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Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.

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Was könnt ihr gegen ihn? Er sizt zu Sarnen
Auf seiner hohen Herrenburg und spottet
Ohnmächt'gen Zorns in seiner sichern Veste.

Melchthal
Und wohnt' er droben auf dem Eispallast
Des Schreckhorns oder höher, wo die Jungfrau
Seit Ewigkeit verschleiert sizt -- Ich mache
Mir Bahn zu ihm, mit zwanzig Jünglingen
Gesinnt wie ich, zerbrech' ich seine Veste.
Und wenn mir niemand folgt, und wenn ihr alle
Für eure Hütten bang und eure Heerden,
Euch dem Tyrannenjoche beugt -- die Hirten
Will ich zusammen rufen im Gebirg,
Dort unter'm freien Himmelsdache, wo
Der Sinn noch frisch ist und das Herz gesund,
Das ungeheuer Gräßliche erzählen.

Stauffacher (zu Walther Fürst)
Es ist auf seinem Gipfel -- wollen wir
Erwarten, bis das Aeuserste --

Melchthal
Welch' Aeuserstes
Ist
Was koͤnnt ihr gegen ihn? Er ſizt zu Sarnen
Auf ſeiner hohen Herrenburg und ſpottet
Ohnmaͤcht’gen Zorns in ſeiner ſichern Veſte.

Melchthal
Und wohnt’ er droben auf dem Eispallaſt
Des Schreckhorns oder hoͤher, wo die Jungfrau
Seit Ewigkeit verſchleiert ſizt — Ich mache
Mir Bahn zu ihm, mit zwanzig Juͤnglingen
Geſinnt wie ich, zerbrech’ ich ſeine Veſte.
Und wenn mir niemand folgt, und wenn ihr alle
Fuͤr eure Huͤtten bang und eure Heerden,
Euch dem Tyrannenjoche beugt — die Hirten
Will ich zuſammen rufen im Gebirg,
Dort unter’m freien Himmelsdache, wo
Der Sinn noch friſch iſt und das Herz geſund,
Das ungeheuer Graͤßliche erzaͤhlen.

Stauffacher (zu Walther Fuͤrſt)
Es iſt auf ſeinem Gipfel — wollen wir
Erwarten, bis das Aeuſerſte —

Melchthal
Welch’ Aeuſerſtes
Iſt
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[48/0062] Was koͤnnt ihr gegen ihn? Er ſizt zu Sarnen Auf ſeiner hohen Herrenburg und ſpottet Ohnmaͤcht’gen Zorns in ſeiner ſichern Veſte. Melchthal Und wohnt’ er droben auf dem Eispallaſt Des Schreckhorns oder hoͤher, wo die Jungfrau Seit Ewigkeit verſchleiert ſizt — Ich mache Mir Bahn zu ihm, mit zwanzig Juͤnglingen Geſinnt wie ich, zerbrech’ ich ſeine Veſte. Und wenn mir niemand folgt, und wenn ihr alle Fuͤr eure Huͤtten bang und eure Heerden, Euch dem Tyrannenjoche beugt — die Hirten Will ich zuſammen rufen im Gebirg, Dort unter’m freien Himmelsdache, wo Der Sinn noch friſch iſt und das Herz geſund, Das ungeheuer Graͤßliche erzaͤhlen. Stauffacher (zu Walther Fuͤrſt) Es iſt auf ſeinem Gipfel — wollen wir Erwarten, bis das Aeuſerſte — Melchthal Welch’ Aeuſerſtes Iſt

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/62>, abgerufen am 21.11.2024.