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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.

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und hat also gar nichts mit der Religion zu schaffen. Wahre Religion ist, die jenen Mittler als Mittler annimmt, ihn gleichsam für das Organ der Gottheit hält, für ihre sinnliche Erscheinung. Jn dieser Hinsicht erhielten die Juden zur Zeit der Babylonischen Gefangenschaft eine ächt religiöse Tendenz, eine religiöse Hoffnung, einen Glauben an eine künftige Religion, der sie auf eine wunderbare Weise von Grund aus umwandelte, und sie in der merkwürdigsten Beständigkeit bis auf unsre Zeiten erhielt.

Die wahre Religion scheint aber bei einer nähern Betrachtung abermals antinomisch getheilt in Pantheismus und Monotheismus. Jch bediene mich hier einer Licenz, indem ich Pantheism nicht im gewöhnlichen Sinn nehme, sondern darunter die Jdee verstehe, daß alles Organ der Gottheit, Mittler seyn könne, indem ich es dazu erhebe: so wie Monotheism im Gegentheil den Glauben bezeichnet, daß es nur Ein solches Organ in der Welt für uns gebe, das allein der Jdee eines Mittlers angemessen sey, und wodurch Gott allein sich vernehmen lasse, welches ich also zu wählen durch mich selbst genöthigt werde: denn ohnedem würde der Monotheism nicht wahre Religion seyn.

So unverträglich auch beyde zu seyn scheinen, so läßt sich doch ihre Vereinigung bewerkstelligen, wenn man den monotheistischen Mittler zum Mittler der Mittelwelt des Pantheism macht, und diese gleichsam durch ihn centrirt, so daß beyde einander jedoch auf verschiedene Weise nothwendig machen.

und hat also gar nichts mit der Religion zu schaffen. Wahre Religion ist, die jenen Mittler als Mittler annimmt, ihn gleichsam fuͤr das Organ der Gottheit haͤlt, fuͤr ihre sinnliche Erscheinung. Jn dieser Hinsicht erhielten die Juden zur Zeit der Babylonischen Gefangenschaft eine aͤcht religioͤse Tendenz, eine religioͤse Hoffnung, einen Glauben an eine kuͤnftige Religion, der sie auf eine wunderbare Weise von Grund aus umwandelte, und sie in der merkwuͤrdigsten Bestaͤndigkeit bis auf unsre Zeiten erhielt.

Die wahre Religion scheint aber bei einer naͤhern Betrachtung abermals antinomisch getheilt in Pantheismus und Monotheismus. Jch bediene mich hier einer Licenz, indem ich Pantheism nicht im gewoͤhnlichen Sinn nehme, sondern darunter die Jdee verstehe, daß alles Organ der Gottheit, Mittler seyn koͤnne, indem ich es dazu erhebe: so wie Monotheism im Gegentheil den Glauben bezeichnet, daß es nur Ein solches Organ in der Welt fuͤr uns gebe, das allein der Jdee eines Mittlers angemessen sey, und wodurch Gott allein sich vernehmen lasse, welches ich also zu waͤhlen durch mich selbst genoͤthigt werde: denn ohnedem wuͤrde der Monotheism nicht wahre Religion seyn.

So unvertraͤglich auch beyde zu seyn scheinen, so laͤßt sich doch ihre Vereinigung bewerkstelligen, wenn man den monotheistischen Mittler zum Mittler der Mittelwelt des Pantheism macht, und diese gleichsam durch ihn centrirt, so daß beyde einander jedoch auf verschiedene Weise nothwendig machen.

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[92/0103] und hat also gar nichts mit der Religion zu schaffen. Wahre Religion ist, die jenen Mittler als Mittler annimmt, ihn gleichsam fuͤr das Organ der Gottheit haͤlt, fuͤr ihre sinnliche Erscheinung. Jn dieser Hinsicht erhielten die Juden zur Zeit der Babylonischen Gefangenschaft eine aͤcht religioͤse Tendenz, eine religioͤse Hoffnung, einen Glauben an eine kuͤnftige Religion, der sie auf eine wunderbare Weise von Grund aus umwandelte, und sie in der merkwuͤrdigsten Bestaͤndigkeit bis auf unsre Zeiten erhielt. Die wahre Religion scheint aber bei einer naͤhern Betrachtung abermals antinomisch getheilt in Pantheismus und Monotheismus. Jch bediene mich hier einer Licenz, indem ich Pantheism nicht im gewoͤhnlichen Sinn nehme, sondern darunter die Jdee verstehe, daß alles Organ der Gottheit, Mittler seyn koͤnne, indem ich es dazu erhebe: so wie Monotheism im Gegentheil den Glauben bezeichnet, daß es nur Ein solches Organ in der Welt fuͤr uns gebe, das allein der Jdee eines Mittlers angemessen sey, und wodurch Gott allein sich vernehmen lasse, welches ich also zu waͤhlen durch mich selbst genoͤthigt werde: denn ohnedem wuͤrde der Monotheism nicht wahre Religion seyn. So unvertraͤglich auch beyde zu seyn scheinen, so laͤßt sich doch ihre Vereinigung bewerkstelligen, wenn man den monotheistischen Mittler zum Mittler der Mittelwelt des Pantheism macht, und diese gleichsam durch ihn centrirt, so daß beyde einander jedoch auf verschiedene Weise nothwendig machen.

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1798/103>, abgerufen am 21.11.2024.