Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.und auch in seiner Behandlung nebst dem Philetas mit besondrer Liebe und noch genauerer Unterscheidung des Eigenthümlichen hervorgehoben scheinen könnten. So auch bey Sappho und Alkaeos, der nicht glücklich liebte, nach einigen noch vorhandnen Versen von jener an ihn zu urtheilen, die in ihrer Einfalt etwas Zartes und Hohes haben; so auch beym Philoxenos, der selbst in den Latomien, in welche ihn der Tyrann, der sein Nebenbuhler war, werfen ließ, weil er die Galatea verführt hatte, ein Gedicht von der damahls schon über ihre Gränzen auf die Wege andrer Gattungen ausschweifenden dithyrambischen Gattung, welches den alten satyrischen Dramen nachstreben mochte, worin er mit Anwendung der alten Sage auf sein Unglück den Dionysios als Kyklopen, die geliebte Flötenspielerin als Galatea und sich als Odyßeus darstellte. Überhaupt würde man sehr irren, wenn man glaubte, der Liebe der alten Poeten, die freylich nicht so um die Begriffe der Ehre und die Bilder des Himmels tändelte oder anbetete, wie die romantische habe irgend ein Reiz gefehlt, den die geistreichste Geselligkeit, die reizbarste Leidenschaftlichkeit bey gebildeter und schöner Sinnlichkeit und ein zartes Gemüth verleihen können. Eben so die Liebe der Philosophen, an denen der Dichter, der die ganze Welt nur aus einem elegischen Standpunkt betrachtet, die Gewalt der Liebe wie durch einen Gegensatz zeigt; schon daß sie liebten, scheint ihm außerordentlich, da er hingegen bey den Dichtern die außerordentliche Art, wie sie ihre Liebe durch wunderbare Thaten oder durch und auch in seiner Behandlung nebst dem Philetas mit besondrer Liebe und noch genauerer Unterscheidung des Eigenthuͤmlichen hervorgehoben scheinen koͤnnten. So auch bey Sappho und Alkaeos, der nicht gluͤcklich liebte, nach einigen noch vorhandnen Versen von jener an ihn zu urtheilen, die in ihrer Einfalt etwas Zartes und Hohes haben; so auch beym Philoxenos, der selbst in den Latomien, in welche ihn der Tyrann, der sein Nebenbuhler war, werfen ließ, weil er die Galatea verfuͤhrt hatte, ein Gedicht von der damahls schon uͤber ihre Graͤnzen auf die Wege andrer Gattungen ausschweifenden dithyrambischen Gattung, welches den alten satyrischen Dramen nachstreben mochte, worin er mit Anwendung der alten Sage auf sein Ungluͤck den Dionysios als Kyklopen, die geliebte Floͤtenspielerin als Galatea und sich als Odyßeus darstellte. Überhaupt wuͤrde man sehr irren, wenn man glaubte, der Liebe der alten Poeten, die freylich nicht so um die Begriffe der Ehre und die Bilder des Himmels taͤndelte oder anbetete, wie die romantische habe irgend ein Reiz gefehlt, den die geistreichste Geselligkeit, die reizbarste Leidenschaftlichkeit bey gebildeter und schoͤner Sinnlichkeit und ein zartes Gemuͤth verleihen koͤnnen. Eben so die Liebe der Philosophen, an denen der Dichter, der die ganze Welt nur aus einem elegischen Standpunkt betrachtet, die Gewalt der Liebe wie durch einen Gegensatz zeigt; schon daß sie liebten, scheint ihm außerordentlich, da er hingegen bey den Dichtern die außerordentliche Art, wie sie ihre Liebe durch wunderbare Thaten oder durch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0137" n="126"/> und auch in seiner Behandlung nebst dem Philetas mit besondrer Liebe und noch genauerer Unterscheidung des Eigenthuͤmlichen hervorgehoben scheinen koͤnnten. So auch bey Sappho und Alkaeos, der nicht gluͤcklich liebte, nach einigen noch vorhandnen Versen von jener an ihn zu urtheilen, die in ihrer Einfalt etwas Zartes und Hohes haben; so auch beym Philoxenos, der selbst in den Latomien, in welche ihn der Tyrann, der sein Nebenbuhler war, werfen ließ, weil er die Galatea verfuͤhrt hatte, ein Gedicht von der damahls schon uͤber ihre Graͤnzen auf die Wege andrer Gattungen ausschweifenden dithyrambischen Gattung, welches den alten satyrischen Dramen nachstreben mochte, worin er mit Anwendung der alten Sage auf sein Ungluͤck den Dionysios als Kyklopen, die geliebte Floͤtenspielerin als Galatea und sich als Odyßeus darstellte. Überhaupt wuͤrde man sehr irren, wenn man glaubte, der Liebe der alten Poeten, die freylich nicht so um die Begriffe der Ehre und die Bilder des Himmels taͤndelte oder anbetete, wie die romantische habe irgend ein Reiz gefehlt, den die geistreichste Geselligkeit, die reizbarste Leidenschaftlichkeit bey gebildeter und schoͤner Sinnlichkeit und ein zartes Gemuͤth verleihen koͤnnen. Eben so die Liebe der Philosophen, an denen der Dichter, der die ganze Welt nur aus einem elegischen Standpunkt betrachtet, die Gewalt der Liebe wie durch einen Gegensatz zeigt; schon daß sie liebten, scheint ihm außerordentlich, da er hingegen bey den Dichtern die außerordentliche Art, wie sie ihre Liebe durch wunderbare Thaten oder durch<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [126/0137]
und auch in seiner Behandlung nebst dem Philetas mit besondrer Liebe und noch genauerer Unterscheidung des Eigenthuͤmlichen hervorgehoben scheinen koͤnnten. So auch bey Sappho und Alkaeos, der nicht gluͤcklich liebte, nach einigen noch vorhandnen Versen von jener an ihn zu urtheilen, die in ihrer Einfalt etwas Zartes und Hohes haben; so auch beym Philoxenos, der selbst in den Latomien, in welche ihn der Tyrann, der sein Nebenbuhler war, werfen ließ, weil er die Galatea verfuͤhrt hatte, ein Gedicht von der damahls schon uͤber ihre Graͤnzen auf die Wege andrer Gattungen ausschweifenden dithyrambischen Gattung, welches den alten satyrischen Dramen nachstreben mochte, worin er mit Anwendung der alten Sage auf sein Ungluͤck den Dionysios als Kyklopen, die geliebte Floͤtenspielerin als Galatea und sich als Odyßeus darstellte. Überhaupt wuͤrde man sehr irren, wenn man glaubte, der Liebe der alten Poeten, die freylich nicht so um die Begriffe der Ehre und die Bilder des Himmels taͤndelte oder anbetete, wie die romantische habe irgend ein Reiz gefehlt, den die geistreichste Geselligkeit, die reizbarste Leidenschaftlichkeit bey gebildeter und schoͤner Sinnlichkeit und ein zartes Gemuͤth verleihen koͤnnen. Eben so die Liebe der Philosophen, an denen der Dichter, der die ganze Welt nur aus einem elegischen Standpunkt betrachtet, die Gewalt der Liebe wie durch einen Gegensatz zeigt; schon daß sie liebten, scheint ihm außerordentlich, da er hingegen bey den Dichtern die außerordentliche Art, wie sie ihre Liebe durch wunderbare Thaten oder durch
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