Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schirmer, David: Erstes Rosen Gepüsche. [s. l.], 1653.

Bild:
<< vorherige Seite
D. S. erstes
Denck an die Eitelkeit/ die Mutter loser Sachen/
Weil Venus und das Glück dein lieben gantz verla-
chen.   (langt/
Was weiß dein blasser Mund/ wenn er den Kuß er-
an dem viel tausent Pein und durre Marter hangt.
Nichts wird die bleiche Hand von Tugend Golde
schreiben/
weil sie bey Cynthien ihr kan die Zeit vertreiben.
Du bist als wie ein Schiff/ das auf Triebsande steht
wenn ihm drauf Wind und Fluht im Augenblick
entgeht.
Wil sie nicht Liebste seyn/ so las sie immer fahren.
Ein andre wird dir wol folch Liebes-Leid ersparen.
Fleuch durch den Liebes-Dampf/ und bleibe willig frey.
wer weis/ ob Cinthien diß angeneme sey.
Bleib/ bleib nu Cynthia/ bleib/ bleib mit deiner
Schöne!
Bleib immer wer du bist/ vor ehr ich dich/ jetzt höne.
Du liebtest mit bedacht/ und nicht nach Buhler-recht/
drüm sag ich: bleibe nun/ du bist mir viel zu schlecht.
XXIX.
Die viel[-]beneidete.
NVn/ was hifft es/ ich wil schweigen/
und Gott ruffen an zum Zeugen/
Er weiß meine Sache recht.
Mein Gewissen wird es sagen/
daß ich dieses Joch getragen
[n]iemals als ein Sünden-Knecht.
Tau
D. S. erſtes
Denck an die Eitelkeit/ die Mutter loſer Sachen/
Weil Venus und das Gluͤck dein lieben gantz verla-
chen.   (langt/
Was weiß dein blaſſer Mund/ wenn er den Kuß er-
an dem viel tauſent Pein und durre Marter hangt.
Nichts wird die bleiche Hand von Tugend Golde
ſchreiben/
weil ſie bey Cynthien ihr kan die Zeit vertreiben.
Du biſt als wie ein Schiff/ das auf Triebſande ſteht
wenn ihm drauf Wind und Fluht im Augenblick
entgeht.
Wil ſie nicht Liebſte ſeyn/ ſo las ſie immer fahren.
Ein andre wird dir wol folch Liebes-Leid erſparen.
Fleuch durch dẽ Liebes-Dampf/ und bleibe willig frey.
wer weis/ ob Cinthien diß angeneme ſey.
Bleib/ bleib nu Cynthia/ bleib/ bleib mit deiner
Schoͤne!
Bleib immer wer du biſt/ vor ehr ich dich/ jetzt hoͤne.
Du liebteſt mit bedacht/ und nicht nach Buhler-recht/
druͤm ſag ich: bleibe nun/ du biſt mir viel zu ſchlecht.
XXIX.
Die viel[-]beneidete.
NVn/ was hifft es/ ich wil ſchweigen/
und Gott ruffen an zum Zeugen/
Er weiß meine Sache recht.
Mein Gewiſſen wird es ſagen/
daß ich dieſes Joch getragen
[n]iemals als ein Suͤnden-Knecht.
Tau
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0074" n="54"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">D. S. er&#x017F;tes</hi> </fw><lb/>
          <l>Denck an die Eitelkeit/ die Mutter lo&#x017F;er Sachen/</l><lb/>
          <l>Weil Venus und das Glu&#x0364;ck dein lieben gantz verla-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">chen.</hi> </l>
          <l xml:id="v62" next="#v62.2"><space dim="horizontal"/>(langt/</l><lb/>
          <l xml:id="v62.2" prev="#v62">Was weiß dein bla&#x017F;&#x017F;er Mund/ wenn er den Kuß er-</l><lb/>
          <l>an dem viel tau&#x017F;ent Pein und durre Marter hangt.</l><lb/>
          <l>Nichts wird die bleiche Hand von Tugend Golde</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chreiben/</hi> </l><lb/>
          <l>weil &#x017F;ie bey Cynthien ihr kan die Zeit vertreiben.</l><lb/>
          <l>Du bi&#x017F;t als wie ein Schiff/ das auf Trieb&#x017F;ande &#x017F;teht</l><lb/>
          <l>wenn ihm drauf Wind und Fluht im Augenblick</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">entgeht.</hi> </l><lb/>
          <l>Wil &#x017F;ie nicht Lieb&#x017F;te &#x017F;eyn/ &#x017F;o las &#x017F;ie immer fahren.</l><lb/>
          <l>Ein andre wird dir wol folch Liebes-Leid er&#x017F;paren.</l><lb/>
          <l>Fleuch durch de&#x0303; Liebes-Dampf/ und bleibe willig frey.</l><lb/>
          <l>wer weis/ ob Cinthien diß angeneme &#x017F;ey.</l><lb/>
          <l>Bleib/ bleib nu Cynthia/ bleib/ bleib mit deiner</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Scho&#x0364;ne!</hi> </l><lb/>
          <l>Bleib immer wer du bi&#x017F;t/ vor ehr ich dich/ jetzt ho&#x0364;ne.</l><lb/>
          <l>Du liebte&#x017F;t mit bedacht/ und nicht nach Buhler-recht/</l><lb/>
          <l>dru&#x0364;m &#x017F;ag ich: bleibe nun/ du bi&#x017F;t mir viel zu &#x017F;chlecht.</l>
        </lg>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXIX.</hi><lb/>
Die viel<supplied>-</supplied>beneidete.</hi> </head><lb/>
        <lg type="poem">
          <l><hi rendition="#in">N</hi>Vn/ was hifft es/ ich wil &#x017F;chweigen/</l><lb/>
          <l>und Gott ruffen an zum Zeugen/</l><lb/>
          <l>Er weiß meine Sache recht.</l><lb/>
          <l>Mein Gewi&#x017F;&#x017F;en wird es &#x017F;agen/</l><lb/>
          <l>daß ich die&#x017F;es Joch getragen</l><lb/>
          <l><supplied>n</supplied>iemals als ein Su&#x0364;nden-Knecht.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Tau</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0074] D. S. erſtes Denck an die Eitelkeit/ die Mutter loſer Sachen/ Weil Venus und das Gluͤck dein lieben gantz verla- chen. (langt/ Was weiß dein blaſſer Mund/ wenn er den Kuß er- an dem viel tauſent Pein und durre Marter hangt. Nichts wird die bleiche Hand von Tugend Golde ſchreiben/ weil ſie bey Cynthien ihr kan die Zeit vertreiben. Du biſt als wie ein Schiff/ das auf Triebſande ſteht wenn ihm drauf Wind und Fluht im Augenblick entgeht. Wil ſie nicht Liebſte ſeyn/ ſo las ſie immer fahren. Ein andre wird dir wol folch Liebes-Leid erſparen. Fleuch durch dẽ Liebes-Dampf/ und bleibe willig frey. wer weis/ ob Cinthien diß angeneme ſey. Bleib/ bleib nu Cynthia/ bleib/ bleib mit deiner Schoͤne! Bleib immer wer du biſt/ vor ehr ich dich/ jetzt hoͤne. Du liebteſt mit bedacht/ und nicht nach Buhler-recht/ druͤm ſag ich: bleibe nun/ du biſt mir viel zu ſchlecht. XXIX. Die viel-beneidete. NVn/ was hifft es/ ich wil ſchweigen/ und Gott ruffen an zum Zeugen/ Er weiß meine Sache recht. Mein Gewiſſen wird es ſagen/ daß ich dieſes Joch getragen niemals als ein Suͤnden-Knecht. Tau

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1653/74
Zitationshilfe: Schirmer, David: Erstes Rosen Gepüsche. [s. l.], 1653, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1653/74>, abgerufen am 23.11.2024.