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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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Ansicht durchaus künstlich und nach der Hauptstelle die Dir im Gedächtnisse seyn wird aus dem zuvor von aller Religion entkleideten Rigorismus und der praktischen Consequenz und Cultur gemischt ist -- und am anstößigsten war mir anfänglich die unheilige Form von Virtuosität in der Religion. Doch gehört dies und manches andre, woran Du Dich stoßen wirst, nur zu dem Epideiktischen und Exoterischen, wie Du sehn mußt, sobald Du die Hauptstelle von der Polemik in der fünften Rede in ihrer ganzen Tiefe gefaßt hast. Woher kann aber bey diesem Geiste auch nur eine scheinbare Jrreligion einfließen, wenn diese gleich ihrem Ursprunge nach religiös ist (wie sie es hier seyn muß) und also zuletzt in Religion sich auflöset? -- So viel ich sehn kann nur dadurch, daß er die lebendige Harmonie der verschiedenen Theile der Bildung und Anlagen der Menschheit, wie sie sich göttlich vereinigen und trennen, nicht ganz ergriffen hat. Da muß es ihm fehlen; er hat sich aus Willkühr und um der Virtuosität willen nicht auf gleiche aber doch ähnliche Weise begränzt, wie wir oft durch Natur und Genie die Poesie oder Philosophie begränzt sehn, wo denn auch in den höchsten Erscheinungen ein Rest von Unpoesie oder Unphilosophie bleibt.

Jch rechne alles das zu den Vorzügen des Werks, da ich es durchaus als Jncitament für die Religionsfähigen betrachte. -- Sieh weg von jenen Aeußerlichkeiten, und der religiöse Charakter des Redners ist durchaus schön und groß. Er ist ein Hierophant der die, welche Sinn und Andacht haben, mit Sinn und

Ansicht durchaus kuͤnstlich und nach der Hauptstelle die Dir im Gedaͤchtnisse seyn wird aus dem zuvor von aller Religion entkleideten Rigorismus und der praktischen Consequenz und Cultur gemischt ist — und am anstoͤßigsten war mir anfaͤnglich die unheilige Form von Virtuositaͤt in der Religion. Doch gehoͤrt dies und manches andre, woran Du Dich stoßen wirst, nur zu dem Epideiktischen und Exoterischen, wie Du sehn mußt, sobald Du die Hauptstelle von der Polemik in der fuͤnften Rede in ihrer ganzen Tiefe gefaßt hast. Woher kann aber bey diesem Geiste auch nur eine scheinbare Jrreligion einfließen, wenn diese gleich ihrem Ursprunge nach religioͤs ist (wie sie es hier seyn muß) und also zuletzt in Religion sich aufloͤset? — So viel ich sehn kann nur dadurch, daß er die lebendige Harmonie der verschiedenen Theile der Bildung und Anlagen der Menschheit, wie sie sich goͤttlich vereinigen und trennen, nicht ganz ergriffen hat. Da muß es ihm fehlen; er hat sich aus Willkuͤhr und um der Virtuositaͤt willen nicht auf gleiche aber doch aͤhnliche Weise begraͤnzt, wie wir oft durch Natur und Genie die Poesie oder Philosophie begraͤnzt sehn, wo denn auch in den hoͤchsten Erscheinungen ein Rest von Unpoesie oder Unphilosophie bleibt.

Jch rechne alles das zu den Vorzuͤgen des Werks, da ich es durchaus als Jncitament fuͤr die Religionsfaͤhigen betrachte. — Sieh weg von jenen Aeußerlichkeiten, und der religioͤse Charakter des Redners ist durchaus schoͤn und groß. Er ist ein Hierophant der die, welche Sinn und Andacht haben, mit Sinn und

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[298/0308] Ansicht durchaus kuͤnstlich und nach der Hauptstelle die Dir im Gedaͤchtnisse seyn wird aus dem zuvor von aller Religion entkleideten Rigorismus und der praktischen Consequenz und Cultur gemischt ist — und am anstoͤßigsten war mir anfaͤnglich die unheilige Form von Virtuositaͤt in der Religion. Doch gehoͤrt dies und manches andre, woran Du Dich stoßen wirst, nur zu dem Epideiktischen und Exoterischen, wie Du sehn mußt, sobald Du die Hauptstelle von der Polemik in der fuͤnften Rede in ihrer ganzen Tiefe gefaßt hast. Woher kann aber bey diesem Geiste auch nur eine scheinbare Jrreligion einfließen, wenn diese gleich ihrem Ursprunge nach religioͤs ist (wie sie es hier seyn muß) und also zuletzt in Religion sich aufloͤset? — So viel ich sehn kann nur dadurch, daß er die lebendige Harmonie der verschiedenen Theile der Bildung und Anlagen der Menschheit, wie sie sich goͤttlich vereinigen und trennen, nicht ganz ergriffen hat. Da muß es ihm fehlen; er hat sich aus Willkuͤhr und um der Virtuositaͤt willen nicht auf gleiche aber doch aͤhnliche Weise begraͤnzt, wie wir oft durch Natur und Genie die Poesie oder Philosophie begraͤnzt sehn, wo denn auch in den hoͤchsten Erscheinungen ein Rest von Unpoesie oder Unphilosophie bleibt. Jch rechne alles das zu den Vorzuͤgen des Werks, da ich es durchaus als Jncitament fuͤr die Religionsfaͤhigen betrachte. — Sieh weg von jenen Aeußerlichkeiten, und der religioͤse Charakter des Redners ist durchaus schoͤn und groß. Er ist ein Hierophant der die, welche Sinn und Andacht haben, mit Sinn und

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/308>, abgerufen am 23.11.2024.