Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite
Euch jammern, es ist fürchterlich -- Ich bin
Ein Fürst -- ich wars -- ich konnte glücklich werden
Wenn ich der Wünsche Ungeduld bezwang.
Der Neid zernagte mir das Herz -- Ich sah
Die Jugend meines Vetters Leopold
Gekrönt mit Ehre und mit Land belohnt,
Und mich, der gleiches Alters mit ihm war,
In sclavischer Unmündigkeit gehalten --

Tell
Unglücklicher, wohl kannte dich dein Ohm,
Da er dir Land und Leute weigerte!
Du selbst mit rascher wilder Wahnsinnsthat
Rechtfertigst furchtbar seinen weisen Schluß.
-- Wo sind die blutgen Helfer deines Mords?

Parricida
Wohin die Rachegeister sie geführt,
Ich sah sie seit der Unglücksthat nicht wieder.

Tell
Weißt du, daß dich die Acht verfolgt, daß du
Dem Freund verboten und dem Feind erlaubt?

Euch jammern, es iſt fuͤrchterlich — Ich bin
Ein Fuͤrſt — ich wars — ich konnte gluͤcklich werden
Wenn ich der Wuͤnſche Ungeduld bezwang.
Der Neid zernagte mir das Herz — Ich ſah
Die Jugend meines Vetters Leopold
Gekroͤnt mit Ehre und mit Land belohnt,
Und mich, der gleiches Alters mit ihm war,
In ſclaviſcher Unmuͤndigkeit gehalten —

Tell
Ungluͤcklicher, wohl kannte dich dein Ohm,
Da er dir Land und Leute weigerte!
Du ſelbſt mit raſcher wilder Wahnſinnsthat
Rechtfertigſt furchtbar ſeinen weiſen Schluß.
— Wo ſind die blutgen Helfer deines Mords?

Parricida
Wohin die Rachegeiſter ſie gefuͤhrt,
Ich ſah ſie ſeit der Ungluͤcksthat nicht wieder.

Tell
Weißt du, daß dich die Acht verfolgt, daß du
Dem Freund verboten und dem Feind erlaubt?

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#PAR">
            <p><pb facs="#f0248" n="234"/>
Euch jammern, es i&#x017F;t fu&#x0364;rchterlich &#x2014; Ich bin<lb/>
Ein Fu&#x0364;r&#x017F;t &#x2014; ich <hi rendition="#g">wars</hi> &#x2014; ich konnte glu&#x0364;cklich werden<lb/>
Wenn ich der Wu&#x0364;n&#x017F;che Ungeduld bezwang.<lb/>
Der Neid zernagte mir das Herz &#x2014; Ich &#x017F;ah<lb/>
Die Jugend meines Vetters Leopold<lb/>
Gekro&#x0364;nt mit Ehre und mit Land belohnt,<lb/>
Und mich, der gleiches Alters mit ihm war,<lb/>
In &#x017F;clavi&#x017F;cher Unmu&#x0364;ndigkeit gehalten &#x2014;</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#TEL">
            <speaker> <hi rendition="#g">Tell</hi> </speaker><lb/>
            <p>Unglu&#x0364;cklicher, wohl kannte dich dein Ohm,<lb/>
Da er dir Land und Leute weigerte!<lb/>
Du &#x017F;elb&#x017F;t mit ra&#x017F;cher wilder Wahn&#x017F;innsthat<lb/>
Rechtfertig&#x017F;t furchtbar &#x017F;einen wei&#x017F;en Schluß.<lb/>
&#x2014; Wo &#x017F;ind die blutgen Helfer deines Mords?</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#PAR">
            <speaker> <hi rendition="#g">Parricida</hi> </speaker><lb/>
            <p>Wohin die Rachegei&#x017F;ter &#x017F;ie gefu&#x0364;hrt,<lb/>
Ich &#x017F;ah &#x017F;ie &#x017F;eit der Unglu&#x0364;cksthat nicht wieder.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#TEL">
            <speaker> <hi rendition="#g">Tell</hi> </speaker><lb/>
            <p>Weißt du, daß dich die Acht verfolgt, daß du<lb/>
Dem Freund verboten und dem Feind erlaubt?</p><lb/>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[234/0248] Euch jammern, es iſt fuͤrchterlich — Ich bin Ein Fuͤrſt — ich wars — ich konnte gluͤcklich werden Wenn ich der Wuͤnſche Ungeduld bezwang. Der Neid zernagte mir das Herz — Ich ſah Die Jugend meines Vetters Leopold Gekroͤnt mit Ehre und mit Land belohnt, Und mich, der gleiches Alters mit ihm war, In ſclaviſcher Unmuͤndigkeit gehalten — Tell Ungluͤcklicher, wohl kannte dich dein Ohm, Da er dir Land und Leute weigerte! Du ſelbſt mit raſcher wilder Wahnſinnsthat Rechtfertigſt furchtbar ſeinen weiſen Schluß. — Wo ſind die blutgen Helfer deines Mords? Parricida Wohin die Rachegeiſter ſie gefuͤhrt, Ich ſah ſie ſeit der Ungluͤcksthat nicht wieder. Tell Weißt du, daß dich die Acht verfolgt, daß du Dem Freund verboten und dem Feind erlaubt?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/248
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/248>, abgerufen am 28.11.2024.