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Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.

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Die Räuber,
Moor. Himmel und Erde! Wer hat das ge-
than?
D. a. Moor. Verfluch ihn nicht! -- Das hat
mein Sohn Franz gethan.
Moor. Franz? Franz? Oh ewiges Chaos!
D. a. Moor. Wenn du ein Mensch bist, und
ein menschliches Herz hast, Erlöser, de# ich nicht
kenne, o so höre den Jammer eines Vaters, den
ihm seine Söhne bereitet haben -- drey Monden
schon hab ichs tauben Felsenwänden zugewinselt,
aber ein holer Wiederhall äffte meine Klagen nur
nach. Darum, wenn du ein Mensch bist, und
ein menschliches Herz hast.
Moor. Diese Aufforderung könnte die wilden
Bestien aus ihren Löchern hervorrufen!
D. a. Moor. Jch lag eben auf dem Siechbett,
hatte kaum angefangen aus einer schweren Krank-
heit etwas Kräfte zu sammeln, so führte man einen
Mann zu mir, der vorgab, mein Erstgeborner
sey gestorben in der Schlacht, und mit sich brach-
te ein Schwerd, gefärbt mit seinem Blut, und sein
leztes Lebewohl, und daß ihn mein Fluch gejagt
hätte in Kampf und Tod und Verzweifflung.
Moor Heftig von ihm abgewandt. Es ist offenbar!
D. a. Moor. Höre weiter! ich ward unmäch-
tig bey der Bottschaft. Man mus mich für tod
gehalten haben, denn als ich wieder zu mir selber
kam, lag ich schon in der Bahre, und ins Leichentuch
ge-
Die Raͤuber,
Moor. Himmel und Erde! Wer hat das ge-
than?
D. a. Moor. Verfluch ihn nicht! — Das hat
mein Sohn Franz gethan.
Moor. Franz? Franz? Oh ewiges Chaos!
D. a. Moor. Wenn du ein Menſch biſt, und
ein menſchliches Herz haſt, Erloͤſer, de# ich nicht
kenne, o ſo hoͤre den Jammer eines Vaters, den
ihm ſeine Soͤhne bereitet haben — drey Monden
ſchon hab ichs tauben Felſenwaͤnden zugewinſelt,
aber ein holer Wiederhall aͤffte meine Klagen nur
nach. Darum, wenn du ein Menſch biſt, und
ein menſchliches Herz haſt.
Moor. Dieſe Aufforderung koͤnnte die wilden
Beſtien aus ihren Loͤchern hervorrufen!
D. a. Moor. Jch lag eben auf dem Siechbett,
hatte kaum angefangen aus einer ſchweren Krank-
heit etwas Kraͤfte zu ſammeln, ſo fuͤhrte man einen
Mann zu mir, der vorgab, mein Erſtgeborner
ſey geſtorben in der Schlacht, und mit ſich brach-
te ein Schwerd, gefaͤrbt mit ſeinem Blut, und ſein
leztes Lebewohl, und daß ihn mein Fluch gejagt
haͤtte in Kampf und Tod und Verzweifflung.
Moor Heftig von ihm abgewandt. Es iſt offenbar!
D. a. Moor. Hoͤre weiter! ich ward unmaͤch-
tig bey der Bottſchaft. Man mus mich fuͤr tod
gehalten haben, denn als ich wieder zu mir ſelber
kam, lag ich ſchon in der Bahre, und ins Leichentuch
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[176/0198] Die Raͤuber, Moor. Himmel und Erde! Wer hat das ge- than? D. a. Moor. Verfluch ihn nicht! — Das hat mein Sohn Franz gethan. Moor. Franz? Franz? Oh ewiges Chaos! D. a. Moor. Wenn du ein Menſch biſt, und ein menſchliches Herz haſt, Erloͤſer, de# ich nicht kenne, o ſo hoͤre den Jammer eines Vaters, den ihm ſeine Soͤhne bereitet haben — drey Monden ſchon hab ichs tauben Felſenwaͤnden zugewinſelt, aber ein holer Wiederhall aͤffte meine Klagen nur nach. Darum, wenn du ein Menſch biſt, und ein menſchliches Herz haſt. Moor. Dieſe Aufforderung koͤnnte die wilden Beſtien aus ihren Loͤchern hervorrufen! D. a. Moor. Jch lag eben auf dem Siechbett, hatte kaum angefangen aus einer ſchweren Krank- heit etwas Kraͤfte zu ſammeln, ſo fuͤhrte man einen Mann zu mir, der vorgab, mein Erſtgeborner ſey geſtorben in der Schlacht, und mit ſich brach- te ein Schwerd, gefaͤrbt mit ſeinem Blut, und ſein leztes Lebewohl, und daß ihn mein Fluch gejagt haͤtte in Kampf und Tod und Verzweifflung. Moor Heftig von ihm abgewandt. Es iſt offenbar! D. a. Moor. Hoͤre weiter! ich ward unmaͤch- tig bey der Bottſchaft. Man mus mich fuͤr tod gehalten haben, denn als ich wieder zu mir ſelber kam, lag ich ſchon in der Bahre, und ins Leichentuch ge-

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/198>, abgerufen am 21.11.2024.