Schiller, Friedrich: Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? (Antrittsvorlesung in Jena, 26. 5. 1789 ). Jena, 1789.bereits bey Ihnen entschieden sey, welches von den Ueber den Gesichtspunkt mit Ihnen einig, aus wel- Die Entdeckungen, welche unsre europäischen See- dung
bereits bey Ihnen entſchieden ſey, welches von den Ueber den Geſichtspunkt mit Ihnen einig, aus wel- Die Entdeckungen, welche unſre europaͤiſchen See- dung
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0013" n="11"/> bereits bey Ihnen entſchieden ſey, welches von den<lb/> beyden Gemaͤhlden, die ich Ihnen hier vorgehalten<lb/> habe, Sie Sich zum Muſter nehmen wollen? Von<lb/> der Wahl, die Sie zwiſchen beyden getroffen haben,<lb/> haͤngt es ab, ob Ihnen das Studium der Univerſalge-<lb/> ſchichte empfohlen oder erlaßen werden kann. Mit<lb/> dem <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Zweyten</hi></hi> allein habe ich es zu thun; denn bey<lb/> dem Beſtreben, ſich dem <hi rendition="#fr">Erſten</hi> nuͤtzlich zu machen,<lb/> moͤchte ſich die Wiſſenſchaft ſelbſt allzuweit von ihrem<lb/> hoͤhern Entzweck entfernen, und einen kleinen Gewinn<lb/> mit einem zu großen Opfer erkaufen.</p><lb/> <p>Ueber den Geſichtspunkt mit Ihnen einig, aus wel-<lb/> chem der Werth einer Wiſſenſchaft zu beſtimmen iſt,<lb/> kann ich mich dem Begriff der Univerſalgeſchichte ſelbſt,<lb/> dem Gegenſtand der heutigen Vorleſung, naͤhern.</p><lb/> <p>Die Entdeckungen, welche unſre europaͤiſchen See-<lb/> fahrer in fernen Meeren und auf entlegenen Kuͤſten ge-<lb/> macht haben, geben uns ein eben ſo lehrreiches als un-<lb/> terhaltendes Schauſpiel. Sie zeigen uns Voͤlkerſchaf-<lb/> ten, die auf den mannichfaltigſten Stuffen der Bildung<lb/> um uns herum gelagert ſind, wie Kinder verſchiednen<lb/> Alters um einen Erwachſenen herum ſtehen, und durch<lb/> ihr Beyſpiel ihm in Erinnerung bringen, was er ſelbſt<lb/> vormals geweſen, und wovon er ausgegangen iſt. Eine<lb/> weiſe Hand ſcheint uns dieſe rohen Voͤlkerſtaͤmme bis<lb/> auf den Zeitpunkt aufgeſpart zu haben, wo wir in un-<lb/> ſrer eignen Kultur weit genug wuͤrden fortgeſchritten<lb/> ſeyn, um von dieſer Entdeckung eine nuͤtzliche Anwen-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">dung</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [11/0013]
bereits bey Ihnen entſchieden ſey, welches von den
beyden Gemaͤhlden, die ich Ihnen hier vorgehalten
habe, Sie Sich zum Muſter nehmen wollen? Von
der Wahl, die Sie zwiſchen beyden getroffen haben,
haͤngt es ab, ob Ihnen das Studium der Univerſalge-
ſchichte empfohlen oder erlaßen werden kann. Mit
dem Zweyten allein habe ich es zu thun; denn bey
dem Beſtreben, ſich dem Erſten nuͤtzlich zu machen,
moͤchte ſich die Wiſſenſchaft ſelbſt allzuweit von ihrem
hoͤhern Entzweck entfernen, und einen kleinen Gewinn
mit einem zu großen Opfer erkaufen.
Ueber den Geſichtspunkt mit Ihnen einig, aus wel-
chem der Werth einer Wiſſenſchaft zu beſtimmen iſt,
kann ich mich dem Begriff der Univerſalgeſchichte ſelbſt,
dem Gegenſtand der heutigen Vorleſung, naͤhern.
Die Entdeckungen, welche unſre europaͤiſchen See-
fahrer in fernen Meeren und auf entlegenen Kuͤſten ge-
macht haben, geben uns ein eben ſo lehrreiches als un-
terhaltendes Schauſpiel. Sie zeigen uns Voͤlkerſchaf-
ten, die auf den mannichfaltigſten Stuffen der Bildung
um uns herum gelagert ſind, wie Kinder verſchiednen
Alters um einen Erwachſenen herum ſtehen, und durch
ihr Beyſpiel ihm in Erinnerung bringen, was er ſelbſt
vormals geweſen, und wovon er ausgegangen iſt. Eine
weiſe Hand ſcheint uns dieſe rohen Voͤlkerſtaͤmme bis
auf den Zeitpunkt aufgeſpart zu haben, wo wir in un-
ſrer eignen Kultur weit genug wuͤrden fortgeſchritten
ſeyn, um von dieſer Entdeckung eine nuͤtzliche Anwen-
dung
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