwedischen Einquartierungen in seinem Lande aufs äußerste gebracht, hülflos gelassen von dem Kaiser, der sich nach dem Jankauischen Treffen selbst nicht beschützen kann, ergreift endlich das letzte und einzige Rettungsmittel, einen Stillstand mit den Schweden zu schliessen, der von Jahr zu Jahr bis zum allgemeinen Frieden verlängert wird. Der Kaiser verliert einen Freund, indem an den Thoren seines Reichs ein neuer Feind gegen ihn aufsteht, indem seine Kriegsheere schmelzen, und seine Bundsgenossen an andern Enden Deutschlands geschlagen werden. Denn auch die Französische Armee hatte den Schimpf der Duttlinger Niederlage durch einen glänzenden Feldzug wieder ausgelöscht, und die ganze Macht Bayerns am Rhein und in Schwaben beschäftigt. Mit neuen Truppen aus Frankreich verstärkt, die der grosse und jetzt schon durch seine Siege in Italien verherrlichte Türenne dem Herzog von Enguien zuführte, erschienen sie am 3. August 1644 vor Freyburg, welches Mercy kurz vorher erobert hatte, und mit seiner ganzen, aufs beste verschanzten Armee bedeckte. Das Ungestüm der Französischen Tapferkeit scheiterte zwar an der Standhaftigkeit der Bayern, und der Herzog von Enguien mußte sich zum Rückzug entschliessen, nachdem er bey sechstausend seiner Leute umsonst hingeschlachtet hatte. Mazarin vergoß Thränen über diesen grossen Verlust, den aber

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/479>, abgerufen am 25.11.2024.