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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.

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Jm Gibbon hat sich die gemeine Bigotterie der Engländischen Pedanten für die Alten auf klassischem Boden bis zu sentimentalen Epigrammen über die Ruinen der versunknen Herrlichkeit veredelt, doch konnte sie ihre Natur nicht ganz ablegen. Er zeigt verschiedentlich für die Griechen gar keinen Sinn gehabt zu haben. Und an den Römern liebt er doch eigentlich nur die materielle Pracht, vorzüglich aber, nach Art seiner zwischen Merkantilität und Mathematik getheilten Nazion, die quantitative Erhabenheit. Die Türken sollte man denken, hätten es ihm eben auch gethan.



Jst aller Witz Prinzip und Organ der Universalphilosophie, und alle Philosophie nichts andres als der Geist der Universalität, die Wissenschaft aller sich ewig mischenden und wieder trennenden Wissenschaften, eine logische Chemie: so ist der Werth und die Würde jenes absoluten, enthusiastischen, durch und durch materialen Witzes, worin Baco und Leibniz, die Häupter der scholastischen Prosa, jener einer der ersten, dieser einer der größten Virtuosen war, unendlich. Die wichtigsten wissenschaftlichen Entdeckungen sind bonmots der Gattung. Das sind sie durch die überraschende Zufälligkeit ihrer Entstehung, durch das Kombinatorische des Gedankens, und durch das Barokke des hingeworfenen Ausdrucks. Doch sind sie dem Gehalt nach freylich weit mehr als die sich in Nichts auflösende Erwartung des rein poetischen Witzes. Die besten sind echappees de vue ins Unendliche.

Jm Gibbon hat sich die gemeine Bigotterie der Englaͤndischen Pedanten fuͤr die Alten auf klassischem Boden bis zu sentimentalen Epigrammen uͤber die Ruinen der versunknen Herrlichkeit veredelt, doch konnte sie ihre Natur nicht ganz ablegen. Er zeigt verschiedentlich fuͤr die Griechen gar keinen Sinn gehabt zu haben. Und an den Roͤmern liebt er doch eigentlich nur die materielle Pracht, vorzuͤglich aber, nach Art seiner zwischen Merkantilitaͤt und Mathematik getheilten Nazion, die quantitative Erhabenheit. Die Tuͤrken sollte man denken, haͤtten es ihm eben auch gethan.



Jst aller Witz Prinzip und Organ der Universalphilosophie, und alle Philosophie nichts andres als der Geist der Universalitaͤt, die Wissenschaft aller sich ewig mischenden und wieder trennenden Wissenschaften, eine logische Chemie: so ist der Werth und die Wuͤrde jenes absoluten, enthusiastischen, durch und durch materialen Witzes, worin Baco und Leibniz, die Haͤupter der scholastischen Prosa, jener einer der ersten, dieser einer der groͤßten Virtuosen war, unendlich. Die wichtigsten wissenschaftlichen Entdeckungen sind bonmots der Gattung. Das sind sie durch die uͤberraschende Zufaͤlligkeit ihrer Entstehung, durch das Kombinatorische des Gedankens, und durch das Barokke des hingeworfenen Ausdrucks. Doch sind sie dem Gehalt nach freylich weit mehr als die sich in Nichts aufloͤsende Erwartung des rein poetischen Witzes. Die besten sind echappées de vue ins Unendliche.

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[58/0247] Jm Gibbon hat sich die gemeine Bigotterie der Englaͤndischen Pedanten fuͤr die Alten auf klassischem Boden bis zu sentimentalen Epigrammen uͤber die Ruinen der versunknen Herrlichkeit veredelt, doch konnte sie ihre Natur nicht ganz ablegen. Er zeigt verschiedentlich fuͤr die Griechen gar keinen Sinn gehabt zu haben. Und an den Roͤmern liebt er doch eigentlich nur die materielle Pracht, vorzuͤglich aber, nach Art seiner zwischen Merkantilitaͤt und Mathematik getheilten Nazion, die quantitative Erhabenheit. Die Tuͤrken sollte man denken, haͤtten es ihm eben auch gethan. Jst aller Witz Prinzip und Organ der Universalphilosophie, und alle Philosophie nichts andres als der Geist der Universalitaͤt, die Wissenschaft aller sich ewig mischenden und wieder trennenden Wissenschaften, eine logische Chemie: so ist der Werth und die Wuͤrde jenes absoluten, enthusiastischen, durch und durch materialen Witzes, worin Baco und Leibniz, die Haͤupter der scholastischen Prosa, jener einer der ersten, dieser einer der groͤßten Virtuosen war, unendlich. Die wichtigsten wissenschaftlichen Entdeckungen sind bonmots der Gattung. Das sind sie durch die uͤberraschende Zufaͤlligkeit ihrer Entstehung, durch das Kombinatorische des Gedankens, und durch das Barokke des hingeworfenen Ausdrucks. Doch sind sie dem Gehalt nach freylich weit mehr als die sich in Nichts aufloͤsende Erwartung des rein poetischen Witzes. Die besten sind echappées de vue ins Unendliche.

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1798/247>, abgerufen am 23.11.2024.