Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801.
Mir eure Abkunft von dem hohen Hause Der Tudor, überzeugte mich, daß euch Allein gebührt in Engelland zu herrschen, Nicht dieser Afterkönigin, gezeugt In ehebrecherischem Bett, die Heinrich, Ihr Vater, selbst verwarf als Bastardtochter. Nicht seinem einz'gen Zeugniß wollt ich traun, Ich hohlte Rath bei allen Rechtsgelehrten, Viel alte Wappenbücher schlug ich nach, Und alle Kundige, die ich befragte, Bestätigten mir eures Anspruchs Kraft. Ich weiß nunmehr, daß euer gutes Recht An England euer ganzes Unrecht ist, Daß euch dieß Reich als Eigenthum gehört, Worin ihr schuldlos als Gefangne schmachtet. Maria. O dieses unglücksvolle Recht! Es ist Die einz'ge Quelle aller meiner Leiden. Mortimer. Um diese Zeit kam mir die Kunde zu, Daß ihr aus Talbots Schloß hinweggeführt, Und meinem Oheim übergeben worden -- Des Himmels wundervolle Rettungshand Glaubt ich in dieser Fügung zu erkennen, 3
Mir eure Abkunft von dem hohen Hauſe Der Tudor, uͤberzeugte mich, daß euch Allein gebuͤhrt in Engelland zu herrſchen, Nicht dieſer Afterkoͤnigin, gezeugt In ehebrecheriſchem Bett, die Heinrich, Ihr Vater, ſelbſt verwarf als Baſtardtochter. Nicht ſeinem einz'gen Zeugniß wollt ich traun, Ich hohlte Rath bei allen Rechtsgelehrten, Viel alte Wappenbuͤcher ſchlug ich nach, Und alle Kundige, die ich befragte, Beſtaͤtigten mir eures Anſpruchs Kraft. Ich weiß nunmehr, daß euer gutes Recht An England euer ganzes Unrecht iſt, Daß euch dieß Reich als Eigenthum gehoͤrt, Worin ihr ſchuldlos als Gefangne ſchmachtet. Maria. O dieſes ungluͤcksvolle Recht! Es iſt Die einz'ge Quelle aller meiner Leiden. Mortimer. Um dieſe Zeit kam mir die Kunde zu, Daß ihr aus Talbots Schloß hinweggefuͤhrt, Und meinem Oheim uͤbergeben worden — Des Himmels wundervolle Rettungshand Glaubt ich in dieſer Fuͤgung zu erkennen, 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#MOR"> <p><pb facs="#f0039" n="33"/> Mir eure Abkunft von dem hohen Hauſe<lb/> Der Tudor, uͤberzeugte mich, daß euch<lb/> Allein gebuͤhrt in Engelland zu herrſchen,<lb/> Nicht dieſer Afterkoͤnigin, gezeugt<lb/> In ehebrecheriſchem Bett, die Heinrich,<lb/> Ihr Vater, ſelbſt verwarf als Baſtardtochter.<lb/> Nicht ſeinem einz'gen Zeugniß wollt ich traun,<lb/> Ich hohlte Rath bei allen Rechtsgelehrten,<lb/> Viel alte Wappenbuͤcher ſchlug ich nach,<lb/> Und alle Kundige, die ich befragte,<lb/> Beſtaͤtigten mir eures Anſpruchs Kraft.<lb/> Ich weiß nunmehr, daß euer gutes Recht<lb/> An England euer ganzes Unrecht iſt,<lb/> Daß euch dieß Reich als Eigenthum gehoͤrt,<lb/> Worin ihr ſchuldlos als Gefangne ſchmachtet.</p><lb/> </sp> <sp who="#MARSTUA"> <speaker><hi rendition="#g">Maria</hi>.</speaker><lb/> <p>O dieſes ungluͤcksvolle Recht! Es iſt<lb/> Die einz'ge Quelle aller meiner Leiden.</p><lb/> </sp> <sp who="#MOR"> <speaker><hi rendition="#g">Mortimer</hi>.</speaker><lb/> <p>Um dieſe Zeit kam mir die Kunde zu,<lb/> Daß ihr aus Talbots Schloß hinweggefuͤhrt,<lb/> Und meinem Oheim uͤbergeben worden —<lb/> Des Himmels wundervolle Rettungshand<lb/> Glaubt ich in dieſer Fuͤgung zu erkennen,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">3</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [33/0039]
Mir eure Abkunft von dem hohen Hauſe
Der Tudor, uͤberzeugte mich, daß euch
Allein gebuͤhrt in Engelland zu herrſchen,
Nicht dieſer Afterkoͤnigin, gezeugt
In ehebrecheriſchem Bett, die Heinrich,
Ihr Vater, ſelbſt verwarf als Baſtardtochter.
Nicht ſeinem einz'gen Zeugniß wollt ich traun,
Ich hohlte Rath bei allen Rechtsgelehrten,
Viel alte Wappenbuͤcher ſchlug ich nach,
Und alle Kundige, die ich befragte,
Beſtaͤtigten mir eures Anſpruchs Kraft.
Ich weiß nunmehr, daß euer gutes Recht
An England euer ganzes Unrecht iſt,
Daß euch dieß Reich als Eigenthum gehoͤrt,
Worin ihr ſchuldlos als Gefangne ſchmachtet.
Maria.
O dieſes ungluͤcksvolle Recht! Es iſt
Die einz'ge Quelle aller meiner Leiden.
Mortimer.
Um dieſe Zeit kam mir die Kunde zu,
Daß ihr aus Talbots Schloß hinweggefuͤhrt,
Und meinem Oheim uͤbergeben worden —
Des Himmels wundervolle Rettungshand
Glaubt ich in dieſer Fuͤgung zu erkennen,
3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |