Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801. Davison. Es kostet dir ein einzig Wort. O sage, Bestimme, was mit dieser Schrift soll werden! Elisabeth. Ich hab's gesagt, und quält mich nun nicht weiter. Davison. Du hättest es gesagt? Du hast mir nichts Gesagt -- O, es gefalle meiner Königin, Sich zu erinnern. Elisabeth (stampft auf den Boden). Unerträglich! Davison. Habe Nachsicht Mit mir! Ich kam seit wenig Monden erst In dieses Amt! Ich kenne nicht die Sprache Der Höfe und der Könige -- in schlicht Einfacher Sitte bin ich aufgewachsen. Drum habe du Geduld mit deinem Knecht! Laß dich das Wort nicht reun, das mich belehrt, Mich klar macht über meine Pflicht -- (Er nähert sich ihr in flehender Stellung, sie kehrt ihm den Rücken zu, er steht in Verzweiflung, dann spricht er mit entschloßnem Ton.) Nimm dieß Papier zurück! Nimm es zurück! Es wird mir glühend Feuer in den Händen. 13
Daviſon. Es koſtet dir ein einzig Wort. O ſage, Beſtimme, was mit dieſer Schrift ſoll werden! Eliſabeth. Ich hab's geſagt, und quaͤlt mich nun nicht weiter. Daviſon. Du haͤtteſt es geſagt? Du haſt mir nichts Geſagt — O, es gefalle meiner Koͤnigin, Sich zu erinnern. Eliſabeth (ſtampft auf den Boden). Unertraͤglich! Daviſon. Habe Nachſicht Mit mir! Ich kam ſeit wenig Monden erſt In dieſes Amt! Ich kenne nicht die Sprache Der Hoͤfe und der Koͤnige — in ſchlicht Einfacher Sitte bin ich aufgewachſen. Drum habe du Geduld mit deinem Knecht! Laß dich das Wort nicht reun, das mich belehrt, Mich klar macht uͤber meine Pflicht — (Er naͤhert ſich ihr in flehender Stellung, ſie kehrt ihm den Ruͤcken zu, er ſteht in Verzweiflung, dann ſpricht er mit entſchloßnem Ton.) Nimm dieß Papier zuruͤck! Nimm es zuruͤck! Es wird mir gluͤhend Feuer in den Haͤnden. 13
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0199" n="193"/> <sp who="#DAV"> <speaker><hi rendition="#g">Daviſon</hi>.</speaker><lb/> <p>Es koſtet dir ein einzig Wort. O ſage,<lb/> Beſtimme, was mit dieſer Schrift ſoll werden!</p><lb/> </sp> <sp who="#ELI"> <speaker><hi rendition="#g">Eliſabeth</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich <hi rendition="#g">hab's</hi> geſagt, und quaͤlt mich nun nicht weiter.</p><lb/> </sp> <sp who="#DAV"> <speaker><hi rendition="#g">Daviſon</hi>.</speaker><lb/> <p>Du haͤtteſt es geſagt? Du haſt mir nichts<lb/> Geſagt — O, es gefalle meiner Koͤnigin,<lb/> Sich zu erinnern.</p><lb/> </sp> <sp who="#ELI"> <speaker> <hi rendition="#g">Eliſabeth</hi> </speaker> <stage>(ſtampft auf den Boden).</stage><lb/> <p>Unertraͤglich!</p><lb/> </sp> <sp who="#DAV"> <speaker><hi rendition="#g">Daviſon</hi>.</speaker><lb/> <p>Habe Nachſicht<lb/> Mit mir! Ich kam ſeit wenig Monden erſt<lb/> In dieſes Amt! Ich kenne nicht die Sprache<lb/> Der Hoͤfe und der Koͤnige — in ſchlicht<lb/> Einfacher Sitte bin ich aufgewachſen.<lb/> Drum habe du Geduld mit deinem Knecht!<lb/> Laß dich das Wort nicht reun, das mich belehrt,<lb/> Mich klar macht uͤber meine Pflicht —<lb/><stage>(Er naͤhert ſich ihr in flehender Stellung, ſie kehrt ihm den<lb/> Ruͤcken zu, er ſteht in Verzweiflung, dann ſpricht er mit<lb/> entſchloßnem Ton.)</stage><lb/> Nimm dieß Papier zuruͤck! Nimm es zuruͤck!<lb/> Es wird mir gluͤhend Feuer in den Haͤnden.<lb/> <fw place="bottom" type="sig">13</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [193/0199]
Daviſon.
Es koſtet dir ein einzig Wort. O ſage,
Beſtimme, was mit dieſer Schrift ſoll werden!
Eliſabeth.
Ich hab's geſagt, und quaͤlt mich nun nicht weiter.
Daviſon.
Du haͤtteſt es geſagt? Du haſt mir nichts
Geſagt — O, es gefalle meiner Koͤnigin,
Sich zu erinnern.
Eliſabeth (ſtampft auf den Boden).
Unertraͤglich!
Daviſon.
Habe Nachſicht
Mit mir! Ich kam ſeit wenig Monden erſt
In dieſes Amt! Ich kenne nicht die Sprache
Der Hoͤfe und der Koͤnige — in ſchlicht
Einfacher Sitte bin ich aufgewachſen.
Drum habe du Geduld mit deinem Knecht!
Laß dich das Wort nicht reun, das mich belehrt,
Mich klar macht uͤber meine Pflicht —
(Er naͤhert ſich ihr in flehender Stellung, ſie kehrt ihm den
Ruͤcken zu, er ſteht in Verzweiflung, dann ſpricht er mit
entſchloßnem Ton.)
Nimm dieß Papier zuruͤck! Nimm es zuruͤck!
Es wird mir gluͤhend Feuer in den Haͤnden.
13
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |