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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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können." An einer andern Stelle vergleicht er sie mit "Brüsselschen Tapeten an der verkehrten Seite, wo die Figuren noch kenntlich, aber durch die zusammenlaufenden Faden sehr entstellt sind."

Leider gilt dieß wirklich von den meisten Uebersetzungen von Gedichten, wie sie von jeher in der Welt gänge und gebe gewesen sind. Cervantes hätte Recht gehabt, sich die meisten bisherigen Uebersetzungen seines Don Quixote zu verbitten, namentlich die neuern Französischen und die daher abgeleiteten (die Engländer besitzen, so viel ich weiß, bis jetzt noch keine andere) welche bloß den prosaischen Bestandtheil der Satire übrig lassen, die dichterische Ausführung aber, die reizende und zuweilen erhabene Zusammenstellung der Parodie auf die veraltete Abentheuerlichkeit der ritterlichen Romanzi mit eingewebten romantischen Dichtungen in einem ausgebildeteren Geiste größtentheils zerstören. Der Sinn für diese Dinge erwacht auch erst allmählig wieder, vor zwanzig Jahren konnte man ja in Deutschland nicht hoffen, daß dies Meisterwerk in seiner ursprünglichen vollständigen Gestalt gefallen würde, und wer weiß wie vielen es noch jetzt ein Aergerniß und eine Thorheit ist. Jch möchte es wenigstens fürs erste noch nicht wagen den Decamerone des Boccaccio ganz wie er ist, mit den blumigen Einfassungen seiner Bilder und ihrer allerliebst geschwätzigen Ausführlichkeit zu geben. Wenige Leser möchten sich zu dem Standpunkte erheben, das Ganze wie ein Konzert von Geschichten, wie eine poetische Komposizion aus prosaischen Bestandtheilen zu betrachten. -- Nur die vielseitige Empfänglichkeit für fremde Raziona

koͤnnen.” An einer andern Stelle vergleicht er sie mit “Bruͤsselschen Tapeten an der verkehrten Seite, wo die Figuren noch kenntlich, aber durch die zusammenlaufenden Faden sehr entstellt sind.”

Leider gilt dieß wirklich von den meisten Uebersetzungen von Gedichten, wie sie von jeher in der Welt gaͤnge und gebe gewesen sind. Cervantes haͤtte Recht gehabt, sich die meisten bisherigen Uebersetzungen seines Don Quixote zu verbitten, namentlich die neuern Franzoͤsischen und die daher abgeleiteten (die Englaͤnder besitzen, so viel ich weiß, bis jetzt noch keine andere) welche bloß den prosaischen Bestandtheil der Satire uͤbrig lassen, die dichterische Ausfuͤhrung aber, die reizende und zuweilen erhabene Zusammenstellung der Parodie auf die veraltete Abentheuerlichkeit der ritterlichen Romanzi mit eingewebten romantischen Dichtungen in einem ausgebildeteren Geiste groͤßtentheils zerstoͤren. Der Sinn fuͤr diese Dinge erwacht auch erst allmaͤhlig wieder, vor zwanzig Jahren konnte man ja in Deutschland nicht hoffen, daß dies Meisterwerk in seiner urspruͤnglichen vollstaͤndigen Gestalt gefallen wuͤrde, und wer weiß wie vielen es noch jetzt ein Aergerniß und eine Thorheit ist. Jch moͤchte es wenigstens fuͤrs erste noch nicht wagen den Decamerone des Boccaccio ganz wie er ist, mit den blumigen Einfassungen seiner Bilder und ihrer allerliebst geschwaͤtzigen Ausfuͤhrlichkeit zu geben. Wenige Leser moͤchten sich zu dem Standpunkte erheben, das Ganze wie ein Konzert von Geschichten, wie eine poetische Komposizion aus prosaischen Bestandtheilen zu betrachten. — Nur die vielseitige Empfaͤnglichkeit fuͤr fremde Raziona

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[280/0290] koͤnnen.” An einer andern Stelle vergleicht er sie mit “Bruͤsselschen Tapeten an der verkehrten Seite, wo die Figuren noch kenntlich, aber durch die zusammenlaufenden Faden sehr entstellt sind.” Leider gilt dieß wirklich von den meisten Uebersetzungen von Gedichten, wie sie von jeher in der Welt gaͤnge und gebe gewesen sind. Cervantes haͤtte Recht gehabt, sich die meisten bisherigen Uebersetzungen seines Don Quixote zu verbitten, namentlich die neuern Franzoͤsischen und die daher abgeleiteten (die Englaͤnder besitzen, so viel ich weiß, bis jetzt noch keine andere) welche bloß den prosaischen Bestandtheil der Satire uͤbrig lassen, die dichterische Ausfuͤhrung aber, die reizende und zuweilen erhabene Zusammenstellung der Parodie auf die veraltete Abentheuerlichkeit der ritterlichen Romanzi mit eingewebten romantischen Dichtungen in einem ausgebildeteren Geiste groͤßtentheils zerstoͤren. Der Sinn fuͤr diese Dinge erwacht auch erst allmaͤhlig wieder, vor zwanzig Jahren konnte man ja in Deutschland nicht hoffen, daß dies Meisterwerk in seiner urspruͤnglichen vollstaͤndigen Gestalt gefallen wuͤrde, und wer weiß wie vielen es noch jetzt ein Aergerniß und eine Thorheit ist. Jch moͤchte es wenigstens fuͤrs erste noch nicht wagen den Decamerone des Boccaccio ganz wie er ist, mit den blumigen Einfassungen seiner Bilder und ihrer allerliebst geschwaͤtzigen Ausfuͤhrlichkeit zu geben. Wenige Leser moͤchten sich zu dem Standpunkte erheben, das Ganze wie ein Konzert von Geschichten, wie eine poetische Komposizion aus prosaischen Bestandtheilen zu betrachten. — Nur die vielseitige Empfaͤnglichkeit fuͤr fremde Raziona

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/290>, abgerufen am 22.11.2024.