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Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801.

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Leicester.
Dein Herz, dein liebenswürdig Selbst verlier ich.
Bald wirst du in den jugendlichen Armen
Des feurigen Gemahls dich glücklich fühlen,
Und ungetheilt wird er dein Herz besitzen.
Er ist von königlichem Blut, das bin
Ich nicht, doch trotz sey aller Welt geboten,
Ob einer lebt auf diesem Erdenrund,
Der mehr Anbetung für dich fühlt, als ich.
Der Düc von Anjou hat dich nie gesehn,
Nur deinen Ruhm und Schimmer kann er lieben.
Ich liebe Dich. Wärst du die ärmste Hirtin,
Ich als der größte Fürst der Welt geboren,
Zu deinem Stand würd' ich herunter steigen,
Mein Diadem zu deinen Füßen legen.

Elisabeth.
Beklag' mich, Dudley, schilt mich nicht -- Ich darf ja
Mein Herz nicht fragen. Ach! das hätte anders
Gewählt. Und wie beneid' ich andre Weiber,
Die das erhöhen dürfen, was sie lieben.
So glücklich bin ich nicht, daß ich dem Manne,
Der mir vor allen theuer ist, die Krone
Aufsetzen kann! -- Der Stuart wards vergönnt,
Die Hand nach ihrer Neigung zu verschenken,
Die hat sich jegliches erlaubt, sie hat
Den vollen Kelch der Freuden ausgetrunken.

Leiceſter.
Dein Herz, dein liebenswuͤrdig Selbſt verlier ich.
Bald wirſt du in den jugendlichen Armen
Des feurigen Gemahls dich gluͤcklich fuͤhlen,
Und ungetheilt wird er dein Herz beſitzen.
Er iſt von koͤniglichem Blut, das bin
Ich nicht, doch trotz ſey aller Welt geboten,
Ob einer lebt auf dieſem Erdenrund,
Der mehr Anbetung fuͤr dich fuͤhlt, als ich.
Der Duͤc von Anjou hat dich nie geſehn,
Nur deinen Ruhm und Schimmer kann er lieben.
Ich liebe Dich. Waͤrſt du die aͤrmſte Hirtin,
Ich als der groͤßte Fuͤrſt der Welt geboren,
Zu deinem Stand wuͤrd' ich herunter ſteigen,
Mein Diadem zu deinen Fuͤßen legen.

Eliſabeth.
Beklag' mich, Dudley, ſchilt mich nicht — Ich darf ja
Mein Herz nicht fragen. Ach! das haͤtte anders
Gewaͤhlt. Und wie beneid' ich andre Weiber,
Die das erhoͤhen duͤrfen, was ſie lieben.
So gluͤcklich bin ich nicht, daß ich dem Manne,
Der mir vor allen theuer iſt, die Krone
Aufſetzen kann! — Der Stuart wards vergoͤnnt,
Die Hand nach ihrer Neigung zu verſchenken,
Die hat ſich jegliches erlaubt, ſie hat
Den vollen Kelch der Freuden ausgetrunken.

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[110/0116] Leiceſter. Dein Herz, dein liebenswuͤrdig Selbſt verlier ich. Bald wirſt du in den jugendlichen Armen Des feurigen Gemahls dich gluͤcklich fuͤhlen, Und ungetheilt wird er dein Herz beſitzen. Er iſt von koͤniglichem Blut, das bin Ich nicht, doch trotz ſey aller Welt geboten, Ob einer lebt auf dieſem Erdenrund, Der mehr Anbetung fuͤr dich fuͤhlt, als ich. Der Duͤc von Anjou hat dich nie geſehn, Nur deinen Ruhm und Schimmer kann er lieben. Ich liebe Dich. Waͤrſt du die aͤrmſte Hirtin, Ich als der groͤßte Fuͤrſt der Welt geboren, Zu deinem Stand wuͤrd' ich herunter ſteigen, Mein Diadem zu deinen Fuͤßen legen. Eliſabeth. Beklag' mich, Dudley, ſchilt mich nicht — Ich darf ja Mein Herz nicht fragen. Ach! das haͤtte anders Gewaͤhlt. Und wie beneid' ich andre Weiber, Die das erhoͤhen duͤrfen, was ſie lieben. So gluͤcklich bin ich nicht, daß ich dem Manne, Der mir vor allen theuer iſt, die Krone Aufſetzen kann! — Der Stuart wards vergoͤnnt, Die Hand nach ihrer Neigung zu verſchenken, Die hat ſich jegliches erlaubt, ſie hat Den vollen Kelch der Freuden ausgetrunken.

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Zitationshilfe: Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_stuart_1801/116>, abgerufen am 21.11.2024.