Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801. Kennedy. Nach langer, langer, schmerzenvoller Trennung! Melvil. Ein unglückselig schmerzvoll Wiedersehn! Kennedy. O Gott! Ihr kommt -- Melvil. Den letzten, ewigen Abschied von meiner Königin zu nehmen. Kennedy. Jetzt endlich, jetzt am Morgen ihres Todes, Wird ihr die langentbehrte Gegenwart Der Ihrigen vergönnt -- O theurer Sir, Ich will nicht fragen, wie es euch erging, Euch nicht die Leiden nennen, die wir litten, Seitdem man euch von unsrer Seite riß, Ach, dazu wird wohl einst die Stunde kommen! O Melvil! Melvil! Mußten wirs erleben, Den Anbruch dieses Tags zu sehn! Melvil. Laßt uns Einander nicht erweichen! Weinen will ich, So lang noch Leben in mir ist, nie soll Ein Lächeln diese Wangen mehr erheitern, Kennedy. Nach langer, langer, ſchmerzenvoller Trennung! Melvil. Ein ungluͤckſelig ſchmerzvoll Wiederſehn! Kennedy. O Gott! Ihr kommt — Melvil. Den letzten, ewigen Abſchied von meiner Koͤnigin zu nehmen. Kennedy. Jetzt endlich, jetzt am Morgen ihres Todes, Wird ihr die langentbehrte Gegenwart Der Ihrigen vergoͤnnt — O theurer Sir, Ich will nicht fragen, wie es euch erging, Euch nicht die Leiden nennen, die wir litten, Seitdem man euch von unſrer Seite riß, Ach, dazu wird wohl einſt die Stunde kommen! O Melvil! Melvil! Mußten wirs erleben, Den Anbruch dieſes Tags zu ſehn! Melvil. Laßt uns Einander nicht erweichen! Weinen will ich, So lang noch Leben in mir iſt, nie ſoll Ein Laͤcheln dieſe Wangen mehr erheitern, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0203" n="197"/> <sp who="#HANKEN"> <speaker><hi rendition="#g">Kennedy</hi>.</speaker><lb/> <p>Nach langer, langer, ſchmerzenvoller Trennung!</p><lb/> </sp> <sp who="#MEL"> <speaker><hi rendition="#g">Melvil</hi>.</speaker><lb/> <p>Ein ungluͤckſelig ſchmerzvoll Wiederſehn!</p><lb/> </sp> <sp who="#HANKEN"> <speaker><hi rendition="#g">Kennedy</hi>.</speaker><lb/> <p>O Gott! Ihr kommt —</p><lb/> </sp> <sp who="#MEL"> <speaker><hi rendition="#g">Melvil</hi>.</speaker><lb/> <p>Den letzten, ewigen<lb/> Abſchied von meiner Koͤnigin zu nehmen.</p><lb/> </sp> <sp who="#HANKEN"> <speaker><hi rendition="#g">Kennedy</hi>.</speaker><lb/> <p>Jetzt endlich, jetzt am Morgen ihres Todes,<lb/> Wird ihr die langentbehrte Gegenwart<lb/> Der Ihrigen vergoͤnnt — O theurer Sir,<lb/> Ich will nicht fragen, wie es euch erging,<lb/> Euch nicht die Leiden nennen, die wir litten,<lb/> Seitdem man euch von unſrer Seite riß,<lb/> Ach, dazu wird wohl einſt die Stunde kommen!<lb/> O Melvil! Melvil! Mußten wirs erleben,<lb/> Den Anbruch dieſes Tags zu ſehn!</p><lb/> </sp> <sp who="#MEL"> <speaker><hi rendition="#g">Melvil</hi>.</speaker><lb/> <p>Laßt uns<lb/> Einander nicht erweichen! Weinen will ich,<lb/> So lang noch Leben in mir iſt, nie ſoll<lb/> Ein Laͤcheln dieſe Wangen mehr erheitern,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [197/0203]
Kennedy.
Nach langer, langer, ſchmerzenvoller Trennung!
Melvil.
Ein ungluͤckſelig ſchmerzvoll Wiederſehn!
Kennedy.
O Gott! Ihr kommt —
Melvil.
Den letzten, ewigen
Abſchied von meiner Koͤnigin zu nehmen.
Kennedy.
Jetzt endlich, jetzt am Morgen ihres Todes,
Wird ihr die langentbehrte Gegenwart
Der Ihrigen vergoͤnnt — O theurer Sir,
Ich will nicht fragen, wie es euch erging,
Euch nicht die Leiden nennen, die wir litten,
Seitdem man euch von unſrer Seite riß,
Ach, dazu wird wohl einſt die Stunde kommen!
O Melvil! Melvil! Mußten wirs erleben,
Den Anbruch dieſes Tags zu ſehn!
Melvil.
Laßt uns
Einander nicht erweichen! Weinen will ich,
So lang noch Leben in mir iſt, nie ſoll
Ein Laͤcheln dieſe Wangen mehr erheitern,
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