Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801.
Es sey genug, daß man die Macht ihr nahm, Muß man die armen Flitter ihr misgönnen? In großes Unglück lehrt ein edles Herz Sich endlich finden, aber wehe thuts, Des Lebens kleine Zierden zu entbehren. Paulet. Sie wenden nur das Herz dem eiteln zu, Das in sich gehen und bereuen soll. Ein üppig lastervolles Leben büßt sich In Mangel und Erniedrigung allein. Kennedy. Wenn ihre zarte Jugend sich vergieng, Mag sie's mit Gott abthun und ihrem Herzen, In England ist kein Richter über sie. Paulet. Sie wird gerichtet, wo sie frevelte. Kennedy. Zum Freveln fesseln sie zu enge Bande. Paulet. Doch wußte sie aus diesen engen Banden Den Arm zu strecken in die Welt, die Fackel Des Bürgerkrieges in das Reich zu schleudern, Und gegen unsre Königin, die Gott Erhalte! Meuchelrotten zu bewaffnen.
Es ſey genug, daß man die Macht ihr nahm, Muß man die armen Flitter ihr misgoͤnnen? In großes Ungluͤck lehrt ein edles Herz Sich endlich finden, aber wehe thuts, Des Lebens kleine Zierden zu entbehren. Paulet. Sie wenden nur das Herz dem eiteln zu, Das in ſich gehen und bereuen ſoll. Ein uͤppig laſtervolles Leben buͤßt ſich In Mangel und Erniedrigung allein. Kennedy. Wenn ihre zarte Jugend ſich vergieng, Mag ſie's mit Gott abthun und ihrem Herzen, In England iſt kein Richter uͤber ſie. Paulet. Sie wird gerichtet, wo ſie frevelte. Kennedy. Zum Freveln feſſeln ſie zu enge Bande. Paulet. Doch wußte ſie aus dieſen engen Banden Den Arm zu ſtrecken in die Welt, die Fackel Des Buͤrgerkrieges in das Reich zu ſchleudern, Und gegen unſre Koͤnigin, die Gott Erhalte! Meuchelrotten zu bewaffnen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#HANKEN"> <p><pb facs="#f0015" n="9"/> Es ſey genug, daß man die Macht ihr nahm,<lb/> Muß man die armen Flitter ihr misgoͤnnen?<lb/> In <hi rendition="#g">großes</hi> Ungluͤck lehrt ein edles Herz<lb/> Sich endlich finden, aber wehe thuts,<lb/> Des Lebens kleine Zierden zu entbehren.</p><lb/> </sp> <sp who="#PAU"> <speaker><hi rendition="#g">Paulet</hi>.</speaker><lb/> <p>Sie wenden nur das Herz dem eiteln zu,<lb/> Das in ſich gehen und bereuen ſoll.<lb/> Ein uͤppig laſtervolles Leben buͤßt ſich<lb/> In Mangel und Erniedrigung allein.</p><lb/> </sp> <sp who="#HANKEN"> <speaker><hi rendition="#g">Kennedy</hi>.</speaker><lb/> <p>Wenn ihre zarte Jugend ſich vergieng,<lb/> Mag ſie's mit Gott abthun und ihrem Herzen,<lb/> In England iſt kein Richter uͤber ſie.</p><lb/> </sp> <sp who="#PAU"> <speaker><hi rendition="#g">Paulet</hi>.</speaker><lb/> <p>Sie wird gerichtet, wo ſie frevelte.</p><lb/> </sp> <sp who="#HANKEN"> <speaker><hi rendition="#g">Kennedy</hi>.</speaker><lb/> <p>Zum Freveln feſſeln ſie zu enge Bande.</p><lb/> </sp> <sp who="#PAU"> <speaker><hi rendition="#g">Paulet</hi>.</speaker><lb/> <p>Doch wußte ſie aus dieſen engen Banden<lb/> Den Arm zu ſtrecken in die Welt, die Fackel<lb/> Des Buͤrgerkrieges in das Reich zu ſchleudern,<lb/> Und gegen unſre Koͤnigin, die Gott<lb/> Erhalte! Meuchelrotten zu bewaffnen.<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [9/0015]
Es ſey genug, daß man die Macht ihr nahm,
Muß man die armen Flitter ihr misgoͤnnen?
In großes Ungluͤck lehrt ein edles Herz
Sich endlich finden, aber wehe thuts,
Des Lebens kleine Zierden zu entbehren.
Paulet.
Sie wenden nur das Herz dem eiteln zu,
Das in ſich gehen und bereuen ſoll.
Ein uͤppig laſtervolles Leben buͤßt ſich
In Mangel und Erniedrigung allein.
Kennedy.
Wenn ihre zarte Jugend ſich vergieng,
Mag ſie's mit Gott abthun und ihrem Herzen,
In England iſt kein Richter uͤber ſie.
Paulet.
Sie wird gerichtet, wo ſie frevelte.
Kennedy.
Zum Freveln feſſeln ſie zu enge Bande.
Paulet.
Doch wußte ſie aus dieſen engen Banden
Den Arm zu ſtrecken in die Welt, die Fackel
Des Buͤrgerkrieges in das Reich zu ſchleudern,
Und gegen unſre Koͤnigin, die Gott
Erhalte! Meuchelrotten zu bewaffnen.
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