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Schiller, Benjamin: Der geöfnete Reit-Stall. Hamburg, 1700.

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Der geöffnete
und in aller Arbeit gedultig. Jst einer hi-
tzigen doch mehr temperirten Natur/ freudig/
großmühtig/ schnell/ eines edlen und hoffärti-
gen Gemühtes/ aus welchen Letzteren man
sonderlich die Güte der Pferde urtheilet.

Sonsten sind dieselben ihrer Art nach entwe-
der wilde oder zahme/ die wilden Pferde wer-
den in dem Gehöltze und Feldern/ jung erwachsen
unter freyen Himmel/ weiden sich Sommer und
Winter selbst/ biß sie auf sonderliche Art gefan-
gen/ und zu den Menschlichen Gebrauch nach und
nach tüchtich gemachet werden. Dergleichen man
in AEthiopien/ Persien und andern weit-entferneten
Landen zu finden pfleget.

Die zahmen sind/ welche von den Leuten in
Städten/ auf dem Lande/ oder in den Stutereyen
mit sonderlichen Fleiß erzogen/ und von Jugend
auf zu den Menschlichen Gebrauch angewehnet
werden.

Beyderley sind wieder durch ihre äusserliche
Leibes-Gestalt in dreyerley Arten und Unter-
schieden/ die erste Art nennet man Hirsch-Hälse/
diese tragen den Kopff allezeit in die Höhe/ und se-
hen über sich/ indem der Kopff durch den Halß so
unten dicker als oben/ unterstützet/ verhindert
wird/ daß er nicht von sich selbst herab hängen
kan; Selbige sind sehr geschickt in Berg-an/ Rei-
ten und schnellen Lauffen/ hingegen ungeschickt
über einen Schlagbaum oder sonsten eine Höhe
zu springen/ weil das Hintertheil bey ihnen allzeit

schwerer

Der geoͤffnete
und in aller Arbeit gedultig. Jſt einer hi-
tzigẽ doch mehr temperirten Natur/ freudig/
großmuͤhtig/ ſchnell/ eines edlen und hoffaͤrti-
gen Gemuͤhtes/ aus welchen Letzteren man
ſonderlich die Guͤte der Pferde urtheilet.

Sonſten ſind dieſelben ihrer Art nach entwe-
der wilde oder zahme/ die wilden Pferde wer-
den in dem Gehoͤltze und Feldern/ jung erwachſen
unter freyen Himmel/ weiden ſich Sommer und
Winter ſelbſt/ biß ſie auf ſonderliche Art gefan-
gen/ und zu den Menſchlichen Gebrauch nach und
nach tuͤchtich gemachet werden. Dergleichen man
in Æthiopien/ Perſien und andern weit-entferneten
Landen zu finden pfleget.

Die zahmen ſind/ welche von den Leuten in
Staͤdten/ auf dem Lande/ oder in den Stutereyen
mit ſonderlichen Fleiß erzogen/ und von Jugend
auf zu den Menſchlichen Gebrauch angewehnet
werden.

Beyderley ſind wieder durch ihre aͤuſſerliche
Leibes-Geſtalt in dreyerley Arten und Unter-
ſchieden/ die erſte Art nennet man Hirſch-Haͤlſe/
dieſe tragen den Kopff allezeit in die Hoͤhe/ und ſe-
hen uͤber ſich/ indem der Kopff durch den Halß ſo
unten dicker als oben/ unterſtuͤtzet/ verhindert
wird/ daß er nicht von ſich ſelbſt herab haͤngen
kan; Selbige ſind ſehr geſchickt in Berg-an/ Rei-
ten und ſchnellen Lauffen/ hingegen ungeſchickt
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zu ſpringen/ weil das Hintertheil bey ihnen allzeit

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[4/0006] Der geoͤffnete und in aller Arbeit gedultig. Jſt einer hi- tzigẽ doch mehr temperirten Natur/ freudig/ großmuͤhtig/ ſchnell/ eines edlen und hoffaͤrti- gen Gemuͤhtes/ aus welchen Letzteren man ſonderlich die Guͤte der Pferde urtheilet. Sonſten ſind dieſelben ihrer Art nach entwe- der wilde oder zahme/ die wilden Pferde wer- den in dem Gehoͤltze und Feldern/ jung erwachſen unter freyen Himmel/ weiden ſich Sommer und Winter ſelbſt/ biß ſie auf ſonderliche Art gefan- gen/ und zu den Menſchlichen Gebrauch nach und nach tuͤchtich gemachet werden. Dergleichen man in Æthiopien/ Perſien und andern weit-entferneten Landen zu finden pfleget. Die zahmen ſind/ welche von den Leuten in Staͤdten/ auf dem Lande/ oder in den Stutereyen mit ſonderlichen Fleiß erzogen/ und von Jugend auf zu den Menſchlichen Gebrauch angewehnet werden. Beyderley ſind wieder durch ihre aͤuſſerliche Leibes-Geſtalt in dreyerley Arten und Unter- ſchieden/ die erſte Art nennet man Hirſch-Haͤlſe/ dieſe tragen den Kopff allezeit in die Hoͤhe/ und ſe- hen uͤber ſich/ indem der Kopff durch den Halß ſo unten dicker als oben/ unterſtuͤtzet/ verhindert wird/ daß er nicht von ſich ſelbſt herab haͤngen kan; Selbige ſind ſehr geſchickt in Berg-an/ Rei- ten und ſchnellen Lauffen/ hingegen ungeſchickt uͤber einen Schlagbaum oder ſonſten eine Hoͤhe zu ſpringen/ weil das Hintertheil bey ihnen allzeit ſchwerer

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Zitationshilfe: Schiller, Benjamin: Der geöfnete Reit-Stall. Hamburg, 1700, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_reitstall_1700/6>, abgerufen am 23.11.2024.