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Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.

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Die Räuber,
unter Sonn und Mond und allen Fixsternen schwe-
ben, wo selbst die unvernünftigen Vögel des Him-
mels, von edler Begierde herbeygelockt, ihr himm-
lisches Koncert musiciren, und die Engel mit
Schwänzen ihr hochheiliges Synedrium halten?
Nicht wahr? -- und wenn Monarchen und Poten-
taten von Motten und Würmern verzehrt werden,
die Ehre haben zu dürfen, von Jupiters königlichem
Vogel Visiten anzunehmen? -- Moriz, Moriz,
Moriz! nimm dich in Acht! nimm dich in Acht,
vor dem dreybeinigten Thiere!
Spiegelberg. Und das schrökt dich, Hasen-
herz? ist doch schon manches Universal-Genie, das
die Welt hätte reformiren können, auf dem Schind-
Anger verfault, und spricht man nicht von so ei-
nem Jahrhunderte, Jahrtausende lang, da mancher
König und Curfürst in der Geschichte überhüpft
würde, wenn sein Geschichtschreiber die Lüke in der
Successions-Leiter nicht scheute, und sein Buch
dardurch nicht um ein paar Oktavseiten gewönne,
die ihm der Verleger mit baarem Gelde bezahlt --
Und wenn dich der Wanderer so hin und her flie-
gen sieht im Winde -- der mus auch kein Wasser
im Hirn gehabt haben, brummt er in den Bart,
und seufzt über die elenden Zeiten.
Schweizer. klopft ihn auf die Achsel. Meisterlich,
Spiegelberg! Meisterlich! Was, zum Teufel, steht
ihr da, und zaubert?
Schwarz.
Die Raͤuber,
unter Sonn und Mond und allen Fixſternen ſchwe-
ben, wo ſelbſt die unvernuͤnftigen Voͤgel des Him-
mels, von edler Begierde herbeygelockt, ihr himm-
liſches Koncert muſiciren, und die Engel mit
Schwaͤnzen ihr hochheiliges Synedrium halten?
Nicht wahr? — und wenn Monarchen und Poten-
taten von Motten und Wuͤrmern verzehrt werden,
die Ehre haben zu duͤrfen, von Jupiters koͤniglichem
Vogel Viſiten anzunehmen? — Moriz, Moriz,
Moriz! nimm dich in Acht! nimm dich in Acht,
vor dem dreybeinigten Thiere!
Spiegelberg. Und das ſchroͤkt dich, Haſen-
herz? iſt doch ſchon manches Univerſal-Genie, das
die Welt haͤtte reformiren koͤnnen, auf dem Schind-
Anger verfault, und ſpricht man nicht von ſo ei-
nem Jahrhunderte, Jahrtauſende lang, da mancher
Koͤnig und Curfuͤrſt in der Geſchichte uͤberhuͤpft
wuͤrde, wenn ſein Geſchichtſchreiber die Luͤke in der
Succeſſions-Leiter nicht ſcheute, und ſein Buch
dardurch nicht um ein paar Oktavſeiten gewoͤnne,
die ihm der Verleger mit baarem Gelde bezahlt —
Und wenn dich der Wanderer ſo hin und her flie-
gen ſieht im Winde — der mus auch kein Waſſer
im Hirn gehabt haben, brummt er in den Bart,
und ſeufzt uͤber die elenden Zeiten.
Schweizer. klopft ihn auf die Achſel. Meiſterlich,
Spiegelberg! Meiſterlich! Was, zum Teufel, ſteht
ihr da, und zaubert?
Schwarz.
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[36/0058] Die Raͤuber, unter Sonn und Mond und allen Fixſternen ſchwe- ben, wo ſelbſt die unvernuͤnftigen Voͤgel des Him- mels, von edler Begierde herbeygelockt, ihr himm- liſches Koncert muſiciren, und die Engel mit Schwaͤnzen ihr hochheiliges Synedrium halten? Nicht wahr? — und wenn Monarchen und Poten- taten von Motten und Wuͤrmern verzehrt werden, die Ehre haben zu duͤrfen, von Jupiters koͤniglichem Vogel Viſiten anzunehmen? — Moriz, Moriz, Moriz! nimm dich in Acht! nimm dich in Acht, vor dem dreybeinigten Thiere! Spiegelberg. Und das ſchroͤkt dich, Haſen- herz? iſt doch ſchon manches Univerſal-Genie, das die Welt haͤtte reformiren koͤnnen, auf dem Schind- Anger verfault, und ſpricht man nicht von ſo ei- nem Jahrhunderte, Jahrtauſende lang, da mancher Koͤnig und Curfuͤrſt in der Geſchichte uͤberhuͤpft wuͤrde, wenn ſein Geſchichtſchreiber die Luͤke in der Succeſſions-Leiter nicht ſcheute, und ſein Buch dardurch nicht um ein paar Oktavſeiten gewoͤnne, die ihm der Verleger mit baarem Gelde bezahlt — Und wenn dich der Wanderer ſo hin und her flie- gen ſieht im Winde — der mus auch kein Waſſer im Hirn gehabt haben, brummt er in den Bart, und ſeufzt uͤber die elenden Zeiten. Schweizer. klopft ihn auf die Achſel. Meiſterlich, Spiegelberg! Meiſterlich! Was, zum Teufel, ſteht ihr da, und zaubert? Schwarz.

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/58>, abgerufen am 28.11.2024.