Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.

Bild:
<< vorherige Seite
ein Schauspiel.
Werken der Finsterniß dieß himmlische Licht zu
besudeln -- Gehet hin zur Rechten und Lin-
ken -- Wir wollen ewig niemals gemeine Sache
machen.
Räuber. Ha Muthloser! Wo sind deine
hochfliegende Plane? Sinds Saifenblasen gewe-
sen, die beym Hauch eines Weibes zerpla-
zen?
R. Moor. O über mich Narren, der ich
wähnete die Welt durch Greuel zu verschönern,
und die Geseze durch Gesezlosigkeit aufrecht zu
halten. Jch nannte es Rache und Recht --
Jch maßte mich an, o Vorsicht die Schar-
ten deines Schwerds auszuwezen und deine
Parteylichkeiten gut zu machen -- aber -- O
eitle Kinderey -- da steh ich am Rand eines
entsezlichen Lebens, und erfahre nun mit Zähn-
klappern und Heulen, daß zwey Menschen
wie ich den ganzen Bau der sittlichen
Welt zu Grund richten würden.
Gnade
-- Gnade dem Knaben, der Dir vorgreiffen
wollte -- Dein eigen allein ist die Rache.
Du bedarfst nicht des Menschen Hand. Frey-
lich stehts nun in meiner Macht nicht mehr
die
ein Schauſpiel.
Werken der Finſterniß dieß himmliſche Licht zu
beſudeln — Gehet hin zur Rechten und Lin-
ken — Wir wollen ewig niemals gemeine Sache
machen.
Raͤuber. Ha Muthloſer! Wo ſind deine
hochfliegende Plane? Sinds Saifenblaſen gewe-
ſen, die beym Hauch eines Weibes zerpla-
zen?
R. Moor. O uͤber mich Narren, der ich
waͤhnete die Welt durch Greuel zu verſchoͤnern,
und die Geſeze durch Geſezloſigkeit aufrecht zu
halten. Jch nannte es Rache und Recht —
Jch maßte mich an, o Vorſicht die Schar-
ten deines Schwerds auszuwezen und deine
Parteylichkeiten gut zu machen — aber — O
eitle Kinderey — da ſteh ich am Rand eines
entſezlichen Lebens, und erfahre nun mit Zaͤhn-
klappern und Heulen, daß zwey Menſchen
wie ich den ganzen Bau der ſittlichen
Welt zu Grund richten wuͤrden.
Gnade
— Gnade dem Knaben, der Dir vorgreiffen
wollte — Dein eigen allein iſt die Rache.
Du bedarfſt nicht des Menſchen Hand. Frey-
lich ſtehts nun in meiner Macht nicht mehr
die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#RAEU_MOOR">
            <p><pb facs="#f0241" n="219"/><fw place="top" type="header">ein Schau&#x017F;piel.</fw><lb/>
Werken der Fin&#x017F;terniß dieß himmli&#x017F;che Licht zu<lb/>
be&#x017F;udeln &#x2014; Gehet hin zur Rechten und Lin-<lb/>
ken &#x2014; Wir wollen ewig niemals gemeine Sache<lb/>
machen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#RAEU">
            <speaker> <hi rendition="#b">Ra&#x0364;uber.</hi> </speaker>
            <p>Ha Muthlo&#x017F;er! Wo &#x017F;ind deine<lb/>
hochfliegende Plane? Sinds Saifenbla&#x017F;en gewe-<lb/>
&#x017F;en, die beym Hauch eines Weibes zerpla-<lb/>
zen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#RAEU_MOOR">
            <speaker> <hi rendition="#b">R. Moor.</hi> </speaker>
            <p>O u&#x0364;ber mich Narren, der ich<lb/>
wa&#x0364;hnete die Welt durch Greuel zu ver&#x017F;cho&#x0364;nern,<lb/>
und die Ge&#x017F;eze durch Ge&#x017F;ezlo&#x017F;igkeit aufrecht zu<lb/>
halten. Jch nannte es Rache und Recht &#x2014;<lb/>
Jch maßte mich an, o Vor&#x017F;icht die Schar-<lb/>
ten deines Schwerds auszuwezen und deine<lb/>
Parteylichkeiten gut zu machen &#x2014; aber &#x2014; O<lb/>
eitle Kinderey &#x2014; da &#x017F;teh ich am Rand eines<lb/>
ent&#x017F;ezlichen Lebens, und erfahre nun mit Za&#x0364;hn-<lb/>
klappern und Heulen, daß <hi rendition="#fr">zwey Men&#x017F;chen<lb/>
wie ich den ganzen Bau der &#x017F;ittlichen<lb/>
Welt zu Grund richten wu&#x0364;rden.</hi> Gnade<lb/>
&#x2014; Gnade dem Knaben, der <hi rendition="#fr">Dir</hi> vorgreiffen<lb/>
wollte &#x2014; <hi rendition="#fr">Dein</hi> eigen allein i&#x017F;t die Rache.<lb/><hi rendition="#fr">Du</hi> bedarf&#x017F;t nicht des Men&#x017F;chen Hand. Frey-<lb/>
lich &#x017F;tehts nun in meiner Macht nicht mehr<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[219/0241] ein Schauſpiel. Werken der Finſterniß dieß himmliſche Licht zu beſudeln — Gehet hin zur Rechten und Lin- ken — Wir wollen ewig niemals gemeine Sache machen. Raͤuber. Ha Muthloſer! Wo ſind deine hochfliegende Plane? Sinds Saifenblaſen gewe- ſen, die beym Hauch eines Weibes zerpla- zen? R. Moor. O uͤber mich Narren, der ich waͤhnete die Welt durch Greuel zu verſchoͤnern, und die Geſeze durch Geſezloſigkeit aufrecht zu halten. Jch nannte es Rache und Recht — Jch maßte mich an, o Vorſicht die Schar- ten deines Schwerds auszuwezen und deine Parteylichkeiten gut zu machen — aber — O eitle Kinderey — da ſteh ich am Rand eines entſezlichen Lebens, und erfahre nun mit Zaͤhn- klappern und Heulen, daß zwey Menſchen wie ich den ganzen Bau der ſittlichen Welt zu Grund richten wuͤrden. Gnade — Gnade dem Knaben, der Dir vorgreiffen wollte — Dein eigen allein iſt die Rache. Du bedarfſt nicht des Menſchen Hand. Frey- lich ſtehts nun in meiner Macht nicht mehr die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/241
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/241>, abgerufen am 21.11.2024.