Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Kongreß verliessen, und um sie zurück zu halten, mußten die Franzosen zu Drohungen ihre Zuflucht nehmen.

Nachdem es dem guten Willen des Churfürsten von Bayern auf diese Weise mißlungen war, den Kaiser mit in den Stillstand einzuschliessen, so hielt er sich nunmehr für berechtigt, für sich selbst zu sorgen. So theuer auch der Preis war, um welchen man ihn den Stillstand erkaufen ließ, so bedachte er sich doch nicht lange, denselben einzugehen. Er überließ den Schweden, ihre Quartiere in Schwaben und Franken auszubreiten, und war zufrieden, die seinigen auf Bayern und auf die Pfälzischen Lande einzuschränken. Was er in Schwaben erobert hatte, mußte den Alliirten geräumt werden, die ihm ihrer seits, was sie von Bayern inne hatten, wieder auslieferten. In den Stillstand war auch Kölln und Hessenkassel eingeschlossen. Nach Abschliessung dieses Traktats, am 14. März 1647, verliessen die Franzosen und Schweden Bayern, und wählten sich, um sich selbst nicht im Wege zu stehen, verschiedene Quartiere, jene im Herzogthum Wirtemberg, diese in Oberschwaben, in der Nähe des Bodensees. An dem äussersten nördlichen Ende dieses Sees, und Schwabens südlichster Spitze, trotzte die Oesterreichische Stadt Bregenz durch ihren engen und steilen Paß jedem feindlichen Anfall, und aus der ganzen umliegenden Gegend hatte man seine Güter und Persohnen in diese natürliche Festung geflüchtet. Die reiche Beute, die der aufgehäufte Vorrath darin erwarten ließ, und der Vortheil, einen Paß gegen Tyrol, die Schweiz und Italien zu besitzen, reitzte den Schwedischen General, einen Angriff auf diese für unüberwindlich gehaltene Klause und die Stadt selbst zu versuchen. Beydes gelang ihm, des Widerstands der Landleute ungeachtet, die, sechstausend an der Zahl, den Paß zu vertheidigen strebten. Unterdeß hatte sich Türenne, der getroffenen Uebereinkunft gemäß, nach dem Wirtembergischen gewendet, von wo aus

Kongreß verliessen, und um sie zurück zu halten, mußten die Franzosen zu Drohungen ihre Zuflucht nehmen.

Nachdem es dem guten Willen des Churfürsten von Bayern auf diese Weise mißlungen war, den Kaiser mit in den Stillstand einzuschliessen, so hielt er sich nunmehr für berechtigt, für sich selbst zu sorgen. So theuer auch der Preis war, um welchen man ihn den Stillstand erkaufen ließ, so bedachte er sich doch nicht lange, denselben einzugehen. Er überließ den Schweden, ihre Quartiere in Schwaben und Franken auszubreiten, und war zufrieden, die seinigen auf Bayern und auf die Pfälzischen Lande einzuschränken. Was er in Schwaben erobert hatte, mußte den Alliirten geräumt werden, die ihm ihrer seits, was sie von Bayern inne hatten, wieder auslieferten. In den Stillstand war auch Kölln und Hessenkassel eingeschlossen. Nach Abschliessung dieses Traktats, am 14. März 1647, verliessen die Franzosen und Schweden Bayern, und wählten sich, um sich selbst nicht im Wege zu stehen, verschiedene Quartiere, jene im Herzogthum Wirtemberg, diese in Oberschwaben, in der Nähe des Bodensees. An dem äussersten nördlichen Ende dieses Sees, und Schwabens südlichster Spitze, trotzte die Oesterreichische Stadt Bregenz durch ihren engen und steilen Paß jedem feindlichen Anfall, und aus der ganzen umliegenden Gegend hatte man seine Güter und Persohnen in diese natürliche Festung geflüchtet. Die reiche Beute, die der aufgehäufte Vorrath darin erwarten ließ, und der Vortheil, einen Paß gegen Tyrol, die Schweiz und Italien zu besitzen, reitzte den Schwedischen General, einen Angriff auf diese für unüberwindlich gehaltene Klause und die Stadt selbst zu versuchen. Beydes gelang ihm, des Widerstands der Landleute ungeachtet, die, sechstausend an der Zahl, den Paß zu vertheidigen strebten. Unterdeß hatte sich Türenne, der getroffenen Uebereinkunft gemäß, nach dem Wirtembergischen gewendet, von wo aus

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0487" n="479"/>
Kongreß verliessen,           und um sie zurück zu halten, mußten die Franzosen zu Drohungen ihre Zuflucht nehmen.</p>
        <p>Nachdem es dem guten Willen des Churfürsten von Bayern auf diese Weise mißlungen war, den           Kaiser mit in den Stillstand einzuschliessen, so hielt er sich nunmehr für berechtigt, für           sich selbst zu sorgen. So theuer auch der Preis war, um welchen man ihn den Stillstand           erkaufen ließ, so bedachte er sich doch nicht lange, denselben einzugehen. Er überließ den           Schweden, ihre Quartiere in Schwaben und Franken auszubreiten, und war zufrieden, die           seinigen auf Bayern und auf die Pfälzischen Lande einzuschränken. Was er in Schwaben           erobert hatte, mußte den Alliirten geräumt werden, die ihm ihrer seits, was sie von Bayern           inne hatten, wieder auslieferten. In den Stillstand war auch Kölln und Hessenkassel           eingeschlossen. Nach Abschliessung dieses Traktats, am 14. März 1647, verliessen die           Franzosen und Schweden Bayern, und wählten sich, um sich selbst nicht im Wege zu stehen,           verschiedene Quartiere, jene im Herzogthum Wirtemberg, diese in Oberschwaben, in der Nähe           des Bodensees. An dem äussersten nördlichen Ende dieses Sees, und Schwabens südlichster           Spitze, trotzte die Oesterreichische Stadt <hi rendition="#g">Bregenz</hi> durch ihren           engen und steilen Paß jedem feindlichen Anfall, und aus der ganzen umliegenden Gegend           hatte man seine Güter und Persohnen in diese natürliche Festung geflüchtet. Die reiche           Beute, die der aufgehäufte Vorrath darin erwarten ließ, und der Vortheil, einen Paß gegen           Tyrol, die Schweiz und Italien zu besitzen, reitzte den Schwedischen General, einen           Angriff auf diese für unüberwindlich gehaltene Klause und die Stadt selbst zu versuchen.           Beydes gelang ihm, des Widerstands der Landleute ungeachtet, die, sechstausend an der           Zahl, den Paß zu vertheidigen strebten. Unterdeß hatte sich Türenne, der getroffenen           Uebereinkunft gemäß, nach dem Wirtembergischen gewendet, von wo aus
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[479/0487] Kongreß verliessen, und um sie zurück zu halten, mußten die Franzosen zu Drohungen ihre Zuflucht nehmen. Nachdem es dem guten Willen des Churfürsten von Bayern auf diese Weise mißlungen war, den Kaiser mit in den Stillstand einzuschliessen, so hielt er sich nunmehr für berechtigt, für sich selbst zu sorgen. So theuer auch der Preis war, um welchen man ihn den Stillstand erkaufen ließ, so bedachte er sich doch nicht lange, denselben einzugehen. Er überließ den Schweden, ihre Quartiere in Schwaben und Franken auszubreiten, und war zufrieden, die seinigen auf Bayern und auf die Pfälzischen Lande einzuschränken. Was er in Schwaben erobert hatte, mußte den Alliirten geräumt werden, die ihm ihrer seits, was sie von Bayern inne hatten, wieder auslieferten. In den Stillstand war auch Kölln und Hessenkassel eingeschlossen. Nach Abschliessung dieses Traktats, am 14. März 1647, verliessen die Franzosen und Schweden Bayern, und wählten sich, um sich selbst nicht im Wege zu stehen, verschiedene Quartiere, jene im Herzogthum Wirtemberg, diese in Oberschwaben, in der Nähe des Bodensees. An dem äussersten nördlichen Ende dieses Sees, und Schwabens südlichster Spitze, trotzte die Oesterreichische Stadt Bregenz durch ihren engen und steilen Paß jedem feindlichen Anfall, und aus der ganzen umliegenden Gegend hatte man seine Güter und Persohnen in diese natürliche Festung geflüchtet. Die reiche Beute, die der aufgehäufte Vorrath darin erwarten ließ, und der Vortheil, einen Paß gegen Tyrol, die Schweiz und Italien zu besitzen, reitzte den Schwedischen General, einen Angriff auf diese für unüberwindlich gehaltene Klause und die Stadt selbst zu versuchen. Beydes gelang ihm, des Widerstands der Landleute ungeachtet, die, sechstausend an der Zahl, den Paß zu vertheidigen strebten. Unterdeß hatte sich Türenne, der getroffenen Uebereinkunft gemäß, nach dem Wirtembergischen gewendet, von wo aus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Google books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/487
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/487>, abgerufen am 26.11.2024.