Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.Die Mutter Gottes in der Herrlichkeit. Dir neigen Engel sich in tiefer Feyer, Und Heil'ge beten, wo Dein Fußtritt wallt: Glorreiche Himmelskönigin! Dir hallt, Die Gott besaitet hat, der Sphären Leyer. Dein Geist blickt sichtbar göttlich durch den Schleyer Der unverwelklich blühenden Gestalt; Du trägst ein Kind voll hehrer Allgewalt, Des Todes Sieger und der Welt Befreyer. O Jungfrau! Tochter deß, den Du gehegt! Dein Schooß ward zu dem Heiligthum erwählet, Wo selbst ihr Bild die Gottheit ausgeprägt. Dein Leben hat das Leben neu beseelet. Die ew'ge Liebe, die das Weltall trägt, Jst unauflöslich uns durch Dich vermählet. Louise. Ach, da haben wir endlich unsern Raphael. Reinhold. Und ich müßte mich sehr irren, wenn Sie nicht bey dem vorletzten Sonett an die Himmelfahrt der Jungfrau von Guido Reni zu Düsseldorf, und bey Johannes dem Täufer an den ebenfalls dort befindlichen gedacht hätten, der bald dem Andrea del Sarto, bald dem Raphael zugeschrieben wird. Louise. Und bey der Geburt Christi hatten Sie gewiß Corregio's Nacht vor Augen. Aber wie Die Mutter Gottes in der Herrlichkeit. Dir neigen Engel sich in tiefer Feyer, Und Heil'ge beten, wo Dein Fußtritt wallt: Glorreiche Himmelskoͤnigin! Dir hallt, Die Gott besaitet hat, der Sphaͤren Leyer. Dein Geist blickt sichtbar goͤttlich durch den Schleyer Der unverwelklich bluͤhenden Gestalt; Du traͤgst ein Kind voll hehrer Allgewalt, Des Todes Sieger und der Welt Befreyer. O Jungfrau! Tochter deß, den Du gehegt! Dein Schooß ward zu dem Heiligthum erwaͤhlet, Wo selbst ihr Bild die Gottheit ausgepraͤgt. Dein Leben hat das Leben neu beseelet. Die ew'ge Liebe, die das Weltall traͤgt, Jst unaufloͤslich uns durch Dich vermaͤhlet. Louise. Ach, da haben wir endlich unsern Raphael. Reinhold. Und ich muͤßte mich sehr irren, wenn Sie nicht bey dem vorletzten Sonett an die Himmelfahrt der Jungfrau von Guido Reni zu Duͤsseldorf, und bey Johannes dem Taͤufer an den ebenfalls dort befindlichen gedacht haͤtten, der bald dem Andrea del Sarto, bald dem Raphael zugeschrieben wird. Louise. Und bey der Geburt Christi hatten Sie gewiß Corregio's Nacht vor Augen. Aber wie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0150" n="142"/> <lg type="poem"> <head>Die Mutter Gottes in der Herrlichkeit.</head><lb/> <lg n="1"> <l>Dir neigen Engel sich in tiefer Feyer,</l><lb/> <l>Und Heil'ge beten, wo Dein Fußtritt wallt:</l><lb/> <l>Glorreiche Himmelskoͤnigin! Dir hallt,</l><lb/> <l>Die Gott besaitet hat, der Sphaͤren Leyer.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Dein Geist blickt sichtbar goͤttlich durch den Schleyer</l><lb/> <l>Der unverwelklich bluͤhenden Gestalt;</l><lb/> <l>Du traͤgst ein Kind voll hehrer Allgewalt,</l><lb/> <l>Des Todes Sieger und der Welt Befreyer.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>O Jungfrau! Tochter deß, den Du gehegt!</l><lb/> <l>Dein Schooß ward zu dem Heiligthum erwaͤhlet,</l><lb/> <l>Wo selbst ihr Bild die Gottheit ausgepraͤgt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Dein Leben hat das Leben neu beseelet.</l><lb/> <l>Die ew'ge Liebe, die das Weltall traͤgt,</l><lb/> <l>Jst unaufloͤslich uns durch Dich vermaͤhlet.</l> </lg> </lg><lb/> <p><hi rendition="#g">Louise</hi>. Ach, da haben wir endlich unsern Raphael.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Reinhold</hi>. Und ich muͤßte mich sehr irren, wenn Sie nicht bey dem vorletzten Sonett an die Himmelfahrt der Jungfrau von Guido Reni zu Duͤsseldorf, und bey Johannes dem Taͤufer an den ebenfalls dort befindlichen gedacht haͤtten, der bald dem Andrea del Sarto, bald dem Raphael zugeschrieben wird.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Louise</hi>. Und bey der Geburt Christi hatten Sie gewiß Corregio's Nacht vor Augen. Aber wie </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [142/0150]
Die Mutter Gottes in der Herrlichkeit.
Dir neigen Engel sich in tiefer Feyer,
Und Heil'ge beten, wo Dein Fußtritt wallt:
Glorreiche Himmelskoͤnigin! Dir hallt,
Die Gott besaitet hat, der Sphaͤren Leyer.
Dein Geist blickt sichtbar goͤttlich durch den Schleyer
Der unverwelklich bluͤhenden Gestalt;
Du traͤgst ein Kind voll hehrer Allgewalt,
Des Todes Sieger und der Welt Befreyer.
O Jungfrau! Tochter deß, den Du gehegt!
Dein Schooß ward zu dem Heiligthum erwaͤhlet,
Wo selbst ihr Bild die Gottheit ausgepraͤgt.
Dein Leben hat das Leben neu beseelet.
Die ew'ge Liebe, die das Weltall traͤgt,
Jst unaufloͤslich uns durch Dich vermaͤhlet.
Louise. Ach, da haben wir endlich unsern Raphael.
Reinhold. Und ich muͤßte mich sehr irren, wenn Sie nicht bey dem vorletzten Sonett an die Himmelfahrt der Jungfrau von Guido Reni zu Duͤsseldorf, und bey Johannes dem Taͤufer an den ebenfalls dort befindlichen gedacht haͤtten, der bald dem Andrea del Sarto, bald dem Raphael zugeschrieben wird.
Louise. Und bey der Geburt Christi hatten Sie gewiß Corregio's Nacht vor Augen. Aber wie
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