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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.

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durch die That gemacht haben, oder vielmehr immer noch machen.



Wer frisch vom Aristophanes, dem Olymp der Komödie, kommt, dem erscheint die romantische Persifflage wie eine lang ausgesponnene Faser aus einem Gewebe der Athene, wie eine Flocke himmlischen Feuers, von der das beste im Herabfallen auf die Erde verflog.



Die rohen kosmopolitischen Versuche der Carthager und andrer Völker des Alterthums erscheinen gegen die politische Universalität der Römer, wie die Naturpoesie ungebildeter Nazionen gegen die klassische Kunst der Griechen. Nur die Römer waren zufrieden mit dem Geist des Despotismus, und verachteten den Buchstaben; nur sie haben naive Tyrannen gehabt.



Der komische Witz ist eine Mischung des epischen und des jambischen. Aristophanes ist zugleich Homer und Archilochus.



Ovid hat viel Aehnlichkeit mit dem Euripides. Dieselbe rührende Kraft, derselbe rhetorische Glanz und oft unzeitige Scharfsinn, dieselbe tändelnde Fülle, Eitelkeit und Dünnheit.



Das beste im Martial ist das, was Katullisch scheinen könnte.



durch die That gemacht haben, oder vielmehr immer noch machen.



Wer frisch vom Aristophanes, dem Olymp der Komoͤdie, kommt, dem erscheint die romantische Persifflage wie eine lang ausgesponnene Faser aus einem Gewebe der Athene, wie eine Flocke himmlischen Feuers, von der das beste im Herabfallen auf die Erde verflog.



Die rohen kosmopolitischen Versuche der Carthager und andrer Voͤlker des Alterthums erscheinen gegen die politische Universalitaͤt der Roͤmer, wie die Naturpoesie ungebildeter Nazionen gegen die klassische Kunst der Griechen. Nur die Roͤmer waren zufrieden mit dem Geist des Despotismus, und verachteten den Buchstaben; nur sie haben naive Tyrannen gehabt.



Der komische Witz ist eine Mischung des epischen und des jambischen. Aristophanes ist zugleich Homer und Archilochus.



Ovid hat viel Aehnlichkeit mit dem Euripides. Dieselbe ruͤhrende Kraft, derselbe rhetorische Glanz und oft unzeitige Scharfsinn, dieselbe taͤndelnde Fuͤlle, Eitelkeit und Duͤnnheit.



Das beste im Martial ist das, was Katullisch scheinen koͤnnte.



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[40/0229] durch die That gemacht haben, oder vielmehr immer noch machen. Wer frisch vom Aristophanes, dem Olymp der Komoͤdie, kommt, dem erscheint die romantische Persifflage wie eine lang ausgesponnene Faser aus einem Gewebe der Athene, wie eine Flocke himmlischen Feuers, von der das beste im Herabfallen auf die Erde verflog. Die rohen kosmopolitischen Versuche der Carthager und andrer Voͤlker des Alterthums erscheinen gegen die politische Universalitaͤt der Roͤmer, wie die Naturpoesie ungebildeter Nazionen gegen die klassische Kunst der Griechen. Nur die Roͤmer waren zufrieden mit dem Geist des Despotismus, und verachteten den Buchstaben; nur sie haben naive Tyrannen gehabt. Der komische Witz ist eine Mischung des epischen und des jambischen. Aristophanes ist zugleich Homer und Archilochus. Ovid hat viel Aehnlichkeit mit dem Euripides. Dieselbe ruͤhrende Kraft, derselbe rhetorische Glanz und oft unzeitige Scharfsinn, dieselbe taͤndelnde Fuͤlle, Eitelkeit und Duͤnnheit. Das beste im Martial ist das, was Katullisch scheinen koͤnnte.

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1798/229>, abgerufen am 24.11.2024.