Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.und mäßiges Räsonnement hervorzubringen, oder auch nur mit Anstand und Geschmack zu genießen: das sind die gewöhnlichsten Uebel, die aus dieser Quelle entspringen, und die jeder verständige Mann, der das Glück der Gesundheit zu schätzen weiß, nicht ohne das innigste Mitleid ansehen kann. Leider ist es bekannt genug, daß überdies viele ganz gesunde junge Leute sich einbilden, an dieser Krankheit daniederzuliegen, und daß diese sonderbare Art von Hypochondrie, deren Ursache mit Recht in der außerordentlichen Witterung unsers Jahrzehends gesucht worden ist, dem litterarischen Gemeinwesen eben soviel gute Köpfe entzieht, als die Krankheit selbst. Man glaubt daher allen, denen das Beste der deutschen Litteratur aufrichtig am Herzen liegt, wie auch allen wahren Freunden der Jugend einen nicht geringen Dienst zu leisten, wenn man sie auf ein gegen beide Uebel, die leider oft ganz falsch behandelt werden, bewährtes Mittel aufs neue aufmerksam macht. Es ist dieses die bereits rühmlich bekannte antiphilosophische Latwerge, von deren großem Nutzen in den verwickeltsten Fällen die glaubhaftesten Zeugnisse beigebracht werden können. Noch ist es keinem Chemiker gelungen, die wahren Bestandtheile dieses im Grunde sehr einfachen Mittels zu entdecken, indem sich alle durch einen Geschmack nach gesundem Verstand und reifer Erfahrung, der diesem Medikament sehr künstlich beigemischt ist, haben hintergehen lassen, und das Publikum wird hiemit vor allem, was darüber verbreitet worden ist, nachdrücklichst gewarnt. Ein Theil desselben hat sich zwar über die widrige Zähigkeit und das große Volumen dieser trefflichen Arzenei beschwert; man kann aber auf Glauben versichern, daß wegen des Aufbrausens, welches bei der Composition nicht zu vermeiden ist, eine andere Form nicht ausgemittelt werden kann, und diese Eigenschaften vielmehr die Kennzeichen der höchsten Güte und Vortrefflichkeit sind; daher auch der Erfinder es immer weiter darin zu bringen sucht. Die Latwerge wird einzig und allein in Fr. Nikolais Laboratorien zu Berlin und Schöneiche aufrichtig fabricirt, und ist in allen Buchhandlungen und Trödelbuden in Commission zu haben; die und maͤßiges Raͤsonnement hervorzubringen, oder auch nur mit Anstand und Geschmack zu genießen: das sind die gewoͤhnlichsten Uebel, die aus dieser Quelle entspringen, und die jeder verstaͤndige Mann, der das Gluͤck der Gesundheit zu schaͤtzen weiß, nicht ohne das innigste Mitleid ansehen kann. Leider ist es bekannt genug, daß uͤberdies viele ganz gesunde junge Leute sich einbilden, an dieser Krankheit daniederzuliegen, und daß diese sonderbare Art von Hypochondrie, deren Ursache mit Recht in der außerordentlichen Witterung unsers Jahrzehends gesucht worden ist, dem litterarischen Gemeinwesen eben soviel gute Koͤpfe entzieht, als die Krankheit selbst. Man glaubt daher allen, denen das Beste der deutschen Litteratur aufrichtig am Herzen liegt, wie auch allen wahren Freunden der Jugend einen nicht geringen Dienst zu leisten, wenn man sie auf ein gegen beide Uebel, die leider oft ganz falsch behandelt werden, bewaͤhrtes Mittel aufs neue aufmerksam macht. Es ist dieses die bereits ruͤhmlich bekannte antiphilosophische Latwerge, von deren großem Nutzen in den verwickeltsten Faͤllen die glaubhaftesten Zeugnisse beigebracht werden koͤnnen. Noch ist es keinem Chemiker gelungen, die wahren Bestandtheile dieses im Grunde sehr einfachen Mittels zu entdecken, indem sich alle durch einen Geschmack nach gesundem Verstand und reifer Erfahrung, der diesem Medikament sehr kuͤnstlich beigemischt ist, haben hintergehen lassen, und das Publikum wird hiemit vor allem, was daruͤber verbreitet worden ist, nachdruͤcklichst gewarnt. Ein Theil desselben hat sich zwar uͤber die widrige Zaͤhigkeit und das große Volumen dieser trefflichen Arzenei beschwert; man kann aber auf Glauben versichern, daß wegen des Aufbrausens, welches bei der Composition nicht zu vermeiden ist, eine andere Form nicht ausgemittelt werden kann, und diese Eigenschaften vielmehr die Kennzeichen der hoͤchsten Guͤte und Vortrefflichkeit sind; daher auch der Erfinder es immer weiter darin zu bringen sucht. Die Latwerge wird einzig und allein in Fr. Nikolais Laboratorien zu Berlin und Schoͤneiche aufrichtig fabricirt, und ist in allen Buchhandlungen und Troͤdelbuden in Commission zu haben; die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0344" n="334"/> und maͤßiges Raͤsonnement hervorzubringen, oder auch nur mit Anstand und Geschmack zu genießen: das sind die gewoͤhnlichsten Uebel, die aus dieser Quelle entspringen, und die jeder verstaͤndige Mann, der das Gluͤck der Gesundheit zu schaͤtzen weiß, nicht ohne das innigste Mitleid ansehen kann. Leider ist es bekannt genug, daß uͤberdies viele ganz gesunde junge Leute sich einbilden, an dieser Krankheit daniederzuliegen, und daß diese sonderbare Art von Hypochondrie, deren Ursache mit Recht in der außerordentlichen Witterung unsers Jahrzehends gesucht worden ist, dem litterarischen Gemeinwesen eben soviel gute Koͤpfe entzieht, als die Krankheit selbst. Man glaubt daher allen, denen das Beste der deutschen Litteratur aufrichtig am Herzen liegt, wie auch allen wahren Freunden der Jugend einen nicht geringen Dienst zu leisten, wenn man sie auf ein gegen beide Uebel, die leider oft ganz falsch behandelt werden, bewaͤhrtes Mittel aufs neue aufmerksam macht. Es ist dieses die bereits ruͤhmlich bekannte <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">antiphilosophische Latwerge</hi>,</hi> von deren großem Nutzen in den verwickeltsten Faͤllen die glaubhaftesten Zeugnisse beigebracht werden koͤnnen. Noch ist es keinem Chemiker gelungen, die wahren Bestandtheile dieses im Grunde sehr einfachen Mittels zu entdecken, indem sich alle durch einen Geschmack nach gesundem Verstand und reifer Erfahrung, der diesem Medikament sehr kuͤnstlich beigemischt ist, haben hintergehen lassen, und das Publikum wird hiemit vor allem, was daruͤber verbreitet worden ist, nachdruͤcklichst gewarnt. Ein Theil desselben hat sich zwar uͤber die widrige Zaͤhigkeit und das große Volumen dieser trefflichen Arzenei beschwert; man kann aber auf Glauben versichern, daß wegen des Aufbrausens, welches bei der Composition nicht zu vermeiden ist, eine andere Form nicht ausgemittelt werden kann, und diese Eigenschaften vielmehr die Kennzeichen der hoͤchsten Guͤte und Vortrefflichkeit sind; daher auch der Erfinder es immer weiter darin zu bringen sucht. Die Latwerge wird einzig und allein in <hi rendition="#g">Fr</hi>. <hi rendition="#g">Nikolais</hi> Laboratorien zu Berlin und Schoͤneiche aufrichtig fabricirt, und ist in allen Buchhandlungen und Troͤdelbuden in Commission zu haben; die </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [334/0344]
und maͤßiges Raͤsonnement hervorzubringen, oder auch nur mit Anstand und Geschmack zu genießen: das sind die gewoͤhnlichsten Uebel, die aus dieser Quelle entspringen, und die jeder verstaͤndige Mann, der das Gluͤck der Gesundheit zu schaͤtzen weiß, nicht ohne das innigste Mitleid ansehen kann. Leider ist es bekannt genug, daß uͤberdies viele ganz gesunde junge Leute sich einbilden, an dieser Krankheit daniederzuliegen, und daß diese sonderbare Art von Hypochondrie, deren Ursache mit Recht in der außerordentlichen Witterung unsers Jahrzehends gesucht worden ist, dem litterarischen Gemeinwesen eben soviel gute Koͤpfe entzieht, als die Krankheit selbst. Man glaubt daher allen, denen das Beste der deutschen Litteratur aufrichtig am Herzen liegt, wie auch allen wahren Freunden der Jugend einen nicht geringen Dienst zu leisten, wenn man sie auf ein gegen beide Uebel, die leider oft ganz falsch behandelt werden, bewaͤhrtes Mittel aufs neue aufmerksam macht. Es ist dieses die bereits ruͤhmlich bekannte antiphilosophische Latwerge, von deren großem Nutzen in den verwickeltsten Faͤllen die glaubhaftesten Zeugnisse beigebracht werden koͤnnen. Noch ist es keinem Chemiker gelungen, die wahren Bestandtheile dieses im Grunde sehr einfachen Mittels zu entdecken, indem sich alle durch einen Geschmack nach gesundem Verstand und reifer Erfahrung, der diesem Medikament sehr kuͤnstlich beigemischt ist, haben hintergehen lassen, und das Publikum wird hiemit vor allem, was daruͤber verbreitet worden ist, nachdruͤcklichst gewarnt. Ein Theil desselben hat sich zwar uͤber die widrige Zaͤhigkeit und das große Volumen dieser trefflichen Arzenei beschwert; man kann aber auf Glauben versichern, daß wegen des Aufbrausens, welches bei der Composition nicht zu vermeiden ist, eine andere Form nicht ausgemittelt werden kann, und diese Eigenschaften vielmehr die Kennzeichen der hoͤchsten Guͤte und Vortrefflichkeit sind; daher auch der Erfinder es immer weiter darin zu bringen sucht. Die Latwerge wird einzig und allein in Fr. Nikolais Laboratorien zu Berlin und Schoͤneiche aufrichtig fabricirt, und ist in allen Buchhandlungen und Troͤdelbuden in Commission zu haben; die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |