Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.-- Verbirg' dich wie du willst. Das Fräulein ist's, Bertha von Brunek, die zur Herrenburg Dich zieht, dich fesselt an des Kaisers Dienst. Das Ritterfräulein willst du dir erwerben Mit deinem Abfall von dem Land -- Betrüg' dich nicht! Dich anzulocken zeigt man dir die Braut, Doch deiner Unschuld ist sie nicht beschieden. Rudenz Genug hab' ich gehört. Gehabt euch wohl. (er geht ab) Attinghausen Wahnsinn'ger Jüngling bleib'! -- Er geht dahin! Ich kann ihn nicht erhalten, nicht erretten -- So ist der Wolfenschießen abgefallen Von seinem Land -- so werden andre folgen, Der fremde Zauber reißt die Jugend fort, Gewaltsam strebend über unsre Berge. -- O unglücksel'ge Stunde, da das Fremde In diese still beglückten Thäler kam., Der Sitten fromme Unschuld zu zerstören! Das Neue dringt herein mit Macht, das Alte — Verbirg’ dich wie du willſt. Das Fraͤulein iſt’s, Bertha von Brunek, die zur Herrenburg Dich zieht, dich feſſelt an des Kaiſers Dienſt. Das Ritterfraͤulein willſt du dir erwerben Mit deinem Abfall von dem Land — Betruͤg’ dich nicht! Dich anzulocken zeigt man dir die Braut, Doch deiner Unſchuld iſt ſie nicht beſchieden. Rudenz Genug hab’ ich gehoͤrt. Gehabt euch wohl. (er geht ab) Attinghauſen Wahnſinn’ger Juͤngling bleib’! — Er geht dahin! Ich kann ihn nicht erhalten, nicht erretten — So iſt der Wolfenſchießen abgefallen Von ſeinem Land — ſo werden andre folgen, Der fremde Zauber reißt die Jugend fort, Gewaltſam ſtrebend uͤber unſre Berge. — O ungluͤckſel’ge Stunde, da das Fremde In dieſe ſtill begluͤckten Thaͤler kam., Der Sitten fromme Unſchuld zu zerſtoͤren! Das Neue dringt herein mit Macht, das Alte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#ATT"> <pb facs="#f0081" n="67"/> <p>— Verbirg’ dich wie du willſt. Das Fraͤulein iſt’s,<lb/> Bertha von Brunek, die zur Herrenburg<lb/> Dich zieht, dich feſſelt an des Kaiſers Dienſt.<lb/> Das Ritterfraͤulein willſt du dir erwerben<lb/> Mit deinem Abfall von dem Land — Betruͤg’ dich nicht!<lb/> Dich anzulocken zeigt man dir die Braut,<lb/> Doch deiner Unſchuld iſt ſie nicht beſchieden.</p><lb/> </sp> <sp who="#RUD"> <speaker> <hi rendition="#g">Rudenz</hi> </speaker><lb/> <p>Genug hab’ ich gehoͤrt. Gehabt euch wohl.</p><lb/> <stage>(er geht ab)</stage><lb/> </sp> <sp who="#ATT"> <speaker> <hi rendition="#g">Attinghauſen</hi> </speaker><lb/> <p>Wahnſinn’ger Juͤngling bleib’! — Er geht dahin!<lb/> Ich kann ihn nicht erhalten, nicht erretten —<lb/> So iſt der Wolfenſchießen abgefallen<lb/> Von ſeinem Land — ſo werden andre folgen,<lb/> Der fremde Zauber reißt die Jugend fort,<lb/> Gewaltſam ſtrebend uͤber unſre Berge.<lb/> — O ungluͤckſel’ge Stunde, da das Fremde<lb/> In dieſe ſtill begluͤckten Thaͤler kam.,<lb/> Der Sitten fromme Unſchuld zu zerſtoͤren!</p><lb/> <p>Das Neue dringt herein mit Macht, das Alte<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [67/0081]
— Verbirg’ dich wie du willſt. Das Fraͤulein iſt’s,
Bertha von Brunek, die zur Herrenburg
Dich zieht, dich feſſelt an des Kaiſers Dienſt.
Das Ritterfraͤulein willſt du dir erwerben
Mit deinem Abfall von dem Land — Betruͤg’ dich nicht!
Dich anzulocken zeigt man dir die Braut,
Doch deiner Unſchuld iſt ſie nicht beſchieden.
Rudenz
Genug hab’ ich gehoͤrt. Gehabt euch wohl.
(er geht ab)
Attinghauſen
Wahnſinn’ger Juͤngling bleib’! — Er geht dahin!
Ich kann ihn nicht erhalten, nicht erretten —
So iſt der Wolfenſchießen abgefallen
Von ſeinem Land — ſo werden andre folgen,
Der fremde Zauber reißt die Jugend fort,
Gewaltſam ſtrebend uͤber unſre Berge.
— O ungluͤckſel’ge Stunde, da das Fremde
In dieſe ſtill begluͤckten Thaͤler kam.,
Der Sitten fromme Unſchuld zu zerſtoͤren!
Das Neue dringt herein mit Macht, das Alte
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