Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650.Rosen-Gepüsche. Fürsten herschen zwar im Lande/ Das bekrönten Frieden bringt/ Der ist viel in höhern Stande/ Der der Sinnen Herrschaft zwingt/ Weil er/ was er üm und an/ und sich selbst betäuben kan. Mancher wil sich Herrschaft nennen über ein gar frommes Hertz/ Daß sich kan der Laster schämen/ und wil richten hinterwerts. Wilstu herschen mit Gewinn? Hersch erst über deinen Sinn. Scharffe Waffen seyn zu scheuen/ Die die Helden-Hand berührt/ Der muß noch vielmehr bereuen/ Der den Sinn gefangen führt/ Meistert er nicht Krieg und Geld/ Jst er in der Schlacht gefällt. Ein Gefangner/ der in Ketten Seine Lebens-Zeit beschleust/ Kan sich selber gar nicht retten/ Biß jhn läst sein müder Geist. Also/ wenn sein Sinn obliegt/ Lest er sich selbst unbekriegt. Bey den Sinnen hängt das Hertze/ Bey dem Hertzen gleicher Sinn/ Jst bey diesem Neides. Schmertze/ Dringt es auch zu jenen hin/ Wilstu leben sonder Pein/ Mustu dein selbst Meister seyn. Knecht-
Roſen-Gepuͤſche. Fuͤrſten herſchen zwar im Lande/ Das bekroͤnten Frieden bringt/ Der iſt viel in hoͤhern Stande/ Der der Sinnen Herrſchaft zwingt/ Weil er/ was er uͤm und an/ und ſich ſelbſt betaͤuben kan. Mancher wil ſich Herrſchaft nennen uͤber ein gar frommes Hertz/ Daß ſich kan der Laſter ſchaͤmen/ und wil richten hinterwerts. Wilſtu herſchen mit Gewinn? Herſch erſt uͤber deinen Sinn. Scharffe Waffen ſeyn zu ſcheuen/ Die die Helden-Hand beruͤhrt/ Der muß noch vielmehr bereuen/ Der den Sinn gefangen fuͤhrt/ Meiſtert er nicht Krieg und Geld/ Jſt er in der Schlacht gefaͤllt. Ein Gefangner/ der in Ketten Seine Lebens-Zeit beſchleuſt/ Kan ſich ſelber gar nicht retten/ Biß jhn laͤſt ſein muͤder Geiſt. Alſo/ wenn ſein Sinn obliegt/ Leſt er ſich ſelbſt unbekriegt. Bey den Sinnen haͤngt das Hertze/ Bey dem Hertzen gleicher Sinn/ Jſt bey dieſem Neides. Schmertze/ Dringt es auch zu jenen hin/ Wilſtu leben ſonder Pein/ Muſtu dein ſelbſt Meiſter ſeyn. Knecht-
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Roſen-Gepuͤſche.
Fuͤrſten herſchen zwar im Lande/
Das bekroͤnten Frieden bringt/
Der iſt viel in hoͤhern Stande/
Der der Sinnen Herrſchaft zwingt/
Weil er/ was er uͤm und an/
und ſich ſelbſt betaͤuben kan.
Mancher wil ſich Herrſchaft nennen
uͤber ein gar frommes Hertz/
Daß ſich kan der Laſter ſchaͤmen/
und wil richten hinterwerts.
Wilſtu herſchen mit Gewinn?
Herſch erſt uͤber deinen Sinn.
Scharffe Waffen ſeyn zu ſcheuen/
Die die Helden-Hand beruͤhrt/
Der muß noch vielmehr bereuen/
Der den Sinn gefangen fuͤhrt/
Meiſtert er nicht Krieg und Geld/
Jſt er in der Schlacht gefaͤllt.
Ein Gefangner/ der in Ketten
Seine Lebens-Zeit beſchleuſt/
Kan ſich ſelber gar nicht retten/
Biß jhn laͤſt ſein muͤder Geiſt.
Alſo/ wenn ſein Sinn obliegt/
Leſt er ſich ſelbſt unbekriegt.
Bey den Sinnen haͤngt das Hertze/
Bey dem Hertzen gleicher Sinn/
Jſt bey dieſem Neides. Schmertze/
Dringt es auch zu jenen hin/
Wilſtu leben ſonder Pein/
Muſtu dein ſelbſt Meiſter ſeyn.
Knecht-
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