Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.
Und meinten alle, elend zu ertrinken. Da hört' ichs, wie der Diener einer sich Zum Landvogt wendet' und die Worte sprach: Ihr sehet Eure Noth und unsre, Herr, Und daß wir all am Rand des Todes schweben -- Die Steuerleute aber wissen sich Für großer Furcht nicht Rath und sind des Fahrens Nicht wohl berichtet -- Nun aber ist der Tell Ein starker Mann und weiß ein Schiff zu steuern, Wie, wenn wir sein jezt brauchten in der Noth? Da sprach der Vogt zu mir: Tell, wenn du dirs Getrautest, uns zu helfen aus dem Sturm, So möcht' ich dich der Bande wohl entledgen. Ich aber sprach: Ja, Herr, mit Gottes Hülfe Getrau ich mirs, und helf uns wohl hiedannen. So ward ich meiner Bande los und stand Am Steuerruder und fuhr redlich hin. Doch schielt' ich seitwärts, wo mein Schießzeug lag, Und an dem Ufer merkt' ich scharf umher, Wo sich ein Vortheil aufthät zum Entspringen.
Und meinten alle, elend zu ertrinken. Da hoͤrt’ ichs, wie der Diener einer ſich Zum Landvogt wendet’ und die Worte ſprach: Ihr ſehet Eure Noth und unſre, Herr, Und daß wir all am Rand des Todes ſchweben — Die Steuerleute aber wiſſen ſich Fuͤr großer Furcht nicht Rath und ſind des Fahrens Nicht wohl berichtet — Nun aber iſt der Tell Ein ſtarker Mann und weiß ein Schiff zu ſteuern, Wie, wenn wir ſein jezt brauchten in der Noth? Da ſprach der Vogt zu mir: Tell, wenn du dirs Getrauteſt, uns zu helfen aus dem Sturm, So moͤcht’ ich dich der Bande wohl entledgen. Ich aber ſprach: Ja, Herr, mit Gottes Huͤlfe Getrau ich mirs, und helf uns wohl hiedannen. So ward ich meiner Bande los und ſtand Am Steuerruder und fuhr redlich hin. Doch ſchielt’ ich ſeitwaͤrts, wo mein Schießzeug lag, Und an dem Ufer merkt’ ich ſcharf umher, Wo ſich ein Vortheil aufthaͤt zum Entſpringen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#TEL"> <p><pb facs="#f0176" n="162"/> Und meinten alle, elend zu ertrinken.<lb/> Da hoͤrt’ ichs, wie der Diener einer ſich<lb/> Zum Landvogt wendet’ und die Worte ſprach:<lb/> Ihr ſehet Eure Noth und unſre, Herr,<lb/> Und daß wir all am Rand des Todes ſchweben —<lb/> Die Steuerleute aber wiſſen ſich<lb/> Fuͤr großer Furcht nicht Rath und ſind des Fahrens<lb/> Nicht wohl berichtet — Nun aber iſt der Tell<lb/> Ein ſtarker Mann und weiß ein Schiff zu ſteuern,<lb/> Wie, wenn wir ſein jezt brauchten in der Noth?<lb/> Da ſprach der Vogt zu mir: Tell, wenn du dirs<lb/> Getrauteſt, uns zu helfen aus dem Sturm,<lb/> So moͤcht’ ich dich der Bande wohl entledgen.<lb/> Ich aber ſprach: Ja, Herr, mit Gottes Huͤlfe<lb/> Getrau ich mirs, und helf uns wohl hiedannen.<lb/> So ward ich meiner Bande los und ſtand<lb/> Am Steuerruder und fuhr redlich hin.<lb/> Doch ſchielt’ ich ſeitwaͤrts, wo mein Schießzeug lag,<lb/> Und an dem Ufer merkt’ ich ſcharf umher,<lb/> Wo ſich ein Vortheil aufthaͤt zum Entſpringen.<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [162/0176]
Und meinten alle, elend zu ertrinken.
Da hoͤrt’ ichs, wie der Diener einer ſich
Zum Landvogt wendet’ und die Worte ſprach:
Ihr ſehet Eure Noth und unſre, Herr,
Und daß wir all am Rand des Todes ſchweben —
Die Steuerleute aber wiſſen ſich
Fuͤr großer Furcht nicht Rath und ſind des Fahrens
Nicht wohl berichtet — Nun aber iſt der Tell
Ein ſtarker Mann und weiß ein Schiff zu ſteuern,
Wie, wenn wir ſein jezt brauchten in der Noth?
Da ſprach der Vogt zu mir: Tell, wenn du dirs
Getrauteſt, uns zu helfen aus dem Sturm,
So moͤcht’ ich dich der Bande wohl entledgen.
Ich aber ſprach: Ja, Herr, mit Gottes Huͤlfe
Getrau ich mirs, und helf uns wohl hiedannen.
So ward ich meiner Bande los und ſtand
Am Steuerruder und fuhr redlich hin.
Doch ſchielt’ ich ſeitwaͤrts, wo mein Schießzeug lag,
Und an dem Ufer merkt’ ich ſcharf umher,
Wo ſich ein Vortheil aufthaͤt zum Entſpringen.
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