Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.Louise. Der Absicht war er sich vielleicht nicht bewußt. Jch finde aber auch in seinen andern Gemählden eben diese innre Uebereinstimmung. Der sogenannte heilige Georg, wo um die Madonna auf dem Thron, die ziemlich leichtfertig drein blickt, Petrus der Märtyrer, Johannes der Täufer, der heilige Geminianus, Sankt Georg und Kinder versammelt sind, die mit seinen Waffen spielen, ist ein wahres Konzert der Freundlichkeit, und wird von eben so schmeichelnden Harmonien des Helldunkels begleitet. Durch seinen Zauber ründen sich die Körper, treten vor und zurück ohne die Hülfe tiefer Schatten und hebender Hintergründe. Ein freundliches Licht durchspielt frey und ungehindert die Räume zwischen ihnen, bis ganz nach hinten. Jn dem Bilde, welches als Gelübde für die Errettung von eiuer Pest aufgestellt seyn soll, wo der heilige Rochus krank und ermattet schläft, und der schöne Jüngling Sebastian von dem Baume, wo er angebunden ist, um von Pfeilen durchbohrt zu werden, zur Madonna hinauf fleht, taucht sich die brennende Glorie um sie her, und mit ihr die herabschwebendeu Engel in schwärzere Wolken und dichter geworfne Schatten hinunter. Eben so scheint mir in seiner Nacht das Licht ganz einzig gemacht, um die Armuth und Einfalt der umgebenden Gegenstände wunderbar zu erleuchten. Waller. Seine Magdalena ist gewiß nicht bloß ein Wunder der Mahlerey, sondern auch von Seiten des zarten und innigen Ausdrucks die schönste und die wahre Grazie der Reue. Warum sagten Sie nicht ein Wort von der des Mengs? Louise. Der Absicht war er sich vielleicht nicht bewußt. Jch finde aber auch in seinen andern Gemaͤhlden eben diese innre Uebereinstimmung. Der sogenannte heilige Georg, wo um die Madonna auf dem Thron, die ziemlich leichtfertig drein blickt, Petrus der Maͤrtyrer, Johannes der Taͤufer, der heilige Geminianus, Sankt Georg und Kinder versammelt sind, die mit seinen Waffen spielen, ist ein wahres Konzert der Freundlichkeit, und wird von eben so schmeichelnden Harmonien des Helldunkels begleitet. Durch seinen Zauber ruͤnden sich die Koͤrper, treten vor und zuruͤck ohne die Huͤlfe tiefer Schatten und hebender Hintergruͤnde. Ein freundliches Licht durchspielt frey und ungehindert die Raͤume zwischen ihnen, bis ganz nach hinten. Jn dem Bilde, welches als Geluͤbde fuͤr die Errettung von eiuer Pest aufgestellt seyn soll, wo der heilige Rochus krank und ermattet schlaͤft, und der schoͤne Juͤngling Sebastian von dem Baume, wo er angebunden ist, um von Pfeilen durchbohrt zu werden, zur Madonna hinauf fleht, taucht sich die brennende Glorie um sie her, und mit ihr die herabschwebendeu Engel in schwaͤrzere Wolken und dichter geworfne Schatten hinunter. Eben so scheint mir in seiner Nacht das Licht ganz einzig gemacht, um die Armuth und Einfalt der umgebenden Gegenstaͤnde wunderbar zu erleuchten. Waller. Seine Magdalena ist gewiß nicht bloß ein Wunder der Mahlerey, sondern auch von Seiten des zarten und innigen Ausdrucks die schoͤnste und die wahre Grazie der Reue. Warum sagten Sie nicht ein Wort von der des Mengs? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0103" n="95"/> <p><hi rendition="#g">Louise</hi>. Der Absicht war er sich vielleicht nicht bewußt. Jch finde aber auch in seinen andern Gemaͤhlden eben diese innre Uebereinstimmung. Der sogenannte heilige Georg, wo um die Madonna auf dem Thron, die ziemlich leichtfertig drein blickt, Petrus der Maͤrtyrer, Johannes der Taͤufer, der heilige Geminianus, Sankt Georg und Kinder versammelt sind, die mit seinen Waffen spielen, ist ein wahres Konzert der Freundlichkeit, und wird von eben so schmeichelnden Harmonien des Helldunkels begleitet. Durch seinen Zauber ruͤnden sich die Koͤrper, treten vor und zuruͤck ohne die Huͤlfe tiefer Schatten und hebender Hintergruͤnde. Ein freundliches Licht durchspielt frey und ungehindert die Raͤume zwischen ihnen, bis ganz nach hinten. Jn dem Bilde, welches als Geluͤbde fuͤr die Errettung von eiuer Pest aufgestellt seyn soll, wo der heilige Rochus krank und ermattet schlaͤft, und der schoͤne Juͤngling Sebastian von dem Baume, wo er angebunden ist, um von Pfeilen durchbohrt zu werden, zur Madonna hinauf fleht, taucht sich die brennende Glorie um sie her, und mit ihr die herabschwebendeu Engel in schwaͤrzere Wolken und dichter geworfne Schatten hinunter. Eben so scheint mir in seiner Nacht das Licht ganz einzig gemacht, um die Armuth und Einfalt der umgebenden Gegenstaͤnde wunderbar zu erleuchten.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Waller</hi>. Seine Magdalena ist gewiß nicht bloß ein Wunder der Mahlerey, sondern auch von Seiten des zarten und innigen Ausdrucks die schoͤnste und die wahre Grazie der Reue. Warum sagten Sie nicht ein Wort von der des Mengs?</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [95/0103]
Louise. Der Absicht war er sich vielleicht nicht bewußt. Jch finde aber auch in seinen andern Gemaͤhlden eben diese innre Uebereinstimmung. Der sogenannte heilige Georg, wo um die Madonna auf dem Thron, die ziemlich leichtfertig drein blickt, Petrus der Maͤrtyrer, Johannes der Taͤufer, der heilige Geminianus, Sankt Georg und Kinder versammelt sind, die mit seinen Waffen spielen, ist ein wahres Konzert der Freundlichkeit, und wird von eben so schmeichelnden Harmonien des Helldunkels begleitet. Durch seinen Zauber ruͤnden sich die Koͤrper, treten vor und zuruͤck ohne die Huͤlfe tiefer Schatten und hebender Hintergruͤnde. Ein freundliches Licht durchspielt frey und ungehindert die Raͤume zwischen ihnen, bis ganz nach hinten. Jn dem Bilde, welches als Geluͤbde fuͤr die Errettung von eiuer Pest aufgestellt seyn soll, wo der heilige Rochus krank und ermattet schlaͤft, und der schoͤne Juͤngling Sebastian von dem Baume, wo er angebunden ist, um von Pfeilen durchbohrt zu werden, zur Madonna hinauf fleht, taucht sich die brennende Glorie um sie her, und mit ihr die herabschwebendeu Engel in schwaͤrzere Wolken und dichter geworfne Schatten hinunter. Eben so scheint mir in seiner Nacht das Licht ganz einzig gemacht, um die Armuth und Einfalt der umgebenden Gegenstaͤnde wunderbar zu erleuchten.
Waller. Seine Magdalena ist gewiß nicht bloß ein Wunder der Mahlerey, sondern auch von Seiten des zarten und innigen Ausdrucks die schoͤnste und die wahre Grazie der Reue. Warum sagten Sie nicht ein Wort von der des Mengs?
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