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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.

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der Sprachgebrauch nicht. Man schreibt der Natur oder dem höchsten Wesen nie Klugheit zu, ungeachtet man in allen ihren Veranstaltungen dieß Talent in einem hohen Grade preist. Es wäre daher besser, dieß Wort für die zweyte Eigenschaft allein aufzubewahren. Bey dem Streben nach einem Zweck zugleich auf alle wirklichen und möglichen Zwecke hinsehn, und die natürlichen Wirkungen, die eine jede Handlung nebenher haben kann, berechnen, das ist in der That etwas großes, und was man nur von wenigen wird rühmen können. Daß man im gemeinen Sprachgebrauch wirklich so etwas unter Klugheit versteht, geht auch aus dem Gefühl hervor, welches erregt wird, wenn man Jemand mit einem gewissen Akzent als klug preist. Das erste ist, daß er uns imponirt, und das zweyte, daß wir uns nach Wohlwollen und Jronie bey dem gerühmten Manne umsehn, und daß er uns verhaßt wird, wenn wir nicht beydes antreffen. Das letzte dürfte eben so allgemein seyn, als das erste und gewiß ist es auch, so bald man Klugheit in dieser Bedeutung nimmt, eben so natürlich. Wir hoffen nämlich von jedem Menschen, daß wir ihn mehr oder weniger zu unsern Absichten werden gebrauchen können, und zugleich wünschen wir, daß er uns durch das freye Naturspiel seines Gemüths und durch absichtslose und unverwahrte Aeußerungen ein Gegenstand des Wohlwollens und nach Gelegenheit auch ein Gegenstand für den Scherz oder den arglosen Spott werden möge. Bey andern Menschen sind wir ziemlich sicher beydes allenfalls auch wider ihren

der Sprachgebrauch nicht. Man schreibt der Natur oder dem hoͤchsten Wesen nie Klugheit zu, ungeachtet man in allen ihren Veranstaltungen dieß Talent in einem hohen Grade preist. Es waͤre daher besser, dieß Wort fuͤr die zweyte Eigenschaft allein aufzubewahren. Bey dem Streben nach einem Zweck zugleich auf alle wirklichen und moͤglichen Zwecke hinsehn, und die natuͤrlichen Wirkungen, die eine jede Handlung nebenher haben kann, berechnen, das ist in der That etwas großes, und was man nur von wenigen wird ruͤhmen koͤnnen. Daß man im gemeinen Sprachgebrauch wirklich so etwas unter Klugheit versteht, geht auch aus dem Gefuͤhl hervor, welches erregt wird, wenn man Jemand mit einem gewissen Akzent als klug preist. Das erste ist, daß er uns imponirt, und das zweyte, daß wir uns nach Wohlwollen und Jronie bey dem geruͤhmten Manne umsehn, und daß er uns verhaßt wird, wenn wir nicht beydes antreffen. Das letzte duͤrfte eben so allgemein seyn, als das erste und gewiß ist es auch, so bald man Klugheit in dieser Bedeutung nimmt, eben so natuͤrlich. Wir hoffen naͤmlich von jedem Menschen, daß wir ihn mehr oder weniger zu unsern Absichten werden gebrauchen koͤnnen, und zugleich wuͤnschen wir, daß er uns durch das freye Naturspiel seines Gemuͤths und durch absichtslose und unverwahrte Aeußerungen ein Gegenstand des Wohlwollens und nach Gelegenheit auch ein Gegenstand fuͤr den Scherz oder den arglosen Spott werden moͤge. Bey andern Menschen sind wir ziemlich sicher beydes allenfalls auch wider ihren

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[108/0297] der Sprachgebrauch nicht. Man schreibt der Natur oder dem hoͤchsten Wesen nie Klugheit zu, ungeachtet man in allen ihren Veranstaltungen dieß Talent in einem hohen Grade preist. Es waͤre daher besser, dieß Wort fuͤr die zweyte Eigenschaft allein aufzubewahren. Bey dem Streben nach einem Zweck zugleich auf alle wirklichen und moͤglichen Zwecke hinsehn, und die natuͤrlichen Wirkungen, die eine jede Handlung nebenher haben kann, berechnen, das ist in der That etwas großes, und was man nur von wenigen wird ruͤhmen koͤnnen. Daß man im gemeinen Sprachgebrauch wirklich so etwas unter Klugheit versteht, geht auch aus dem Gefuͤhl hervor, welches erregt wird, wenn man Jemand mit einem gewissen Akzent als klug preist. Das erste ist, daß er uns imponirt, und das zweyte, daß wir uns nach Wohlwollen und Jronie bey dem geruͤhmten Manne umsehn, und daß er uns verhaßt wird, wenn wir nicht beydes antreffen. Das letzte duͤrfte eben so allgemein seyn, als das erste und gewiß ist es auch, so bald man Klugheit in dieser Bedeutung nimmt, eben so natuͤrlich. Wir hoffen naͤmlich von jedem Menschen, daß wir ihn mehr oder weniger zu unsern Absichten werden gebrauchen koͤnnen, und zugleich wuͤnschen wir, daß er uns durch das freye Naturspiel seines Gemuͤths und durch absichtslose und unverwahrte Aeußerungen ein Gegenstand des Wohlwollens und nach Gelegenheit auch ein Gegenstand fuͤr den Scherz oder den arglosen Spott werden moͤge. Bey andern Menschen sind wir ziemlich sicher beydes allenfalls auch wider ihren

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1798/297>, abgerufen am 22.11.2024.