Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite
Mit heissen Reuethränen eure Schuld --
Und seid ihr glücklich durch die Schreckensstraße,
Sendet der Berg nicht seine Windeswehen
Auf euch herab von dem beeißten Joch,
So kommt ihr auf die Brücke, welche stäubet.
Wenn sie nicht einbricht unter eurer Schuld,
Wenn ihr sie glücklich hinter euch gelassen,
So reißt ein schwarzes Felsenthor sich auf,
Kein Tag hats noch erhellt -- da geht ihr durch,
Es führt euch in ein heitres Thal der Freude --
Doch schnellen Schritts müßt ihr vorüber eilen,
Ihr dürft nicht weilen, wo die Ruhe wohnt.

Parricida
O Rudolph! Rudolph! Königlicher Ahn!
So zieht dein Enkel ein auf deines Reiches Boden!

Tell
So immer steigend kommt ihr auf die Höhen
Des Gotthardts, wo die ewgen Seen sind,
Die von des Himmels Strömen selbst sich füllen.
Dort nehmt ihr Abschied von der deutschen Erde,
Mit heiſſen Reuethraͤnen eure Schuld —
Und ſeid ihr gluͤcklich durch die Schreckensſtraße,
Sendet der Berg nicht ſeine Windeswehen
Auf euch herab von dem beeißten Joch,
So kommt ihr auf die Bruͤcke, welche ſtaͤubet.
Wenn ſie nicht einbricht unter eurer Schuld,
Wenn ihr ſie gluͤcklich hinter euch gelaſſen,
So reißt ein ſchwarzes Felſenthor ſich auf,
Kein Tag hats noch erhellt — da geht ihr durch,
Es fuͤhrt euch in ein heitres Thal der Freude —
Doch ſchnellen Schritts muͤßt ihr voruͤber eilen,
Ihr duͤrft nicht weilen, wo die Ruhe wohnt.

Parricida
O Rudolph! Rudolph! Koͤniglicher Ahn!
So zieht dein Enkel ein auf deines Reiches Boden!

Tell
So immer ſteigend kommt ihr auf die Hoͤhen
Des Gotthardts, wo die ewgen Seen ſind,
Die von des Himmels Stroͤmen ſelbſt ſich fuͤllen.
Dort nehmt ihr Abſchied von der deutſchen Erde,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#TEL">
            <p><pb facs="#f0252" n="238"/>
Mit hei&#x017F;&#x017F;en Reuethra&#x0364;nen eure Schuld &#x2014;<lb/>
Und &#x017F;eid ihr glu&#x0364;cklich durch die Schreckens&#x017F;traße,<lb/>
Sendet der Berg nicht &#x017F;eine Windeswehen<lb/>
Auf euch herab von dem beeißten Joch,<lb/>
So kommt ihr auf die <hi rendition="#g">Bru&#x0364;cke</hi>, welche <hi rendition="#g">&#x017F;ta&#x0364;ubet</hi>.<lb/>
Wenn &#x017F;ie nicht einbricht unter eurer Schuld,<lb/>
Wenn ihr &#x017F;ie glu&#x0364;cklich hinter euch gela&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
So reißt ein &#x017F;chwarzes <hi rendition="#g">Fel&#x017F;enthor</hi> &#x017F;ich auf,<lb/>
Kein Tag hats noch erhellt &#x2014; da geht ihr durch,<lb/>
Es fu&#x0364;hrt euch in ein heitres <hi rendition="#g">Thal</hi> der Freude &#x2014;<lb/>
Doch &#x017F;chnellen Schritts mu&#x0364;ßt ihr voru&#x0364;ber eilen,<lb/>
Ihr du&#x0364;rft nicht weilen, wo die Ruhe wohnt.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#PAR">
            <speaker> <hi rendition="#g">Parricida</hi> </speaker><lb/>
            <p>O Rudolph! Rudolph! Ko&#x0364;niglicher Ahn!<lb/>
So zieht dein Enkel ein auf deines Reiches Boden!</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#TEL">
            <speaker> <hi rendition="#g">Tell</hi> </speaker><lb/>
            <p>So immer &#x017F;teigend kommt ihr auf die Ho&#x0364;hen<lb/>
Des <hi rendition="#g">Gotthardts</hi>, wo die ewgen <hi rendition="#g">Seen</hi> &#x017F;ind,<lb/>
Die von des Himmels Stro&#x0364;men &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ich fu&#x0364;llen.<lb/>
Dort nehmt ihr Ab&#x017F;chied von der deut&#x017F;chen Erde,<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[238/0252] Mit heiſſen Reuethraͤnen eure Schuld — Und ſeid ihr gluͤcklich durch die Schreckensſtraße, Sendet der Berg nicht ſeine Windeswehen Auf euch herab von dem beeißten Joch, So kommt ihr auf die Bruͤcke, welche ſtaͤubet. Wenn ſie nicht einbricht unter eurer Schuld, Wenn ihr ſie gluͤcklich hinter euch gelaſſen, So reißt ein ſchwarzes Felſenthor ſich auf, Kein Tag hats noch erhellt — da geht ihr durch, Es fuͤhrt euch in ein heitres Thal der Freude — Doch ſchnellen Schritts muͤßt ihr voruͤber eilen, Ihr duͤrft nicht weilen, wo die Ruhe wohnt. Parricida O Rudolph! Rudolph! Koͤniglicher Ahn! So zieht dein Enkel ein auf deines Reiches Boden! Tell So immer ſteigend kommt ihr auf die Hoͤhen Des Gotthardts, wo die ewgen Seen ſind, Die von des Himmels Stroͤmen ſelbſt ſich fuͤllen. Dort nehmt ihr Abſchied von der deutſchen Erde,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/252
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/252>, abgerufen am 29.11.2024.