Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.IV.
Notizen. Vortreffliche Werke pflegen sich selbst zu charakterisiren und in dieser Rücksicht ist es überflüßig, wenn ein andrer dasselbe Geschäft noch einmal verrichtet, was der Autor ohne Zweifel schon gethan haben wird. Jst eine solche Charakteristik indessen, wie sie es immer seyn sollte, ein Kunstwerk, so ist ihr Daseyn zwar nichts weniger als überflüßig, aber sie steht ganz für sich, und ist so unabhängig von der charakterisirten Schrift, wie diese selbst von der in ihr behandelten und gebildeten Materie. Sie dürfte dann geschickter seyn, denen, die schon eingeweiht sind, einen noch tieferen Blick in den unerschöpflichen Geist eines originellen Gedichts oder einer reellen Philosophie zu geben, als völligen Layen die erste Bekanntschaft mit solchen Mysterien zu verschaffen. Daher wird auch diese höhere Kritik mehr das anerkannt Classische, sey es noch so alt, zum Anlaß und Gegenstand IV.
Notizen. Vortreffliche Werke pflegen sich selbst zu charakterisiren und in dieser Ruͤcksicht ist es uͤberfluͤßig, wenn ein andrer dasselbe Geschaͤft noch einmal verrichtet, was der Autor ohne Zweifel schon gethan haben wird. Jst eine solche Charakteristik indessen, wie sie es immer seyn sollte, ein Kunstwerk, so ist ihr Daseyn zwar nichts weniger als uͤberfluͤßig, aber sie steht ganz fuͤr sich, und ist so unabhaͤngig von der charakterisirten Schrift, wie diese selbst von der in ihr behandelten und gebildeten Materie. Sie duͤrfte dann geschickter seyn, denen, die schon eingeweiht sind, einen noch tieferen Blick in den unerschoͤpflichen Geist eines originellen Gedichts oder einer reellen Philosophie zu geben, als voͤlligen Layen die erste Bekanntschaft mit solchen Mysterien zu verschaffen. Daher wird auch diese hoͤhere Kritik mehr das anerkannt Classische, sey es noch so alt, zum Anlaß und Gegenstand <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0295" n="285"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV.</hi><lb/><hi rendition="#g">Notizen</hi>.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Vortreffliche Werke pflegen sich selbst zu charakterisiren und in dieser Ruͤcksicht ist es uͤberfluͤßig, wenn ein andrer dasselbe Geschaͤft noch einmal verrichtet, was der Autor ohne Zweifel schon gethan haben wird. Jst eine solche Charakteristik indessen, wie sie es immer seyn sollte, ein Kunstwerk, so ist ihr Daseyn zwar nichts weniger als uͤberfluͤßig, aber sie steht ganz fuͤr sich, und ist so unabhaͤngig von der charakterisirten Schrift, wie diese selbst von der in ihr behandelten und gebildeten Materie. Sie duͤrfte dann geschickter seyn, denen, die schon eingeweiht sind, einen noch tieferen Blick in den unerschoͤpflichen Geist eines originellen Gedichts oder einer reellen Philosophie zu geben, als voͤlligen Layen die erste Bekanntschaft mit solchen Mysterien zu verschaffen. Daher wird auch diese hoͤhere Kritik mehr das anerkannt Classische, sey es noch so alt, zum Anlaß und Gegenstand </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [285/0295]
IV.
Notizen.
Vortreffliche Werke pflegen sich selbst zu charakterisiren und in dieser Ruͤcksicht ist es uͤberfluͤßig, wenn ein andrer dasselbe Geschaͤft noch einmal verrichtet, was der Autor ohne Zweifel schon gethan haben wird. Jst eine solche Charakteristik indessen, wie sie es immer seyn sollte, ein Kunstwerk, so ist ihr Daseyn zwar nichts weniger als uͤberfluͤßig, aber sie steht ganz fuͤr sich, und ist so unabhaͤngig von der charakterisirten Schrift, wie diese selbst von der in ihr behandelten und gebildeten Materie. Sie duͤrfte dann geschickter seyn, denen, die schon eingeweiht sind, einen noch tieferen Blick in den unerschoͤpflichen Geist eines originellen Gedichts oder einer reellen Philosophie zu geben, als voͤlligen Layen die erste Bekanntschaft mit solchen Mysterien zu verschaffen. Daher wird auch diese hoͤhere Kritik mehr das anerkannt Classische, sey es noch so alt, zum Anlaß und Gegenstand
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