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Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650.

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Wol-Edler/ Vester/ Ehrnveste/ Vor-
achtbare/ Wolweiser/ Wolgelarte/ etc.

WEnn wir die Zeiten/ so
vor uns gewesen sind/ etwas in
Augenschein nemen so befinden wir
überflüssig/ daß die Poesie bey den
alten Teutschen nicht allein/ als wie in einem
Traume und Nebel/ verborgen gelegen/ son-
dern auch wol gegen unser jetzigen Zeit wie
nichts zu schätzen gewesen sey. Wir haben
zwar jhren Fleis/ den sie bey so grossen und
schweren Kriegen nicht sterben lassen/ höch-
lich zu rühmen/ jedoch aber scheinen sie in de-
me tadelhaftig zu seyn/ daß sie fast immerdar
auf einerley Art und Weise geblieben/ wie
aus den alten Meister-Gesängen zu ersehen/
biß sie zun Zeiten Carolus des Grossen her-
für gebrochen/ da sie den Griechen und Rö-
mern (welche jhre Poesie erst 410 Jahr nach
erbauung jrer Stadt/ wie es Cicero außrech-
net/ überkommen) nichts bevor geben wollen.
Und haben sich nicht nur gemeine Leute un-
terwunden/ solche zu erheben und zu vermeh-
ren; sondern es ist auch Fürstlichen und an-
[d]ern hohes Standes Gemühtern belieblich

gefal-
(a) iij


Wol-Edler/ Veſter/ Ehrnveſte/ Vor-
achtbare/ Wolweiſer/ Wolgelarte/ ꝛc.

WEnn wir die Zeiten/ ſo
vor uns geweſen ſind/ etwas in
Augenſchein nemen ſo befindẽ wir
uͤberfluͤſſig/ daß die Poeſie bey den
alten Teutſchen nicht allein/ als wie in einem
Traume und Nebel/ verborgen gelegen/ ſon-
dern auch wol gegen unſer jetzigen Zeit wie
nichts zu ſchaͤtzen geweſen ſey. Wir haben
zwar jhren Fleis/ den ſie bey ſo groſſen und
ſchweren Kriegen nicht ſterben laſſen/ hoͤch-
lich zu ruͤhmen/ jedoch aber ſcheinen ſie in de-
me tadelhaftig zu ſeyn/ daß ſie faſt immerdar
auf einerley Art und Weiſe geblieben/ wie
aus den alten Meiſter-Geſaͤngen zu erſehen/
biß ſie zun Zeiten Carolus des Groſſen her-
fuͤr gebrochen/ da ſie den Griechen und Roͤ-
mern (welche jhre Poeſie erſt 410 Jahr nach
erbauung jrer Stadt/ wie es Cicero außrech-
net/ uͤberkommen) nichts bevor gebẽ wollen.
Und haben ſich nicht nur gemeine Leute un-
terwunden/ ſolche zu erheben und zu vermeh-
ren; ſondern es iſt auch Fuͤrſtlichen und an-
[d]ern hohes Standes Gemuͤhtern belieblich

gefal-
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[0009] Wol-Edler/ Veſter/ Ehrnveſte/ Vor- achtbare/ Wolweiſer/ Wolgelarte/ ꝛc. WEnn wir die Zeiten/ ſo vor uns geweſen ſind/ etwas in Augenſchein nemen ſo befindẽ wir uͤberfluͤſſig/ daß die Poeſie bey den alten Teutſchen nicht allein/ als wie in einem Traume und Nebel/ verborgen gelegen/ ſon- dern auch wol gegen unſer jetzigen Zeit wie nichts zu ſchaͤtzen geweſen ſey. Wir haben zwar jhren Fleis/ den ſie bey ſo groſſen und ſchweren Kriegen nicht ſterben laſſen/ hoͤch- lich zu ruͤhmen/ jedoch aber ſcheinen ſie in de- me tadelhaftig zu ſeyn/ daß ſie faſt immerdar auf einerley Art und Weiſe geblieben/ wie aus den alten Meiſter-Geſaͤngen zu erſehen/ biß ſie zun Zeiten Carolus des Groſſen her- fuͤr gebrochen/ da ſie den Griechen und Roͤ- mern (welche jhre Poeſie erſt 410 Jahr nach erbauung jrer Stadt/ wie es Cicero außrech- net/ uͤberkommen) nichts bevor gebẽ wollen. Und haben ſich nicht nur gemeine Leute un- terwunden/ ſolche zu erheben und zu vermeh- ren; ſondern es iſt auch Fuͤrſtlichen und an- dern hohes Standes Gemuͤhtern belieblich gefal- (a) iij

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Zitationshilfe: Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1650/9>, abgerufen am 21.11.2024.