Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.und deren verwickelte Streitfragen seinen chirurgischen Sinn anlocken: cela peut aller jusqu'a la philosophie, wenn er noch so viel Jnstinkt hat als Leibniz. Aber eine solche Philosophie wird doch immer nur ein konfuses, unvollständiges Etwas bleiben, wie der Urstoff nach Leibniz seyn soll, der nach Art der Genies die Form seines Jnnern einzelnen Gegenständen der Außenwelt anzudichten pflegt. Freundschaft ist parziale Ehe und Liebe ist Freundschaft von allen Seiten und nach allen Richtungen, universelle Freundschaft. Das Bewußtseyn der nothwendigen Gränzen ist das Unentbehrlichste und das Seltenste in der Freundschaft. Wenn eine Kunst die schwarze Kunst heißen sollte, so wäre es die, den Unsinn flüßig klar und beweglich zu machen, und ihn zur Masse zu bilden. Die Franzosen haben Meisterwerke der Gattung aufzuweisen. Alles große Unheil ist seinem innersten Grunde nach eine ernsthafte Fratze, eine mauvaise plaisanterie. Heil und Ehre also den Helden, die nicht müde werden, gegen die Thorheit zu kämpfen, deren Unscheinbarstes oft den Keim zu einer endlosen Reihe ungeheurer Verwüstungen in sich trägt! Lessing und Fichte sind die Friedensfürsten der künftigen Jahrhunderte. Leibniz sieht die Existenz an wie eine Hofcharge, die man zu Lehn haben muß. Sein Gott ist nicht und deren verwickelte Streitfragen seinen chirurgischen Sinn anlocken: cela peut aller jusqu'a la philosophie, wenn er noch so viel Jnstinkt hat als Leibniz. Aber eine solche Philosophie wird doch immer nur ein konfuses, unvollstaͤndiges Etwas bleiben, wie der Urstoff nach Leibniz seyn soll, der nach Art der Genies die Form seines Jnnern einzelnen Gegenstaͤnden der Außenwelt anzudichten pflegt. Freundschaft ist parziale Ehe und Liebe ist Freundschaft von allen Seiten und nach allen Richtungen, universelle Freundschaft. Das Bewußtseyn der nothwendigen Graͤnzen ist das Unentbehrlichste und das Seltenste in der Freundschaft. Wenn eine Kunst die schwarze Kunst heißen sollte, so waͤre es die, den Unsinn fluͤßig klar und beweglich zu machen, und ihn zur Masse zu bilden. Die Franzosen haben Meisterwerke der Gattung aufzuweisen. Alles große Unheil ist seinem innersten Grunde nach eine ernsthafte Fratze, eine mauvaise plaisanterie. Heil und Ehre also den Helden, die nicht muͤde werden, gegen die Thorheit zu kaͤmpfen, deren Unscheinbarstes oft den Keim zu einer endlosen Reihe ungeheurer Verwuͤstungen in sich traͤgt! Lessing und Fichte sind die Friedensfuͤrsten der kuͤnftigen Jahrhunderte. Leibniz sieht die Existenz an wie eine Hofcharge, die man zu Lehn haben muß. Sein Gott ist nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0295" n="106"/> und deren verwickelte Streitfragen seinen chirurgischen Sinn anlocken: <foreign xml:lang="fr">cela peut aller jusqu'a la philosophie,</foreign> wenn er noch so viel Jnstinkt hat als Leibniz. Aber eine solche Philosophie wird doch immer nur ein konfuses, unvollstaͤndiges Etwas bleiben, wie der Urstoff nach Leibniz seyn soll, der nach Art der Genies die Form seines Jnnern einzelnen Gegenstaͤnden der Außenwelt anzudichten pflegt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Freundschaft ist parziale Ehe und Liebe ist Freundschaft von allen Seiten und nach allen Richtungen, universelle Freundschaft. Das Bewußtseyn der nothwendigen Graͤnzen ist das Unentbehrlichste und das Seltenste in der Freundschaft.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Wenn eine Kunst die schwarze Kunst heißen sollte, so waͤre es die, den Unsinn fluͤßig klar und beweglich zu machen, und ihn zur Masse zu bilden. Die Franzosen haben Meisterwerke der Gattung aufzuweisen. Alles große Unheil ist seinem innersten Grunde nach eine ernsthafte Fratze, eine <foreign xml:lang="fr">mauvaise plaisanterie.</foreign> Heil und Ehre also den Helden, die nicht muͤde werden, gegen die Thorheit zu kaͤmpfen, deren Unscheinbarstes oft den Keim zu einer endlosen Reihe ungeheurer Verwuͤstungen in sich traͤgt! Lessing und Fichte sind die Friedensfuͤrsten der kuͤnftigen Jahrhunderte.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Leibniz sieht die Existenz an wie eine Hofcharge, die man zu Lehn haben muß. Sein Gott ist nicht<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [106/0295]
und deren verwickelte Streitfragen seinen chirurgischen Sinn anlocken: cela peut aller jusqu'a la philosophie, wenn er noch so viel Jnstinkt hat als Leibniz. Aber eine solche Philosophie wird doch immer nur ein konfuses, unvollstaͤndiges Etwas bleiben, wie der Urstoff nach Leibniz seyn soll, der nach Art der Genies die Form seines Jnnern einzelnen Gegenstaͤnden der Außenwelt anzudichten pflegt.
Freundschaft ist parziale Ehe und Liebe ist Freundschaft von allen Seiten und nach allen Richtungen, universelle Freundschaft. Das Bewußtseyn der nothwendigen Graͤnzen ist das Unentbehrlichste und das Seltenste in der Freundschaft.
Wenn eine Kunst die schwarze Kunst heißen sollte, so waͤre es die, den Unsinn fluͤßig klar und beweglich zu machen, und ihn zur Masse zu bilden. Die Franzosen haben Meisterwerke der Gattung aufzuweisen. Alles große Unheil ist seinem innersten Grunde nach eine ernsthafte Fratze, eine mauvaise plaisanterie. Heil und Ehre also den Helden, die nicht muͤde werden, gegen die Thorheit zu kaͤmpfen, deren Unscheinbarstes oft den Keim zu einer endlosen Reihe ungeheurer Verwuͤstungen in sich traͤgt! Lessing und Fichte sind die Friedensfuͤrsten der kuͤnftigen Jahrhunderte.
Leibniz sieht die Existenz an wie eine Hofcharge, die man zu Lehn haben muß. Sein Gott ist nicht
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