Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650.Rosen-Gepüsche. So freuet sich der Pol mit seinen liechten Sternen.Wenn du die Erde schaust/ so muß sie brennen lernen/ Das üm jhr buntes Haupt ein jedes Kräutlein blüht. Thustu die Augen auf/ so sihet mein Gemüht Der Venus Stirnblat an. Gehstu dich zu entfernen/ Zeuchst deine Kleider ab/ dich nacket zu entkernen/ und thust die Augen zu/ so seh ich den Cupid. So bald du aber gar zu schlaffen dich gewand/ Die liechte Gluht verschickt in ein verfinstert Land/ und niemand mehr den Glantz der Flammen sihet wackeln: So balde trauret auch der Himmel ohne Liecht: Die Erde fonder Brunst: Die Venus ohn Gesicht/ und (das erbärmlich ist) Cupido sonder Fackeln. XXVII. Sie sol der Jugend brauchen. MEin Lieb/ ich sende dir hier Liljen und Violen/ Violen brach ich heut/ die Liljen gestern ab. Damit du sehen kanst/ wie balde dich das Grab/ Jn deiner besten Blüht auch etwan möchte holen. So schaue sie wol an. Was jhnen ist befohlen/ und was ich jhnen mit auf jhre Reise gab/ Das ist die Flüchtigkeit/ die reist dich auch hinab Zu dem/ daß jhnen jetzt die Schönheit abgestohlen. Die Liljen seyn verwelckt in solcher kurtzen Zeit/ Nur die Violen stehn noch gnug und frisch zuschauen. Drüm nim der Jugend war/ und laß dir gar nich grauen/ enn Dt K jv
Roſen-Gepuͤſche. So freuet ſich der Pol mit ſeinen liechten Sternen.Wenn du die Erde ſchauſt/ ſo muß ſie breñen lernen/ Das uͤm jhr buntes Haupt ein jedes Kraͤutlein bluͤht. Thuſtu die Augen auf/ ſo ſihet mein Gemuͤht Der Venus Stirnblat an. Gehſtu dich zu entfernẽ/ Zeuchſt deine Kleider ab/ dich nacket zu entkernen/ und thuſt die Augen zu/ ſo ſeh ich den Cupid. So bald du aber gar zu ſchlaffen dich gewand/ Die liechte Gluht verſchickt in ein verfinſtert Land/ und niemand mehr den Glantz der Flammen ſihet wackeln: So balde trauret auch der Himmel ohne Liecht: Die Erde fonder Brunſt: Die Venus ohn Geſicht/ und (das erbaͤrmlich iſt) Cupido ſonder Fackeln. XXVII. Sie ſol der Jugend brauchen. MEin Lieb/ ich ſende dir hier Liljen und Violen/ Violen brach ich heut/ die Liljen geſtern ab. Damit du ſehen kanſt/ wie balde dich das Grab/ Jn deiner beſten Bluͤht auch etwan moͤchte holen. So ſchaue ſie wol an. Was jhnen iſt befohlen/ und was ich jhnen mit auf jhre Reiſe gab/ Das iſt die Fluͤchtigkeit/ die reiſt dich auch hinab Zu dem/ daß jhnen jetzt die Schoͤnheit abgeſtohlen. Die Liljen ſeyn verwelckt in ſolcher kurtzen Zeit/ Nur die Violen ſtehn noch gnug uñ friſch zuſchauen. Druͤm nim der Jugend war/ und laß dir gar nich grauen/ enn Dt K jv
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="1"> <pb facs="#f0179" n="151"/> <fw place="top" type="header">Roſen-Gepuͤſche.</fw><lb/> <l>So freuet ſich der Pol mit ſeinen liechten Sternen.</l><lb/> <l>Wenn du die Erde ſchauſt/ ſo muß ſie breñen lernen/</l><lb/> <l>Das uͤm jhr buntes Haupt ein jedes Kraͤutlein</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">bluͤht.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Thuſtu die Augen auf/ ſo ſihet mein Gemuͤht</l><lb/> <l>Der Venus Stirnblat an. Gehſtu dich zu entfernẽ/</l><lb/> <l>Zeuchſt deine Kleider ab/ dich nacket zu entkernen/</l><lb/> <l>und thuſt die Augen zu/ ſo ſeh ich den Cupid.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>So bald du aber gar zu ſchlaffen dich gewand/</l><lb/> <l>Die liechte Gluht verſchickt in ein verfinſtert Land/</l><lb/> <l>und niemand mehr den Glantz der Flammen ſihet</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">wackeln:</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>So balde trauret auch der Himmel ohne Liecht:</l><lb/> <l>Die Erde fonder Brunſt: Die Venus ohn Geſicht/</l><lb/> <l>und (das erbaͤrmlich iſt) Cupido ſonder Fackeln.</l> </lg> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#aq">XXVII.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Sie ſol der Jugend brauchen.</hi> </head><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">M</hi>Ein Lieb/ ich ſende dir hier Liljen und Violen/</l><lb/> <l>Violen brach ich heut/ die Liljen geſtern ab.</l><lb/> <l>Damit du ſehen kanſt/ wie balde dich das Grab/</l><lb/> <l>Jn deiner beſten Bluͤht auch etwan moͤchte holen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>So ſchaue ſie wol an. Was jhnen iſt befohlen/</l><lb/> <l>und was ich jhnen mit auf jhre Reiſe gab/</l><lb/> <l>Das iſt die Fluͤchtigkeit/ die reiſt dich auch hinab</l><lb/> <l>Zu dem/ daß jhnen jetzt die Schoͤnheit abgeſtohlen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Die Liljen ſeyn verwelckt in ſolcher kurtzen Zeit/</l><lb/> <l>Nur die Violen ſtehn noch gnug uñ friſch zuſchauen.</l><lb/> <l>Druͤm nim der Jugend war/ und laß dir gar nich</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">grauen/</hi> </l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">K jv</fw> <fw place="bottom" type="catch">enn Dt</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [151/0179]
Roſen-Gepuͤſche.
So freuet ſich der Pol mit ſeinen liechten Sternen.
Wenn du die Erde ſchauſt/ ſo muß ſie breñen lernen/
Das uͤm jhr buntes Haupt ein jedes Kraͤutlein
bluͤht.
Thuſtu die Augen auf/ ſo ſihet mein Gemuͤht
Der Venus Stirnblat an. Gehſtu dich zu entfernẽ/
Zeuchſt deine Kleider ab/ dich nacket zu entkernen/
und thuſt die Augen zu/ ſo ſeh ich den Cupid.
So bald du aber gar zu ſchlaffen dich gewand/
Die liechte Gluht verſchickt in ein verfinſtert Land/
und niemand mehr den Glantz der Flammen ſihet
wackeln:
So balde trauret auch der Himmel ohne Liecht:
Die Erde fonder Brunſt: Die Venus ohn Geſicht/
und (das erbaͤrmlich iſt) Cupido ſonder Fackeln.
XXVII.
Sie ſol der Jugend brauchen.
MEin Lieb/ ich ſende dir hier Liljen und Violen/
Violen brach ich heut/ die Liljen geſtern ab.
Damit du ſehen kanſt/ wie balde dich das Grab/
Jn deiner beſten Bluͤht auch etwan moͤchte holen.
So ſchaue ſie wol an. Was jhnen iſt befohlen/
und was ich jhnen mit auf jhre Reiſe gab/
Das iſt die Fluͤchtigkeit/ die reiſt dich auch hinab
Zu dem/ daß jhnen jetzt die Schoͤnheit abgeſtohlen.
Die Liljen ſeyn verwelckt in ſolcher kurtzen Zeit/
Nur die Violen ſtehn noch gnug uñ friſch zuſchauen.
Druͤm nim der Jugend war/ und laß dir gar nich
grauen/
enn Dt
K jv
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |